Pema, * 28. Januar ’12, † 12. Oktober ’23

Die hübsche Pema
Die hübsche Pema

Bei den beiden Täubchen Pari und Pitu ist gleich bei ihrer ersten Begegnung der Funke übergesprungen. Sie sind sehr schnell ein liebevolles Pärchen geworden und haben lange Zeit versucht, Nachwuchs zu bekommen. Immer wieder ist es schiefgegangen – zum Beispiel weil Pari die Eier neben das Nest gelegt hat und sie zerbrochen sind oder weil sie nicht befruchtet waren. Dann, Anfang Januar 2012, ist sogar ein Gelege befruchtet gewesen, doch die beiden Küken sind kurz vor dem Schlupf im Ei gestorben. Ein letztes Mal wollte ich es Pari und Pitu versuchen lassen, und siehe da: Endlich hat es geklappt! Am 28. Januar 2012 hat ein winziges Täubchen das Licht der Welt erblickt und ich durfte daraufhin viele Jahre sein Leben begleiten.

Pema im Alter von zehn Tagen
Pema im Alter von zehn Tagen

Doch kommen wir zurück zum Anfang der Geschichte. Ein Diamanttäubchen aufwachsen zu sehen, war für mich ein ganz besonderes Erlebnis. Verglichen mit Wellensittichen oder Katharinasittichen wachsen die kleinen Täubchen in einem geradezu atemberaubenden Tempo heran. Schon nach vier Tagen waren die Augen des Jungvogels geöffnet und die Federn sind so schnell länger geworden, dass man ihnen dabei quasi live zuschauen konnte. Und am elften Tag hat die noch sehr kindlich wirkende Pema das Nest verlassen. Zwar waren die Federn zu jenem Zeitpunkt längst nicht ausgewachsen. Doch sie waren immerhin lang genug, um das junge Vögelchen in der Luft zu halten. Das zierliche Vogelweibchen konnte demnach sofort fliegen, und das nicht einfach nur irgendwie, sondern erstaunlich gut. Diese rasche Entwicklung ist bei Diamanttäubchen völlig normal, und doch hat es mich ungemein fasziniert, wie wenig Zeit zwischen Schlüpfen und Ausfliegen vergangen ist.

Im Sonnenschein zu sitzen, liebt Pema sehr
Im Sonnenschein zu sitzen, liebt Pema sehr

Weil sie mich vom ersten Tag an kannte – anfangs hat sie allerdings nur meine Stimme gehört und mich noch nicht gesehen –, war Pema mir gegenüber immer sehr vertrauensvoll. Für sie war es normal, sich auf meinen Finger zu setzen oder gemütlich in meine geöffnete Hand zu kuscheln. Anderen Menschen gegenüber war sie ebenfalls nur wenig ängstlich, was im täglichen Umgang mit ihr sehr angenehm war. Viele Diamanttäubchen sind so schreckhaft, dass es schwierig ist, sich ohne unschöne Zwischenfälle in ihrer Nähe zu bewegen. Aber das war bei Pema kein Problem und sie strahlte stets eine große Gelassenheit aus, wodurch auch andere Täubchen beruhigt wurden. Ein weiterer Vorteil war, dass Pema beim Tierarzt kaum Angst hatte.

Pema (links) und ihre Freundin Pia
Pema (links) und ihre Freundin Pia

Pemas Name stammt aus Tibet. Er wird für Männer und Frauen gleichermaßen verwendet und bedeutet auf Deutsch „Lotosblüte“. Für diesen geschlechtsneutralen Namen habe ich mich damals bewusst entschieden, denn anfangs habe ich nicht gewusst, ob es sich bei dem jungen Täubchen um ein Männchen oder um ein Weibchen handelte. Als sie einige Wochen alt war, wurde jedoch offensichtlich: Pema war ein Weibchen. Das zeigten ihre vergleichsweise schmalen Augenringe, und sie hat auch mehrfach Eier gelegt. Diese durfte sie nicht ausbrüten, weil der Partner ihr Vater Pitu war. Bis zu dessen Tod im Sommer 2019 war sie sehr eng mit ihm befreundet. Auch mit dem Weibchen Pia führte sie zu deren Lebzeiten eine sehr innige Beziehung. Praktisch alles unternahmen die beiden Vogeldamen gemeinsam. Nach Pias Tod blieb Pema als alleinige Partnerin des Männchens Piri zurück und die beiden führten bis zu ihrem Tod eine harmonische Beziehung miteinander.

Im Frühling 2021 hatte sie einen Unfall beim Nestbau. Mit ihrem Partner uneinig darüber, wohin ein kleines Zweiglein gelegt werden sollte, rangelten die beiden Vögel. Er hatte das Zweiglein im Schnabel und sie bewegte sich leider so, dass das Piri ihr versehentlich eine Ende des Zweiges tief ins linke Ohr rammte. Innen hatte der Zweig das Auge verletzt, weshalb Pema infolge einer Einblutung ins Auge daraufhin links erblindete. Diesen Schicksalsschlag meisterte sie tapfer und arrangierte sich schnell mit ihrem schweren Handicap. Zweieinhalb Jahre später, am 12. Oktober 2023, brachte ich Pema abends in ihre Schlafbox und ahnte nicht, dass ich an jenem Tag zum letzten Mal ihr Köpfchen kraulen würde. An jenem Abend schlief die zauberhafte Diamanttauben-Seniorin für immer ein. In meinem Herzen wird sie immer einen Platz behalten.

Bildersammlung aus Pemas Kükenzeit