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Flügelzucken
In bestimmten Situationen zucken Wellensittiche mit den Flügeln. Diese Geste kann unterschiedliche Bedeutungen haben, die davon abhängen, in welchem Zusammenhang es zum Zucken mit den Flügeln kommt. In diesem Kapitel werden einige typische Situationen beschrieben, in denen man bei Wellensittichen mitunter ein solches Verhalten beobachten kann. Weil diese Verhaltensweisen anhand von Videos besonders leicht zu erkennen sind, habe ich mich darum bemüht, so viele kurze Filme wie möglich zusammenzutragen.
Flügelzucken aus Unentschlossenheit
Ist ein Wellensittich unentschlossen, ob er an Ort und Stelle sitzen bleiben oder doch lieber abfliegen und sich woanders hin begeben soll, kann es vorkommen, dass er seitlich auf der Stange oder dem Sitzplatz hin und her läuft. Dabei zuckt er eventuell auch mit den Flügeln oder schlägt gar ansatzweise mit ihnen, als würde er halbherzig abfliegen wollen. Fällt die Entscheidung darauf, abzufliegen, zeigt der Vogel das Flügelzucken nach der Landung meist nicht mehr. Bleibt der Vogel an Ort und Stelle, kann die Unentschlossenheit und das damit verbundene Flügelzucken eine ganze Weile andauern. Doch meist hört es nach spätestens einer Minute auf, weil die Tiere dann in aller Regel ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge richten.
Beispielvideo
Flügelzucken aus Übermut
Mitunter sind Wellensittiche so energiegeladen und fast schon überdreht, dass sie laute, krächzende Geräusche von sich geben – diese werden häufig als „Schimpfen“ bezeichnet – und dabei im Takt mit den Flügeln zucken. Dies geschieht, weil sie sich dadurch abreagieren, also gewissermaßen „Dampf ablassen“. Oft starten sie danach zu kraftgeladenen Rundflügen, die sie mit lauten Rufen akustisch begleiten. Das Flügelzucken aus Übermut ist manchmal im Rahmen der Partnerwerbung zu beobachten.
Flügelzucken als Drohung
Ruckartiges Zucken mit den Flügeln kann in bestimmten Zusammenhängen eine sehr aggressionsgeladene Geste und somit eine ernste Drohgebärde der Wellensittiche sein. Meist sind es die Männchen, die auf diese Weise mit den Flügeln zucken. Sehen sie beispielsweise, wie ein Artgenosse sich ihrer Partnerin nähert, um mit ihr zu flirten, beginnen sie häufig leise zu gurren, was ein akustisches Warnsignal ist, siehe Klangbeispiel. Sie legen ihr Gefieder am gesamten Körper eng an und plustern meist nur die Stirnregion auf, was den Kopf imposanter erscheinen lässt. Gleichzeitig zucken sie schnell und heftig mit den Flügeln. Je ausgeprägter diese Geste ist, desto gereizter ist der Vogel. Nicht selten kommt es kurze Zeit später zu einem Angriff auf den Nebenbuhler.
Beispielvideo 1
Dieses Verhalten lässt sich übrigens durchaus auch dann beobachten, wenn ein Artgenosse den Interessen eines Vogels anderweitig im Wege steht und sich zum Beispiel mit dessen Lieblingsspielzeug beschäftigt, wie das folgende Video zeigt. Der „Kontrahent“, der mit dem Glöckchenspielzeug spielt, ist in dem Film nicht zu sehen, sondern nur zu hören. Immer dann, wenn er an dem Spielzeug rüttelt und das Glöckchen erklingt, zeigt der grüne Wellensittich drohendes Flügelzucken und gurrt dabei aggressiv (im Video kaum hörbar), um seine Drohgebärde akustisch zu unterstreichen.
Beispielvideo 2
Flügelzucken aufgrund hoher Umgebungstemperatur oder Überhitzung
Ist einem Wellensittich sehr warm, dann legt er sein Gefieder eng an den Körper, spreizt die Flügel seitlich ab und öffnet beim Atmen den Schnabel. Diese schnelle Atmung durch den geöffneten Schnabel nennt man Hecheln. Hierdurch kühlt sich der Vogel ab, denn er kann aufgrund fehlender Schweißdrüsen in der Haut nicht schwitzen. Oft zittern oder zucken Wellensittiche auch mit den Flügeln, während sie sie aufgrund von Überhitzung oder einer hohen Umgebungstemperatur seitlich abspreizen.
Beispielvideo
Das „Propellern“: Flügelzucken bei Jungvögeln und flugunfähigen Altvögeln
Wenn ein Wellensittich auf der Stelle sitzt, sich mit aller Kraft am Ast festhält und dann kräftig mit den Flügeln schlägt, bezeichnet man dies als „Propellern“. Bei jungen Wellensittichen, die noch nicht richtig fliegen können, kann man diese Verhaltensweise oft beobachten. Sie trainieren dadurch ihre Flugmuskulatur, damit sie kräftig genug für echte Flüge wird.
Aus verschiedenen Gründen kann es geschehen, dass Wellensittiche im Laufe ihres Lebens aufgrund eines Unfalls oder einer Erkrankung flugunfähig werden. Einige der hiervon betroffenen Vögel trainieren trotzdem weiterhin ihre Flugmuskulatur. Sie halten sich mit den Füßen an einer Sitzstange fest und schlagen dann einige Sekunden lang kräftig mit den Flügeln. Bei ihnen sieht das Propellern genauso aus wie bei den Jungvögeln. Manchmal kann es vorkommen, dass die flugunfähigen Vögel auf diese Weise sehr lange mit den Flügeln zucken und sich stark verausgaben. Wahrscheinlich fehlt ihnen das Fliegen und die damit verbundene körperliche Anstrengung, weshalb sie gewissermaßen „Flugtrockenübungen“ absolvieren.
Hinweis: Der weiter oben gezeigte Wellensittich hat einen beschnittenen linken Flügel. Diese Beschneidung, bei der ein Teil des Flügels abgetrennt wurde, wurde durch Tierquäler verursacht, die den Vogel dadurch bedauerlicherweise zeitlebens verstümmelt haben.