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Neues vom 1.10.2005
Liebe Vogelfreund*innen,
lange Zeit war es still um unsere Schützlinge aus der Übernahme Anfang September. Das lag daran, dass sehr viele Dinge in der Schwebe waren und noch viel mehr organisiert werden musste. Zunächst einmal sei zu erwähnen, dass in der Zwischenzeit das Ergebnis des ersten Krankheitstests eingetroffen ist. Die anhand einer Sammelprobe vom 6. September 2005 gewonnenen Testergebnisse waren negativ in Bezug auf PBFD und die Französische Mauser (Polyoma-Viren). An sich ist das ein Grund zur Freude, nur spricht das Gefieder der Vögel eine andere Sprache. Der behandelnde Tierarzt war der Ansicht, dass die Testergebnisse wenig vertrauenswürdig seien, und er empfahl deshalb eine Wiederholung der Tests – idealerweise für jeden Vogel einzeln und nicht erneut per Sammelprobe.
Wir, also das Vogelrettungs-Team des VWFD* und die Essener Tierschützer, konnten seiner Argumentation folgen und haben daraufhin lange überlegt, wie wir weiter vorgehen sollen. Letztlich haben wir die Entscheidung getroffen, tatsächlich jeden Vogel einzeln testen zu lassen. Da ein Test auf Polyoma- und Circoviren (Letztere verursachen die Krankheit PBFD) pro Vogel etwa 50 Euro kostet, haben wir uns in finanzieller Hinsicht ziemlich viel vorgenommen … Aber wir stehen zum Glück nicht allein da, denn es gibt da draußen unzählige Vogelfreunde, die uns nach Kräften dabei unterstützen, den 43 Vögeln zu helfen.
Am 29. September 2005 meldete die Schatzmeisterin des VWFD einen neuen Spendengelder-Zwischenstand, der uns mehr als begeistert hat. Bis zu jenem Tag war die stattliche Summe von 3468,63 Euro auf dem Konto des VWFD eingegangen. Wir sind überglücklich darüber, denn das Geld wird dringend benötigt, um die Einzeltests sowie die weitere medizinische Behandlung und natürlich das Futter für die Vögel zu finanzieren. Mal kurz für die Rechenfaulen unter Euch: Allein die vielen Virentests werden rund 2150 Euro kosten. Das Labor wird sich sicher freuen …
Diese Einzeltests werden in der 41. Kalenderwoche 2005 stattfinden. Für die Durchführung habe ich bereits einen (sehr langen!) Termin mit einer Tierärztin vereinbart, der ich bei der Probenentnahme zur Hand gehen werde. Damit diese Einzeltests überhaupt einen Sinn ergeben, mussten zuvor sämtliche Vögel erfasst werden, sie mussten sozusagen alle ein „Gesicht“ bekommen. Deshalb habe ich den Vögeln in ihrer Pflegestelle bei der Essener Tierschützerin mehrere Besuche abgestattet, um mir Notizen über unveränderliche körperliche Merkmale zu machen und die Tiere zu fotografieren. Auf meiner Festplatte liegen inzwischen über 300 Fotos, aus diesem Fundus habe ich eine Kartei erstellt, die seit gestern Abend online ist: Übersicht über die 43 Wellensittiche. Und mithilfe dieser Kartei spiele ich nun fleißig „Vogel-Memory“, damit ich am Tag der Probenentnahme jeden der Vögel zweifelsfrei und schnell identifizieren kann. Das ist nur über das Aussehen möglich, beringt ist keiner der vielen Wellensittiche.
Da die Essener Tierschützer, bei denen die Vögel derzeit untergebracht sind, in den vergangenen Tagen zahlreiche weitere Notfalltiere aufgenommen haben, wird es in den Räumen langsam eng. Aus dem Grunde haben wir uns mit den Tierschützern dahingehend geeinigt, dass wir etwa ab der 42. Kalenderwoche, also wenn die Einzeltestergebnisse voraussichtlich vorliegen werden, vorübergehende Pflegeplätze und natürlich auch ein endgültiges Zuhause für die Vögel suchen werden. Zunächst einmal liegt unser Augenmerk aber darauf, die Vögel gruppenweise auf Pflegeplätze zu verteilen, die eine Quarantäne einhalten können. Von dort aus können die Wellensittiche dann nach und nach ohne Zeitdruck in ihr endgültiges Zuhause vermittelt werden.
Ach ja, und heute habe ich den Vögeln erneut einen Besuch abgestattet. Dabei habe ich vor allem nach denen geschaut, die in den vergangenen Wochen leider erkrankt sind. Hier kommen die neusten Nachrichten zu den einzelnen Vögeln.
Balou
Der kleine graue Vogelmann namens Balou, der anfangs an einer schweren Infektion gelitten hat und dann auch noch Probleme mit seinem Zentralen Nervensystem zu haben schien, so dass er ständig torkelte und sich nicht auf der Stange halten konnte, ist inzwischen kerngesund und fröhlich. Er hat mir heute ein kleines Liedchen vorgesungen und dabei kräftig mit dem Kopf genickt. Das hat ihn nicht von der Stange fallen lassen – noch vor einiger Zeit wäre das undenkbar gewesen. Der kleine Charmeur hat schon viele Herzen erobert, weshalb er bereits für eine Vermittlung reserviert ist.
Dolores
Die Vogeldame, die anfangs die Nummer 31 trug und deren Augenlid am Tag der Inobhutnahme einen schlimm entzündeten Riss hatte, ist vollständig genesen. Dolores – so heißt die hübsche Lady nun – durfte aus der Krankenstation ausziehen und ist seit einigen Tagen bei ihren Freunden. Es hat sich herausgestellt, dass sie zu den wenigen Fliegern gehört, in deren Voliere sie nun untergebracht ist. Natürlich hat sich die blaue Henne auch sehr darüber gefreut, dass sie nicht mehr ständig für Behandlungen ihres Auges mit klebriger Salbe eingefangen werden muss. Damit hat sie sicherlich schon ein deutliches Stück Lebensqualität zurückgewonnen.
Vogel 23
Geradezu erstaunlich gut hat sich das Gefieder von Vogel 23 entwickelt. Noch vor zwei Wochen waren am Bauch die Dunen sichtbar, weil das blaue Körpergefieder so löchrig und dünn war. Vermutlich aufgrund des guten und vitaminreichen Futters und natürlich auch dank einer gehörigen Portion Glück sind dem Vogel viele neue Federn gewachsen, so dass seine Vorderseite nun vollständig mit blauen Federn bedeckt ist. Leider ist diese Wellidame der einzige Vogel, bei dem sich der Gefiederzustand verbessert hat. Und wir haben noch keinen Namen für sie gefunden, arbeiten aber daran.
Vogel 1 und Vogel 2
Eine nicht ganz so schöne Nachricht gibt es über das Paar, das aus Vogel 1 und Vogel 2 besteht. Das Männchen (Vogel 2) kann nicht fliegen, seine Frau hingegen schon. Wir müssen also nach Möglichkeit mithilfe lieber Tierfreunde versuchen, ein Zuhause zu finden, das beiden Vögeln gerecht wird. Sprich wir hoffen darauf, ein Zuhause zu finden, das nicht nur für fliegende Vögel, sondern auch für Fußgänger wie Vogel 2 bestens ausgestattet ist. Es wäre einfach schlimm, die beiden getrennt vermitteln zu müssen, nur weil der arme Vogelmann nicht fliegen kann. Das wollen wir unbedingt verhindern.
Vogel 8 und Vogel 41
Apropos Paar … In der Voliere der Tierschützer hat es zwischen Vogel 8 und Vogel 41 mächtig gefunkt. Sie sind recht bald ein Paar geworden, turteln ständig miteinander und gehen häufig sogar noch ein paar Schritte weiter. Während ich heute bei den Vögeln nach dem Rechten gesehen habe, haben sich die beiden gleich zweimal miteinander vergnügt, so dass der Ast, auf dem sie saßen, ziemlich ins Schwanken geriet … 😉 Anschließend war dann ausgiebiges Kraulen angesagt. Von den Artgenossen, mit denen sie sich ihre Behausung teilen, haben sie sich nicht stören lassen. Sie hatten nur Augen für den jeweils anderen.
Weitere Vögel
Am Ende sei noch erwähnt, dass Vogel 40 von seiner schweren Atemwegsinfektion vollständig genesen ist. Er turnt aufgedreht durch seinen Käfig, den er sich mit Balou teilt, weil die beiden derzeit aufgrund ihrer schweren vorangegangenen Erkrankungen unter besonders aufmerksamer Beobachtung stehen. Auch die Vögel Nummer 32, Nummer 24 und Nummer 38 sind wieder ganz gesund geworden. Sie hatten vor zwei Wochen alle drei mit Erbrechen zu kämpfen.
Derzeit sind also alle 43 Vögel gesund und munter – von einer eventuell vorhandenen Viruserkrankung einmal abgesehen, die das Gefieder vieler Wellis zerstört haben könnte. Wie weiter oben bereits erwähnt, gehen wir der Sache auf den Grund. Demnächst erfahren Sie an dieser Stelle und im VWFD-Forum* mehr, sobald es weitere Neuigkeiten gibt.
Das Titelbild dieser Seite zeigt die Wellensittichdame Erin.
* Das Forum des VWFD wurde im Jahr 2021 geschlossen, ebenso wie der gleichnamige Verein leider aufgelöst wurde.