Arani
Als sie im November 2021 aus ihrem Ei schlüpfte, wurde Arani in ein Zuhause geboren, in dem man sich leider nicht sonderlich viel aus ihren Bedürfnissen von Wellensittichen machte. Sie, ihre Eltern und Geschwister wurden so übel behandelt, dass einige ihrer Verwandten kurz nach Weihnachten starben. Weil andere Menschen auf das Leid der Tiere in diesem Haushalt aufmerksam geworden waren und um Hilfe gebeten hatten, wurde die gerade erst flügge gewordene Arani gemeinsam mit den überlebenden anderen Vögeln schließlich gerettet. Das Team des Tierheims in Solingen kümmerte sich rührend um sie. Wegen ihrer Spreizbeinchen wurde sie einem vogelkundigen Tierarzt vorgestellt, der die Beine bandagierte und zusammenband. Es bestand die Hoffnung, dass sich die Fehlstellung vielleicht doch noch richten würde.
Eine der Mitarbeiterinnen des Tierheims war damals meine Nachbarin. Die junge Frau erzählte mir von Arani und ich sagte zu, sie zu adoptieren. Am 13. Januar 2022 kam sie zu mir. Sie war verängstigt, hatte noch immer eine kahle Stelle am Hals, die von Misshandlungen durch ihre Vorbesitzer zeugte, und sie konnte wegen der zusammengebundenen Beine anfangs nur liegen. Weil sie ansonsten gesund war, durfte sie gleich in mein Vogelzimmer einziehen, wo sie von den anderen Vögeln sofort in den Schwarm aufgenommen wurde.
Das tat ihr sehr gut und sie wurde innerhalb weniger Tage viel mutiger. Sie versuchte nicht nur, auf ihren zusammengebundenen Beinchen zu stehen. Auch das Fliegen übte sie und sie knüpfte fleißig Kontakte zu den anderen Vögeln. Vor Menschen hatte sie Angst und reagierte auf Annäherungen mit Bissen, was mich nicht wunderte. Ich respektierte das und ließ sie selbst entscheiden, wie nah ich ihr kommen durfte, ohne dass sie sich zu sehr gestört fühlte. Bald schon hat sie das verstanden und ihre Angst mir gegenüber verschwand nach und nach.
Obwohl sie noch so jung war, hatte sie schon unfassbare Grausamkeiten erleben müssen, über die ich hier lieber nicht sprechen möchte. Trotzdem war Arani fröhlich und sogar besonders einfühlsam, wenn es anderen Vögeln ihres neuen Schwarms nicht gut ging. Mein blindes Katharinasittichweibchen Rafaela hatte sich einer Bauchoperation unterziehen müssen und es ging ihr anfangs nicht gut. Arani flog zu ihr und kraulte ihr Köpfchen. Es war der jungen Vogeldame völlig egal, dass Rafaela kein Wellensittich war. Wichtig war nur, dass sie Unterstützung brauchte, und die gab Arani ihr.
Nach einigen Wochen kam der große Tag: Ich entfernte die Beinbandage und hoffte, Arani würde stehen können. Und das konnte sie! Ihre Beine waren fast ganz gerade geworden, was lange Zeit so blieb. Erst nach etwa 1,5 Jahren begann das linke Bein wieder ein wenig nach außen zu rutschen, weshalb Arani inzwischen sehr watschelig und breitbeinig läuft. Doch sie kann trotzdem laufen und klettern, was viele Vögel, deren Beinfehlstellungen im Kükenalter nicht behandelt wurden, nicht können.
Aus Arani ist eine sehr selbstbewusste Vogeldame geworden. Sie weiß sich durchzusetzen, reagiert aber oft leider übermäßig heftig, wenn ihr etwas nicht gefällt. Das ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass sie als Küken misshandelt worden ist. Wenn sie Lust hat, klettert sie auf meine Hand. Falls nicht, muss ich die Finger schnell wegziehen, weil sie sehr fest zubeißt. Demnach bekomme auch ich die Nachwirkungen der früheren Misshandlung zu spüren, wenn ich nicht aufpasse.
An den Männchen des Schwarms hatte sie in der ersten Zeit kaum Interesse. Doch letztlich verliebte sie sich in Phil und war einige Monate seine Partnerin, bis er bedauerlicherweise Ende Januar 2024 starb. Vielleicht findet Arani ja irgendwann einen neuen Partner in meinem Vogelschwarm. Mit Hüterich gibt es da einen Interessenten, aber so recht konnte er sie bisher nicht von seinen Qualitäten überzeugen. Die meiste Zeit verbringt Arani ohnehin nicht allein, sondern an der Seite ihrer besten Freundin Sweety.
Arani ist ein Lutino-Wellensittich mit rein gelbem Federkleid und roten Augen. Ihr Name stammt aus Indien und heißt Sonne.