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Fehlstellungen der Beine

Aufgrund unterschiedlicher Ursachen kann es zu Fehlstellungen der Beine eines Vogels kommen. Erhält ein Küken während der Aufzucht und somit in der Wachstumsphase Futter mit zu wenigen Nährstoffen, stehen dem Körper zu wenige Grundbaustoffe für die Bildung stabiler Knochen zur Verfügung. Es kann infolgedessen zu Verformungen der Knochen kommen, wovon häufig die Beine betroffen sind. Diese Erkrankung wird als Rachitis bezeichnet und in einem separaten Kapitel ausführlich beschrieben. Bei erwachsenen Vögeln, die über einen längeren Zeitraum fehlernährt werden, kann es zum Aufweichen und Verbiegen der Knochen kommen, was ebenfalls meist die Beine betrifft. Tierärzte bezeichnen diese Erkrankung als Osteomalazie.
Ein weiterer häufiger Grund für Fehlstellungen in den Beinen sind Knochenbrüche oder anderweitige Verletzungen, die entweder nicht gerichtet werden können oder bei denen keine Behandlung erfolgte. Immer wieder werden Vögel über Tierheime oder Tierschutzorganisationen vermittelt, deren Beine einst gebrochen waren und deren vorheriger Halter keinen Tierarzt aufgesucht haben. Durch schief verheilte Knochenbrüche können sehr stark ausgeprägte Fehlstellungen der Beine entstehen.
Bei Unfällen oder bereits im Nistkasten kann es zum Auskugeln der Hüfte kommen. Jungvögel in der Wachstumsphase sind davon oft dann betroffen, wenn die Mutter oder ein schon recht schweres Geschwister sich auf sie legt und zu viel Druck auf das noch weiche Hüftgelenk ausübt. Derlei Verletzungen lassen sich bei Jungtieren in vielen Fällen behandeln und eine lebenslange Behinderung kann dadurch vermieden werden, siehe entsprechendes Kapitel. Erwachsene Vögel, deren Hüfte ausgekugelt ist, sollten schnellstmöglich einem erfahrenen Tierarzt vorgestellt werden, damit versucht werden kann, das seitlich abstehende Bein wieder in die korrekte anatomische Position zu bringen. Leider gelingt dies nicht in allen Fällen, woraus eine gravierende dauerhafte Fehlstellung des betroffenen Beins resultiert.
Vögel, die einen Fußring tragen, können mit diesem hängen bleiben und sich so schwer verletzen, dass das Bein anschließend eine lebenslange Fehlstellung aufweist. Dies kann außerdem dann geschehen, wenn das Bein infolge einer Verletzung anschwillt und vom Ring eingeschnürt wird. Die Blutversorgung wird dadurch eingeschränkt, wodurch Nervenschäden auftreten können. Infolge dieser Nervenschäden – ein Teil des Beines und der Fuß können vollständig taub werden – wird später oftmals der Fuß schief gehalten, wodurch das Bein in sich verdreht ist.
Neben diesen Ursachen können noch einige weitere vorkommen. Ganz gleich, wie es passiert ist, die betroffenen Vögel bedürfen allesamt der besonderen Aufmerksamkeit des Halters. Denn einige Dinge ändern sich durch diese Art der Behinderung:
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In manchen Fällen können sich Vögel, deren Beine schief sind, nicht am Kopf kratzen. Die Vögel können schlecht laufen und klettern
- Das Landen nach dem Fliegen kann problematisch sein
- Die Körperpflege kann eingeschränkt sein, weil ein Kratzen am Kopf mit dem schiefen Bein nicht mehr möglich ist
- Die Paarung mit einem Artgenossen kann erschwert sein oder gar unmöglich werden
- An der Haut des schief stehenden Beines kann es zu Druckstellen kommen
- Unter einem gesunden Fuß kann es zu Druckstellen und Sohlengeschwüren kommen, wenn er ständig belastet wird, um das andere schiefe Bein zu entlasten
- Falls ein Vogel mit schiefen Beinen sehr häufig zur Entlastung auf dem Bauch liegt, können sich dort Liegegeschwüre entwickeln
- Im gesunden Bein kann es wegen der Überbelastung in den Gelenken schnell zu Arthrose kommen
- Infolge der Fehlbelastung kann es im schief stehenden Bein zu Arthrose in den Gelenken kommen
- Bei Fehlstellungen der Beine werden die Krallen oft nicht in ausreichendem Maße abgenutzt und können dadurch zu lang werden; Achtung, hierbei ist zusätzlich immer eine eventuell ebenfalls vorhandene Lebererkrankung als möglicher Auslöser für ein übermäßiges Krallenwachstum zu bedenken
Das folgende Video zeigt, wie schwierig es für einen Vogel mit starker Beinfehlstellung sein kann, sich am Kopf zu kratzen und zulaufen:

Vögel mit Beinfehlstellungen benötigen meist nicht zu stark schwankende Sitzgelegenheiten. Sie tun sich mit Schaukeln oder schwingenden Seilen oft schwer. Wer Sitzseile anbieten möchte, sollte diese so straff spannen, dass sie nur ein wenig schaukeln – das bietet den Vögeln mit Beinfehlstellungen mehr Stabilität beim Sitzen. Breite Sitzmöglichkeiten können dabei helfen, sicheren Halt zu finden. Für Vögel, bei denen ein Bein seitlich absteht, weil ihre Hüfte verletzt oder ausgekugelt ist, empfiehlt es sich, breite, gepolsterte Sitzstangen, Liegebrettchen oder weiche Vogelliegen anzubieten.
Falls ein Vogel, der unter einer Beinfehlstellung leidet, obendrein flugunfähig ist, sollten breite Kletterrampen angeboten werden, damit das Tier Höhendifferenzen problemlos und ohne Unfallrisiko überwinden kann. Breite Holzleisten, um die im Abstand einiger Zentimeter ein Baumwollseil gewickelt ist, sodass es quasi die Sprossen einer Leiter bildet, werden von solchen Vögeln meist gern als Kletterhilfe angenommen. Große Weiden- oder Bambuskugeln, die als Dekorationsgegenstände im Handel zu finden sind oder in Online-Shops für Papageienspielzeug bezogen werden können, sind gute Sitzgelegenheiten für Vögel mit schiefen Beinen.
Ist ein Vogel mit Beinfehlstellungen so unsicher, dass er häufig von der Stange fällt, sollte der Boden unter ihm gepolstert werden, damit sich das Tier keine Aufprallverletzungen zuziehen kann.

Das Buch kann für 29,90 € direkt beim Verlag bestellt werden: Web-Shop des Arndt-Verlags