Hecheln

Hinweis: Die in diesem Beitrag beschriebenen Verhaltensweisen beziehen sich auf Wellensittiche. Auf andere Vogelarten sind die Angaben nicht in jedem Fall direkt übertragbar.
Ist einem Vogel warm, atmet er schnell durch den geöffneten Schnabel und hält die Flügel vom Körper weg. Die Füße sind dann meist sehr warm.
Ist einem Vogel warm, atmet er schnell durch den geöffneten Schnabel und hält die Flügel vom Körper weg. Die Füße sind dann meist sehr warm.

Anders als wir Menschen haben Wellensittiche und andere Vögel nahezu nirgendwo an ihrem Körper Schweißdrüsen in ihrer Haut. Lediglich im Bereich der Ohren befinden sich bei ihnen einige wenige Schweißdrüsen. Doch die Haut am restlichen Körper ist bei Vögeln nicht dazu in der Lage, über Schweißdrüsen Feuchtigkeit abzugeben und auf diese Weise die Körpertemperatur zu regulieren. Ist einem Vogel sehr warm, überhitzt er innerlich sehr leicht, sodass er andere Möglichkeiten als das Schwitzen nutzen muss, um sich abzukühlen. Er legt das Gefieder sehr eng an, um möglichst keine isolierenden und damit wärmenden Luftschichten zwischen den einzelnen Federn zu haben. Zudem spreizt er die Flügel seitlich ab und zittert oder zuckt mitunter sogar ein wenig mit ihnen. Durch das Abspreizen der Flügel liegen die Flanken frei, und dort kann die Luft den Körper ein wenig kühlen. Hinter dem Rücken werden die Spitzen der Flügel dabei oft gekreuzt.

All das reicht aber bei einer starken Überhitzung nicht aus, um den Körper zu kühlen. Deshalb atmet der Vogel sehr rasch durch den geöffneten Schnabel, wobei er die Zunge meist ein wenig herausstreckt. Man bezeichnet diese besondere Atmung als Hecheln. Hierbei wird über die Zunge, die Rachenschleimhäute sowie über die Schleimhäute der im Körper liegenden Atmungsorgane Flüssigkeit verdunstet, was eine kühlende Wirkung hat. Häufig ist beim Hecheln auch ein schnelles, rhythmisches Pulsieren des gesamten Brust- und Bauchraums sowie der Flanken zu beobachten.

Hinweis: Manchmal hecheln Vögel, ohne dass sie ihre Flügel seitlich abspreizen.

Beispielvideo eines Vogels, der in einem überhitzten Raum zu hecheln begann

Beispielvideo eines Weibchens, das gerade ein Ei gelegt hat und deshalb wegen der Anstrengung hechelt

Wann hecheln Vögel?

Nach der anstrengenden Eiablage ist dieses Wellensittichweibchen überhitzt und hechelt.
Nach der anstrengenden Eiablage ist dieses Wellensittichweibchen überhitzt und hechelt.

Meist hecheln Vögel wie Wellensittiche dann, wenn die Umgebungstemperatur sehr hoch ist (durchschnittlich ab 25 °C bis 30 °C), wenn sie eine Weile im prallen Sonnenlicht sitzen, wenn sie sich stark angestrengt haben (nach langen Flügen, Weibchen während einer Legenot beziehungsweise oft auch nach der Eiablage) oder wenn sie an bestimmten Krankheiten leiden. Zum Beispiel können manche Nierenerkrankungen dazu führen, dass der Körper innerlich überhitzt. Zu erkennen sind Nierenerkrankungen unter anderem an sehr flüssigem, meist klarem Urin, der in großen Mengen ausgeschieden wird. Es muss unbedingt ein vogelkundiger Tierarzt zurate gezogen werden, wenn ein Vogel ohne vorherige Anstrengung und bei normaler Raumtemperatur häufig hechelt beziehungsweise gegebenenfalls sogar vermehrt Urin ausscheidet.

Nicht krankhaftes Hecheln zur Temperaturregulierung hört meist nach wenigen Minuten wieder auf oder die Vögel stoppen es spätestens dann, wenn die Umgebungstemperatur etwas angenehmer ist, sie sich von einer Anstrengung erholt haben oder sie nicht mehr im direkten Sonnenlicht sitzen. Ein Vogel, der ohne vorherige offenkundige Anstrengung oder erhöhte Umgebungstemperatur über einen längeren Zeitraum und wiederholt hechelt, sollte sicherheitshalber einem vogelkundigen Tierarzt vorgestellt werden.