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Barry, adoptiert am 13. August ’19, † 9. Mai ’20
Es gibt von Zeit zu Zeit Fälle, in denen Vogelhaltern alles über den Kopf wächst und bei denen die Tiere unter unschönen Bedingungen leben müssen. Zum Glück erkennen manche dieser Menschen es, wenn sie Hilfe benötigen. Dies war auch bei einer Halterin der Fall, die im Sommer 2019 den damals noch existierenden Verein der Wellensittich-Freunde Deutschland e. V. (VWFD) um Hilfe bat. Ihre Wellensittiche hatten sich enorm vermehrt und sie konnte den weit über 100 Tieren nicht mehr gerecht werden. Deshalb sollten die Tierfreunde die Vögel abholen und in gute Hände vermitteln. Allein schon weil es so viele Wellensittiche waren, die gewissermaßen gleichzeitig „auf dem Markt“ waren, würde es eine komplizierte Angelegenheit werden. So viel stand damals gleich zu Beginn der Aktion fest. Hinzu kam, dass etliche der Wellensittiche leider erhebliche Gefiederstörungen aufwiesen. Solche Defekte im Federkleid sind typisch für die Französische Mauser (hervorgerufen durch Polyomaviren) oder PBFD (verursacht durch Circoviren), und beide Erkrankungen sind nicht heilbar und obendrein ansteckend. Dadurch würde die Vermittlung erschwert werden, das wussten die Tierschützer. Außerdem geht mit einer schweren Befiederungsstörung häufig einher, dass die betroffenen Vögel nicht fliegen können – ein weiterer Aspekt, der bei der Suche nach neuen Haltern für die Vögel zu berücksichtigen war.
Als ich von der Aktion hörte, bot ich sofort meine Unterstützung an. Denn aus ähnlichen Fällen in der Vergangenheit weiß ich, vor welch großer und komplexer Aufgabe der VWFD seinerzeit stand. In meinem für gehandicapte Vögel eingerichteten Vogelzimmer wollte ich einige der Tiere vorübergehend beherbergen – sechs Plätze konnte ich vergeben. Dabei sagte ich gleichzeitig zu, ein bis zwei Vögel selbst dauerhaft behalten zu können. Die anderen vier oder fünf Wellensittiche sollten nur für eine Weile bleiben und vermittelt werden. Für mich war klar, dass ich den am schwersten gehandicapten Vogel aus der Sechser-Gruppe behalten würde, noch bevor ich die Tiere überhaupt gesehen hatte. Eine solche Entscheidung basierend auf sachlichen Argumenten schon vorab zu treffen, kann enorm hilfreich sein. Denn wenn die Vögel erst einmal alle da sind und man sie kennenlernt, fällt es umso schwerer, sich für einen und gegen die anderen zu entscheiden.
Am 13. August 2019 wurden die sechs Wellensittiche zunächst von einem Tierarzt gründlich untersucht und gelangten dann zu mir, wo sie für einige Zeit in Quarantäne bleiben mussten. Leider hatten sie Parasiten „an Bord“, die ich nicht in mein Vogelzimmer einschleppen wollte. Es stand demnach zunächst eine Behandlung gegen Räudemilben und Trichomonaden an. Während dieser Zeit waren die Vögel in meinem Wohnzimmer untergebracht und ich konnte so problemlos herausfinden, wer der am schwersten körperlich eingeschränkte Vogel war. Dies traf auf Barry zu, das einzige Männchen in der Sechser-Truppe.
Er war noch sehr jung, hatte nicht einmal die Jugendmauser erreicht. Durch seine schwere Gefiederstörung war er flugunfähig, was in seinem früheren Zuhause zu mehreren Stürzen geführt haben muss. Dabei hatte er sich an der Hüfte verletzt. Behandelt worden war diese Verletzung nicht, weshalb Barry obendrein geh- und kletterbehindert war, weil sein Becken schief stand. Und noch etwas bereitete mir Sorgen. Kurz zuvor muss er so heftig mit dem unbefiederten Bauch auf dem Boden aufgeschlagen sein, dass sich eine große Platzwunde gebildet hatte. Sie war verkrustet und heilte bereits, aber sie bedeutete auch, dass Barry auf keinen Fall bei weiteren Stürzen hart aufschlagen sollte. Anderenfalls würde die Wunde nicht heilen können. Der Quarantänekäfig hatte deshalb einen weich ausgepolsterten Boden, auf den der junge Vogelmann hin und wieder fiel, ohne sich jedoch erneut schwer zu verletzen – mein Plan funktionierte also!
Weil Barry sich im Quarantänekäfig immer dicht bei dem Weibchen Mel aufhielt und die beiden sehr vertraut miteinander waren, sagte ich dem VWFD schon kurz nach der Ankunft der Vögel mit, dass ich diese beiden Wellensittiche adoptieren wolle – die anderen vier sollten demnach vermittelt werden. Das zog sich alles enorm hin, so dass die sechs Vögel nach der Quarantäne gemeinsam in mein Vogelzimmer einzogen. Dort lebten sie sich alle sehr gut ein, auch Barry. Die vielen Klettermöglichkeiten, darunter Kletterrampen, nutzte er bald erstaunlich geschickt. Und kaum hatte er sich eingelebt, wuchs sein Selbstbewusstsein. Obwohl er ein extrem kleiner Wellensittich war, hatte er das größte Ego all meiner Vögel, die seinerzeit bei mir lebten. Sogar gegen die Katharinasittiche, die wirklich dickköpfig sein können, setzte er sich durch. Immer und überall.
Barry liebte es, mit seiner Gefährtin Mel zu flirten, auf einer bestimmten Kokosnusshälfte zu sitzen und zu singen, auf der Weidenkugel herumzuklettern oder sich im Sonnenschein zu wärmen. Außerdem badete er unglaublich gern. Er war immer fröhlich und es bereitete mir große Freude, ihm zuzuschauen. Besonders rührend fand ich es, dass er sich im Frühling 2020 mit einem wirklich bemitleidenswerten, da schwer kranken Katharinasittich anfreundete: Miguel war Ostern zu mir gekommen und musste wegen einer sehr großen Wunde eine Halskrause tragen. Die schreckte Barry aber nicht, er kraulte seinem ungleichen Freund ausgiebig das Köpfchen und gab Miguel Halt, als er gerade erst neu eingezogen war und sich noch fremd fühlte. Kurze Zeit später erkrankte Barry leider schwer. Eine Lungenentzündung, die auch mit Medikamenten nicht in den Griff zu bekommen war, riss ihn aus dem Leben. Am 9. Mai 2020 schloss er für immer seine Augen, er war gerade erst ein knappes Jahr alt. Es zerriss mir das Herz, ihn so jung sterben zu sehen. Vergessen werde ich ihn aber ganz sicher nie, diesen wundervollen winzigen und großherzigen Wellensittichmann.
Hintergrundbild für Ihren Desktop
Von Barry gibt es ein Wallpaper für Ihren Desktop am Computer, siehe Bildersammlung.