Yoko

An den Flügeln hat der ansonsten gelb gefärbte Yoko einen Anflug von braun.
An den Flügeln hat der ansonsten gelb gefärbte Yoko einen Anflug von braun.

In seinem früheren Zuhause hatte es Yoko sehr gut. Er lebte mit mehreren Katharinasittichen zusammen und war sehr munter. Leider wurde genau das zum Problem für eine seiner Gefährtinnen. Sie litt an einer schweren Herzerkrankung und wäre daran beinahe gestorben. In der Vogelklinik wurde der Halterin mitgeteilt, dass die gefiederte Patientin künftig keinen Stress mehr haben dürfe. Yoko wurde daraufhin separiert, damit er sie in Ruhe ließ. Dadurch erholte sich zwar das Vogelweibchen, aber Yoko litt unter der Situation, weil er sich vermutlich massiv eingeschränkt gefühlt hat. Einer von beiden würde in ein neues Zuhause ziehen müssen, um den Bedürfnissen beider Vögel gerecht zu werden. Also stand die Halterin vor einer schwierigen Entscheidung. Das herzkranke Weibchen der Aufregung eines Umgebungswechsels auszusetzen, wäre zu gefährlich gewesen. Deshalb war die einzig sinnvolle Lösung, nach einem Platz für Yoko zu suchen, wo er mit seinem aktiven Verhalten keinen Artgenossen schaden würde und wieder glücklich werden könnte.

Die Hängemattenschaukel gehört zu Yokos Lieblingsplätzen.
Die Hängemattenschaukel gehört zu Yokos Lieblingsplätzen.

Im Februar 2021 erfuhr ich davon, dass für Yoko ein Zuhause gesucht wurde. Weil meine zu dieser Zeit fünf Katharinasittiche zwar harmonisch zusammenlebten, Fiorella aber unverpaart und damit oft das buchstäbliche fünfte Rad am Wagen war, sollte ein Männchen einziehen. Ich hoffte, Herr Unbekannt und Frau Fiorella würden sich ineinander verlieben. Auf mich wirkte Yoko auf den Fotos wie ein perfekter Kandidat. Weil ich Fiorella dazu nicht befragen konnte, musste ich entscheiden, ob es einen Versuch wert wäre. Ich stimmte zu und hoffte, Yoko bald bei mir empfangen zu können. Obwohl er nicht einmal 5 km entfernt wohnte, war aber in den nächsten zwei Wochen ein Umzug leider nicht möglich. Es hatte so stark geschneit, dass viele Straßen in meiner Heimatstadt kaum bis gar nicht befahrbar waren. Wir mussten deshalb warten, bis die Straßen wieder frei waren und ein Transport des Vogels somit sicher war.

Yoko und seine Partnerin Fiorella (rechts).
Yoko und seine Partnerin Fiorella (rechts).

Am 18. Februar 2021 war der große Tag gekommen und Yoko lernte sein neues Zuhause kennen. Mit den anderen Katharinasittichen verstand er sich auf Anhieb gut. Sehr zu meiner Freude war Fiorella gleich an ihm interessiert – und er war erst einmal verschreckt, weil sie so selbstbewusst auf ihn zumarschierte und für ihn sang. Er saß wie versteinert da und tat rein gar nichts. Wandte sich Fiorella ab, schaute er ihr schmachtend hinterher. Zum Glück dauerte es nur wenige Tage, bis das Eis gebrochen war und auch er sich traute, sich ihr zu öffnen. Seither sind sie wie erhofft ein Paar und sie kraulen einander oft stundenlang. Außerdem hat sich Yoko eng mit Juan angefreundet. Die beiden Herren sind gewissermaßen beste Kumpels.

Ein Tag ohne Karottenmahlzeit ist für Yoko nicht denkbar.
Ein Tag ohne Karottenmahlzeit ist für Yoko nicht denkbar.

Anders als der Großteil meiner anderen Vögel ist Yoko nicht gehandicapt. Er kann perfekt fliegen und erfreut sich allerbester Gesundheit. Dass seine Partnerin Fiorella nicht richtig fliegen kann, kleinwüchsig ist und schiefe Füße hat, stört ihn nicht im Geringsten. Manchmal ruft er sie, wenn er in seiner geliebten Hängemattenschaukel liegt. Dorthin kann sie ihm leider nicht folgen, weil diese Schaukel nur fliegend zu erreichen ist. Wenn Fiorella gerade gute Laune hat, lässt sie sich von mir dorthin tragen und dann kuscheln die beiden Vögel ausgiebig an diesem besonderen Platz. Abgesehen davon, dass er gern Zeit mit Fiorella und den anderen Katharinasittichen verbringt, widmet sich Yoko jeden Morgen ausgiebig den Karottenstücken, die ich den Vögeln serviere. Er liebt das Wurzelgemüse und schließt beim Knabbern oft genießerisch die Augen. Wer ihn in einem solchen Moment stört, erlebt ihn ausnahmsweise ein wenig ungehalten. Normalerweise ist er immer friedlich und freundlich, ein ganz toller Katharinasittichmann eben.

Seinen Namen hat Yoko in seinem früheren Zuhause erhalten. Eigentlich ist es in Japan ein weiblicher Vorname, weshalb er für ein Vogelmännchen ungewöhnlich ist. Eine der Bedeutungen des Wortes lautet „Sonnenschein“, was perfekt zur schönen Farbe des freundlichen Vogelmännchens passt. Deshalb wurde er entsprechend benannt.