Zerrungen und Sehnenverletzungen

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!

Verletzungen der Sehnen und der Muskulatur können bei Vögeln relativ leicht entstehen, weil die Tiere sehr agil sind und deshalb immer ein gewisses Risiko gegeben ist, dass sie einen Unfall erleiden. Bleiben sie beispielsweise mit einer zu langen Kralle in Textilien hängen, versuchen sie das Bein durch ruckartiges Ziehen zu befreien. Dabei können sie sich Sehnen und/oder Muskeln zerren. In besonders schweren Fällen kann es sogar zu Sehnenabrissen oder Muskelrissen kommen. Solche Verletzungen müssen von einem vogelkundigen Tierarzt behandelt werden, wobei die Heilungschancen in aller Regel von der Schwere der Verletzungen abhängen.

Ursachen

Aufgrund einer Zerrung im Fuß ist dieser stark geschwollen und gerötet.
Aufgrund einer Zerrung im Fuß ist dieser stark geschwollen und gerötet.

Mögliche Ursachen für Muskel- oder Sehnenverletzungen sind Zusammenstöße während des Fluges, Rangeleien unter Artgenossen oder – wie bereits weiter oben beschrieben – das Hängenbleiben mit der Kralle zum Beispiel in Textilien. Auch mit den Fußringen können Vögel an verschiedenen Gegenständen hängen bleiben. Das in der Nähe dieses Absatzes gezeigte Wellensittichmännchen ist beim Freiflug in Schwierigkeiten geraten, weil es mit seinem Fußring hängen geblieben ist. Beim Versuch, sich selbst aus der misslichen Lage zu befreien, hat der Vogel den Ring so weit nach oben geschoben, dass er die Blutzufuhr in seinem Bein stark beeinträchtigte. Zudem fügte sich der Vogel bei den Befreiungsversuchen selbst eine Zerrung seiner Sehnen sowie innere Gewebeverletzungen zu, der Fuß schwoll stark an. Glücklicherweise bemerkte sein Halter die Notsituation rasch, sodass dem Vogel durch einen Tierarzt geholfen werden konnte, bevor die Abschnürung weitere Komplikationen hätte verursachen können.

Sehnen- und Muskelverletzungen erkennen

Verletzungen der Muskulatur oder der Sehnen betreffen in den meisten Fällen eines der Beine der Vögel, aber auch die Flügel können betroffen sein. Bei einer Flügelverletzung meiden die betroffenen Tiere das Fliegen, meist hängt die erkrankte Schwinge herab. Ist ein Bein verletzt, wird es oft zum Bauch gezogen und geschont. Beim Laufen oder Klettern humpelt der Vogel aufgrund der durch die Verletzung verursachten Schmerzen mehr oder minder stark. Manche Tiere geben sogar jammernde beziehungsweise quietschende Laute von sich, wenn sie laufen oder gar klettern müssen. Auch kann es vorkommen, dass Vögel, die an einer Muskelverletzung oder Zerrung in einem ihrer Beine leiden, Äste nicht mehr umgreifen können. Oft schwellen die verletzten Beine an bestimmten Stellen stark an oder weisen deutliche Rötungen auf.

Der folgende Film zeigt einen Katharinasittich, der sein linkes Bein schont und ins Gefieder gezogen hat. Als er zu laufen beginnt, humpelt er beim ersten Schritt merklich. Der Grund für sein Hinken war eine Sehnenverletzung im Bein.

Behandlung

Das rechte Bein dieses Wellensittichs ist gezerrt, weshalb es der Vogel in der typischen Schonhaltung nach oben zieht und entlastet.
Das rechte Bein dieses Wellensittichs ist gezerrt, weshalb es der Vogel in der typischen Schonhaltung nach oben zieht und entlastet.

Vögel, die an einer Zerrung oder an einer Verletzung ihrer Muskulatur leiden, müssen unbedingt von einem vogelkundigen Tierarzt untersucht werden. Anderenfalls können nicht mehr heilbare Lähmungen, Versteifungen oder Bewegungsstörungen entstehen. In besonders komplizierten Fällen muss ein betroffener Vogel operiert werden. Meist reicht es jedoch aus, dem Tier Medikamente zu verabreichen, die die Heilung des verletzten Gewebes fördern und ihm Ruhe zu gönnen. Eine vollständige Ruhigstellung des betroffenen Körperteils ist fast nie sinnvoll, da es dadurch zu Versteifungen kommen kann. Eine Schmerztherapie hat sich in vielen Fällen als ausgesprochen hilfreich erwiesen, da die Vögel dadurch an Lebensqualität gewinnen und nicht in eine Schonhaltung verfallen, die zu Komplikationen wie Versteifungen oder Bewegungsstörungen führen kann. Bei schweren Verletzungen kann die Schmerztherapie allerdings dazu führen, dass die erkrankten Vögel die verwundeten Körperteile zu früh zu stark belasten, was die Heilung verzögern oder den Gesundheitszustand verschlechtern könnte.

Als ergänzende Maßnahme zur vom Tierarzt verordneten Therapie kann es sinnvoll sein, dem erkrankten Vogel Traumeel über das Trinkwasser einzugeben. Dieses homöopathische Präparat unterstützt die Heilung und kann auch von den Artgenossen des verletzten Vogels aufgenommen werden. Hinsichtlich der Dosierung sollten Sie sich von einem Tierarzt oder einem Tierheilpraktiker beraten lassen.

Weitere Hilfe für den erkrankten Vogel

Infolge einer Zerrung ist der rechte Fuß dieses Wellensittichs angeschwollen.
Infolge einer Zerrung ist der rechte Fuß dieses Wellensittichs angeschwollen.

Leidet ein Vogel beispielsweise an Schmerzen im Bein, kann das Stehen auf normalen Stangen auf die Dauer anstrengend für ihn sein, denn er schont die verletzte Extremität. Die einseitige Belastung kann auf die Dauer zu Hautreizungen der Fußsohle am gesunden Bein führen, wodurch schmerzhafte Druckstellen oder Sohlengeschwüre entstehen können. Um dies zu vermeiden und dem Vogel den Alltag zu erleichtern, sollte man ihm gepolsterte Sitzstangen oder Liegebrettchen beziehungsweise weiche Vogelliegen anbieten. Weitere Informationen zum Thema finden Sie Birds-Online-Rubrik über Vögel mit Handicaps.