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Wo bekommt man Wellensittiche?
Wer Wellensittiche kaufen oder adoptieren möchte, dem bieten sich verschiedene Möglichkeiten, die in diesem Kapitel vorgestellt werden. Je nachdem, was dem Interessenten besonders wichtig ist, können sie aus dessen Perspektive unterschiedlich vorteilhaft sein. Vor dem Hintergrund des Tierschutzes und der tiergerechten Haltung sei vorab grundsätzlich angemerkt:
Bitte adoptieren oder kaufen Sie keine Vögel für eine Einzelhaltung. Wellensittiche und die meisten anderen Vogelarten sollten nicht einzeln gehalten werden, weil sie mindestens einen (gegengeschlechtlichen) Artgenossen benötigen, um ein zufriedenes Leben führen zu können. Ein Mensch kann keinen zweiten Vogel ersetzen. Lesen Sie dazu bitte auch die Rubrik gegen Einzelhaltung.
Direktverkauf beim Züchter
Es gibt viele Züchter, die ihre Vögel für teils sehr kleine Beträge zum Verkauf anbieten. Annoncen finden sich beispielsweise auf Online-Plattformen wie Kleinanzeigen.de oder lokalen Marktplätzen sowie ganz klassisch in Zeitungsannoncen. Hierbei ist unbedingt darauf zu achten, ob es sich um seriöse Angebote oder um Offerten teils regelrecht skrupelloser „Vermehrer“ handelt. Darüber hinaus bieten manche Züchter ihre Tiere über ihre eigenen Websites an; viele von ihnen sind sehr engagiert und somit seriös.
Vor allem für Käufer, die gern besonders junge Vögel erwerben möchten, sind Züchter oft die bevorzugte Anlaufstelle. Denn in aller Regel werden junge Vögel verkauft, in den entsprechenden Anzeigen wird häufig das Wort „nestjung“ verwendet. Es kann jedoch äußerst problematisch und für die Vögel lebensgefährlich sein, wenn sie zu jung verkauft werden und sich noch nicht selbstständig ernähren können. Mehr Hinweise zu diesem Thema finden Sie hier. Im Sinne der Sicherheit der Vögel ist es daher sinnvoller, keine nestjungen, sondern „nur“ junge Wellensittiche zu kaufen, also Tiere, die mindestens sechs bis acht Wochen alt sind. Verantwortungsvolle Züchter sehen dies genauso und geben keine jüngeren Vögel ab. Sie achten strikt darauf, dass die in den Verkauf gegebenen Wellensittiche bereits futterfest sind.
Bei Züchtern lassen sich aber oftmals nicht nur Jungtiere erwerben, sondern in manchen Fällen auch ältere Vögel. Wenn beispielsweise die Zucht verkleinert werden soll oder der Züchter seine Aufmerksamkeit künftig auf bestimmte Farbschläge richten möchte, werden ältere, nicht mehr benötigte Zuchttiere in den Verkauf gegeben. Falls also ein bereits etwas älterer Vogel gesucht wird, weil beispielsweise ein mehrere Jahre alter Wellensittich plötzlich verwitwet ist, kann man mitunter bei Züchtern fündig werden und muss nicht auf Jungtiere zurückgreifen. Diese passen als neue Gesellschaft in vielen Fällen nicht optimal zu älteren Wellensittichen, siehe auch das Kapitel über einen neuen Partnervogel für einen einsamen Wellensittich.
Apropos Farbschläge: Es gibt eine ganze Reihe von Züchtern, die sich auf bestimmte Farbvarianten der Wellensittiche spezialisiert haben und beispielsweise ausschließlich die hübsch anzusehenden und besonders farbenfrohen Rainbow-Vögel anbieten. Daneben gibt es Züchter, die nur besonders große Standardsittiche züchten und solche, die lieber die kleinen „Hansi-Bubis“ mögen und deshalb entsprechend zierliche Vögel abzugeben haben.
Einige Züchter werben außerdem mit „superzahmen“ Jungvögeln. Es mag verlockend sein, Wellensittiche zu kaufen, die man nicht einmal mehr selbst zähmen muss. Hierbei ist allerdings zu bedenken, dass es leider einige schwarze Schafe unter den Züchtern gibt, die ihre Tiere regelrecht hungern lassen, um sie dann mit Futter gefügig zu machen. Diese Praxis sollten Sie durch Vogelkäufe nicht unterstützen. Hierzu möchte ich Ihnen vor allem den ersten Teil einer zweiteiligen Artikelserie des Züchters Frank Steinkamp im WP-Magazin empfehlen. In der Ausgabe 4/2018 dieser Zeitschrift veröffentlichte er diesen ersten Teil seines Beitrags „Die Wahrheit über handzahme junge Wellensittiche (Teil 1)“, siehe Heftinfos beim Verlag.
Zudem sei erwähnt, dass es nicht alle Züchter mit der Hygiene und Gesundheitsvorsorge für ihre Vögel so genau nehmen, wie man es sich als Kunde wünschen würde. Deshalb sollte vor der Kaufentscheidung unbedingt auf die Sauberkeit der Verkaufskäfige sowie auf den Gesundheitszustand der Vögel geachtet werden.
Verkauf im Zoofachhandel und in Gartenmärkten mit Tierabteilungen
Die im Zoofachhandel oder in Gartenmärkten mit Tierabteilung angebotenen Wellensittiche sind in aller Regel rund fünf bis sechs Wochen alt und damit äußerst jung. Diese Tiere stammen von Züchtern, die für gewöhnlich sehr viele Vögel haben und sich selbst nicht die Mühe machen möchten, die Jungtiere zu verkaufen. Das heißt, die Vögel, die in den Käfigen von Zoofachgeschäften sitzen, haben bereits einen Umgebungswechsel hinter sich. Sehr sensible Gemüter unter den Tieren können dadurch bereits ein wenig traumatisiert sein. Wer solche Tiere mit nach Hause nimmt, wird in der ersten Zeit nur schwer Zugang zu seinen neuen Hausgenossen erlangen können, da solche Vögel oftmals extrem verängstigt und schreckhaft sind.
Gerade weil viele Menschen ihre Vögel bewusst im Zoofachgeschäft kaufen, weil sie sich vermeintlich leicht zu zähmende Jungvögel wünschen, kann die Enttäuschung dann besonders groß sein. Schließlich entspricht ein traumatisierter, schwer zugänglicher Vogel ganz und gar nicht diesem „Idealbild“. Seien Sie sich also dessen bewusst, dass die Tatsache, einen jungen Vogel zu kaufen, niemals ein hundertprozentiger Garant für eine leichte Zähmbarkeit ist.
Relativ häufig kommt es zudem vor, dass in Zoogeschäften Vögel angeboten werden, die viel zu früh von ihren Eltern getrennt wurden und noch nicht futterfest sind. Das kann diese Wellensittiche im schlimmsten Fall das Leben kosten. Lesen Sie hierzu bitte das Kapitel über den Kauf nestjunger Wellensittiche.
Mitunter gelangen auch ältere Wellensittiche in den Verkauf des Zoofachhandels. Weil bei zahlreichen Käufern die jungen Artgenossen viel begehrter sind, kann es geschehen, dass die älteren Vögel zu einem reduzierten Preis angeboten werden. Dies geschieht deshalb, weil nach wie vor das unsinnige Vorurteil herrscht, ältere Vögel könne man nicht zähmen. Ich persönlich empfinde dieses Vorgehen als diskriminierend, weil auch Altvögel mit Geduld und liebevoller Zuneigung zahm werden. Noch verabscheuenswürdiger finde ich die Unart, Weibchen zu günstigeren Preisen zu verkaufen als Männchen. Angeblich werden die gefiederten Damen nicht so zutraulich wie ihre männlichen Artgenossen. Das ist ein Irrtum, aus dem leider noch immer viel zu viele Anbieter Profit schlagen. Wie kann das sein? Die augenscheinlich preisgünstigeren Weibchen sind keine Schnäppchen, sondern in Wahrheit werden die Männchen mit einem teils satten Preisaufschlag angeboten. Weil dies basierend auf einer Unwahrheit geschieht, wird hier der Käufer oftmals bewusst getäuscht und abgezockt – und das auf Kosten der Vögel.
Achten Sie beim Kauf unbedingt auf die Sauberkeit der Verkaufskäfige und halten Sie Ausschau nach krank wirkenden Vögeln. Falls Sie viele kränkliche Tiere sehen, ist es ratsam, Abstand vom Kauf zu nehmen, weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass auch die vermeintlich nicht kranken Tiere im selben Käfig Krankheitserreger in sich tragen.
Vögel aus dem Tierheim, von Verkaufsplattformen oder dem Tierschutz
Beim Thema Vogelkauf denken die meisten Menschen praktisch ausschließlich an Zoohandlungen oder Züchter als Bezugsquellen für die gefiederten Hausgenossen. Drei weitere Möglichkeiten lassen leider viele Kaufinteressenten außer Acht: das Tierheim sowie Online-Vermittlungsforen für Vögel, die ihr Zuhause umständehalber verloren haben oder die von aktiven Tierschützern vermittelt werden. Außerdem werden auf Verkaufsplattformen wie Kleinanzeigen.de oft Vögel inseriert. Auf den genannten Wegen werden unzählige liebenswerte, häufig schon ein wenig ältere Wellensittiche aus zweiter Hand angeboten, die mehr oder minder dringend ein neues Zuhause benötigen. Solche Tiere haben eine Chance verdient und sind insbesondere dann, wenn ein verwitwetes älteres Tier neu vergesellschaftet werden sollte, oft eine bessere Wahl als ein nestjunger Vogel vom Züchter.
Gegenüber Vögeln aus zweiter Hand gibt es das Vorurteil, dass sie „verdorben“ sind, also beispielsweise bissig, nicht zahm oder in anderer Weise verhaltensauffällig und damit „unattraktiv“. Doch nur in wenigen Fällen treffen diese Vorurteile tatsächlich zu. Es ist keineswegs so, dass sämtliche Vögel im Tierheim gelandet sind oder über Online-Foren vermittelt werden sollen, weil sie nicht zahm wurden oder dass sie zu kleinen „Nervensägen“ geworden sind, weil ihr Vorbesitzer sie nicht mehr haben wollte. Wer sich einmal näher mit dieser Thematik befasst hat, der weiß, dass es zahlreiche Möglichkeiten dafür gibt, weshalb ein Vogel zu einem Tierschutzfall werden oder im Tierheim landen kann. Oft stecken Schicksalsschläge der früheren Halter dahinter, die plötzlich schwer oder gar tödlich erkrankt sind und ihre Tiere nicht mehr selbst pflegen können. Menschen, die ihre Tiere über alles geliebt haben, könnten plötzlich eine schwere Allergie entwickelt haben und gezwungen gewesen sein, ihre Vögel wegzugeben. Oder ein Paar hat sich getrennt, wodurch sich die Wohnsituation drastisch geändert hat und das Halten von Vögeln nicht mehr möglich war – Fälle wie diese gibt es zuhauf. Die Tiere können in aller Regel nichts dafür und haben es verdient, in ein schönes Zuhause zu kommen.
Auf der anderen Seite wäre es aber auch falsch, den Wunsch, ein Jungtier vom Züchter oder aus dem Zoohandel zu beziehen, grundsätzlich zu verteufeln. Junge Vögel sind ungemein charmant und es fällt daher leicht, sich in sie zu „verlieben“. Soll ein ebenfalls noch junger Vogel vergesellschaftet werden, spricht nichts dagegen, ein Jungtier zu erwerben oder aus zweiter Hand zu adoptieren. Letzteres mag irritierend klingen, aber mitunter werden sogar Jungvögel zu Tierschutzfällen, wenn beispielsweise aus Tierschutzgründen Zuchtanlagen geschlossen werden. Es gibt in Sachen Vogelangebot praktisch nichts, was es nicht gibt – alle erdenklichen Fälle können vorkommen.
Tipps für Anlaufstellen, um Vögel aus zweiter Hand zu finden
Sie interessieren sich dafür, einem Vogel aus zweiter Hand eine Chance zu geben? Sie fürchten sich nicht davor, ein Tier mit „Vorgeschichte“ aufzunehmen? Das ist wundervoll! Glücklicherweise gibt es im Internet zahlreiche Plattformen, auf denen sich die Suche lohnt. Falls Sie bei Facebook aktiv sind, schauen Sie sich doch in einer der Notfeder-Gruppen um.
Beispiele für Online-Vermittlungsplattformen sind:
Tiere auf Vogelbörsen kaufen
In vielen Städten werden in regelmäßigen Abständen sogenannte Vogelbörsen abgehalten, die meist von Züchtervereinen ausgerichtet werden und normalerweise durch das zuständige Veterinäramt genehmigt wurden. Diese Veranstaltungen werden vor allem von Züchtern besucht, die bei ihresgleichen neue Tiere für ihre eigenen Bestände einkaufen möchten. Als normaler Vogelhalter ohne Zuchtambitionen kann man dort selbstverständlich ebenfalls Tiere kaufen. Sie sind meist jung und haben zudem in aller Regel schöne Farben oder es sind besonders große Standardsittiche.
Vogelkauf auf dem Flohmarkt oder Trödelmarkt
Auf Flohmärkten werden leider in zunehmendem Maße Tiere verkauft, darunter nicht nur Wellensittiche, sondern auch andere exotische Vögel. Diese Tiere gelangen in manchen Fällen illegal nach Deutschland und stammen nicht selten aus riesigen osteuropäischen Zuchtbetrieben. Bitte kaufen Sie niemals Wellensittiche oder andere Tiere zweifelhafter Herkunft auf einem Floh- oder Trödelmarkt!
Gerade bei Vögeln, die zu geschützten Arten gehören und CITES-Papiere benötigen, besteht die Gefahr, dass diese Unterlagen gefälscht sein könnten. Darüber hinaus kann es leicht geschehen, dass Sie einen kranken Vogel erwerben, da die riesigen Zuchtfarmen oftmals alles andere als hygienisch betrieben werden. Durch den Kauf eines Vogels auf dem Trödelmarkt oder Flohmarkt unterstützen Sie somit unter Umständen die finsteren Machenschaften jener Vogelschmuggler und zwielichtigen Züchter im Ausland. Davon ist dringend abzuraten!