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Ab wann sind junge Wellensittiche selbstständig?
Wer Wellensittiche züchtet, muss sich auf eine mehrmonatige Zeitspanne einstellen, in der die Altvögel in Brutstimmung geraten, Eier legen und bebrüten und ihren Nachwuchs großziehen. Wenn die Jungvögel das Nest verlassen, sind sie aber noch nicht selbstständig, sondern müssen erst noch lernen, wie man sich selbst mit Futter versorgt. Wie lange dieser Lernprozess dauert, ist eine der großen Fragen, die sich viele Züchter stellen – nicht zuletzt deshalb, weil sie wissen möchten, wann sie die jungen Vögel vermitteln oder verkaufen können.
Oftmals wird angenommen, dass die Jungtiere selbstständig sind, sobald sie fliegen können. Das können sie tatsächlich jedoch oft eher, als dass sie dazu in der Lage sind, sich ohne ihre Eltern zu ernähren. Ein verantwortungsbewusster Züchter sollte junge Wellensittiche oder andere junge Heimvögel deshalb grundsätzlich erst dann an die neuen Besitzer abgeben, wenn die Tiere nachweislich selbstständig fressen können und nicht mehr von den Eltern zusätzlich mit Futter versorgt werden. Das heißt, sie müssen ohne ihre Eltern nicht nur so gerade eben überleben können, sondern sollten bei Kräften bleiben und keinen Gewichtsverlust erleiden.
Am besten geht man auf Nummer sicher und verkauft junge Wellensittiche nicht vor der siebten oder achten Lebenswoche, denn so lange brauchen sie meist, um wirklich in der Lage zu sein, sich selbst ausreichend mit Nahrung zu versorgen. Fliegen können sie in dem Alter meist schon sehr gut. In Einzelfällen kann man sie etwas früher weggeben, aber man sollte die Fähigkeiten der jungen Tiere hinsichtlich der Nahrungsaufnahme und ihr Gewicht sehr genau beobachten. Leider wird aber in diesem Punkt oft nachlässig gehandelt, weil eine sehr große Nachfrage nach möglichst jungen Wellensittichen den Markt beherrscht.
Nestjunge Wellensittiche bevorzugt
Viele potenzielle Käufer wünschen sich leicht zähmbare Tiere. Je jünger ein Wellensittich beim Kauf ist, desto leichter ist er zu zähmen – so lautet ein weitverbreitetes Vorurteil. Deshalb reagieren viele Interessenten mit Ablehnung, wenn man ihnen einen sieben bis acht Wochen alten Wellensittich anstelle eines nestjungen Tiers verkaufen möchte. Oftmals wird man dann mit der Behauptung konfrontiert, der Vogel sei ja schon ziemlich alt. Als Züchter sollten Sie in diesem Fall erläutern, dass Wellensittiche im Idealfall weit über zehn Jahre alt werden können und deshalb im Alter von sieben bis acht Wochen keineswegs alt sind. Erklären Sie den Interessenten auch, dass es besser ist, einen gänzlich selbstständigen Vogel aufzunehmen. Denn nur an einem gesunden, kräftigen Tier, das sich problemlos selbst ernähren kann, wird der spätere Besitzer langfristig Freude haben.
Außerdem entspricht es nicht der Wahrheit, dass sich „ältere“ Vögel nicht mehr zähmen lassen. Im Alter von acht Wochen können sich Wellensittiche sehr leicht an ihre neuen Besitzer gewöhnen und ausgesprochen zutraulich werden. Die vermeintlich leichtere Zähmbarkeit sollte somit kein Argument oder gar eine Entschuldigung dafür sein, einen jungen Wellensittich zu früh von seinen Eltern zu trennen und dadurch einem unnötig hohen Risiko auszusetzen, schwer in Not zu geraten.
Nicht futterfest bedeutet Lebensgefahr
Werden Jungvögel zu früh von ihren Eltern getrennt, können sich daraus erhebliche Komplikationen ergeben. Haben die Jungvögel Glück und gelangen sie in die Hände eines erfahrenen Vogelhalters, erkennt dieser die für die Tiere bedrohliche Situation sehr wahrscheinlich und kann unter Umständen das Schlimmste verhindern. Indem er noch nicht futterfeste Jungtiere mit Handaufzuchtfutter ernährt, werden diese vor dem Hungertod bewahrt. Aber nicht jeder stolze neue Besitzer eines Wellensittichs hat das nötige Fachwissen für eine Zufütterung mit Handaufzuchtfutter. Hat ein junger Vogel Pech und gelangt er in die Obhut eines unerfahrenen Vogelhalters, wird dieser die lebensbedrohliche Situation des Vogels vielleicht nicht schnell genug erkennen und das Tier verhungert qualvoll.
Ein weiterer Aspekt ist zu bedenken: Gelangt ein noch nicht futterfester Vogel in ein neues Zuhause oder in den Zoofachhandel und hungert er dort eine Weile, können dadurch seine Kraftreserven aufgebraucht und sogar die inneren Organe geschädigt werden. Auch dann, wenn ein solches Tier anschließend in die Hände eines Experten gelangt, kann es oftmals nicht mehr gerettet werden. Wer versucht, einen hiervon betroffenen Vogel wieder aufzupäppeln, wird den Kampf um dessen Leben leider mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit recht bald verlieren. In vielen Fällen kommt es nach relativ kurzer Zeit unweigerlich zu einem plötzlichen Organversagen.
Diese regelrecht niederschmetternde Erfahrung habe ich leider bei meinem Wellensittich Serenio machen müssen. Er war noch nicht futterfest, als er in den Zoofachhandel gelangt ist. Dort fiel der entkräftete Jungvogel einer Vogelkennerin auf und sie nahm ihn mit. Kurze Zeit später übergab sie ihn mir und ich versuchte ihn zu retten. Zunächst dachte ich, es sei mir gelungen,weil er nach der längeren Hungerperiode wieder zu Kräften gekommen war und aktiv am Leben in meinem Vogelschwarm teilnahm. Einige Wochen später starb er jedoch an einem plötzlichen Nierenversagen, weil seine Organe während der Hungerperiode schwer geschädigt worden waren. Serenios Tod war unnötig und wäre vermeidbar gewesen, wenn sein Züchter verantwortungsbewusster mit dem jungen Wellensittich umgegangen wäre.
Junge Wellensittiche erkennen
Nestjunge Wellis kaufen – das sollten Sie beachten
Titelbild dieser Seite © G.A. Pontrandolfo