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Pia, adoptiert am 15. Juli ’17, † 12. September ’22
Mitte Juli 2017 wurde ich über Facebook von einer in Großbritannien lebenden Vogelfreundin kontaktiert. Sie stammt ursprünglich aus Deutschland und pflegt über das soziale Netzwerk viele Kontakte mit anderen Menschen, die hier leben. Ein Mann wandte sich damals an sie, weil er auf einem Golfplatz einen aufgeplusterten und erschöpften Vogel gefunden hatte, der ihm nicht wie ein heimischer Wildvogel vorkam. Er lag richtig, er hatte ein Diamanttäubchen aufgegriffen – und damit einen entflogenen Ziervogel. Sandra stellte den Kontakt zu mir her, weil sie wusste, dass ich bereits mehrere dieser Vögel hielt. Und beim Anblick des Fotos des Vogels war auch ihr sofort klar, dass das Täubchen nicht gesund war.
Glücklicherweise wohnte der Finder nicht weit von mir entfernt und brachte den Vogel gleich am nächsten Tag zu mir. Ich erkannte an der Brust eine kleine Wunde und der Vogel war schrecklich mager. Außerdem wirkte das Tier schwach und hatte sehr kalte Füße. Die von mir gereichten Futtermittel, darunter Kolbenhirse, rührte das Diamanttäubchen nicht an. Trinken wollte es nur widerwillig. An jenem Abend konnte ich nicht mehr zum Tierarzt gehen, also wollte ich über Nacht Kot sammeln und den Fundvogel gleich am nächsten Morgen den Ärzten in der nahe gelegenen Taubenklinik vorstellen.
Aus dem Sammeln der Kotprobe wurde nichts. Das Täubchen hatte über Nacht keine Häufchen gemacht und war am Morgen noch wackeliger auf den Beinen als am Vortag. Ich war sehr in Sorge und sagte meinem Chef, dass ich später mit der Arbeit anfangen würde, weil ich einen gefiederten Notfall in meiner Obhut hatte. Zum Glück ist er der beste Chef der Welt und lässt mir diese Freiheit. Er weiß, dass ich die ausgefallenen Stunden in solchen Fällen später selbstverständlich immer nachhole.
Also war das Täubchen morgens gleich die erste Patientin in der Essener Taubenklinik. Die Untersuchung ergab etwas Schockierendes: Das arme Tier hatte eine ätzende Flüssigkeit getrunken, die die Schleimhäute im Schnabel, im Rachen und im Kropf verletzt hatte. Was das gewesen war, konnten wir nicht mehr herausfinden. Wir konnten nur hoffen, dass die Flüssigkeit nicht auch noch übermäßig giftig gewesen war. Außer dem Vogel Schmerzmittel zu geben und sehr weiches Futter anzubieten, konnte ich nicht mehr tun. Ich musste abwarten, ob mein kleiner Schützling überleben würde.
Dank des Schmerzmittels begann das Täubchen bei mir zu Hause dann endlich zu fressen, wenn auch sehr zaghaft. Danach ging es dem Vogel nicht gut, er hatte offenkundig Schmerzen, aber immerhin lief die Verdauung wieder und die Gefahr des Verhungerns war abgewendet. In den folgenden Tagen wurde es besser, die Verätzungen heilten und schmerzten zusehends weniger. Damit stieg der Appetit des Diamanttäubchens, das nun auch seinen Namen erhielt: Pia sollte das Vogelmädchen fortan heißen. Ich hegte die Hoffnung, dass sie sich nicht auch noch vergiftet hatte und überleben würde – sehr zu meiner Freude kam es so!
Den einstigen Halter versuchte ich selbstverständlich zu finden, aber ich blieb erfolglos. Nach einigen Wochen und weiteren Tierarztbesuchen, die Pia letztlich beste Gesundheit bescheinigten, durfte das Täubchen dann in mein Vogelzimmer einziehen. Dort lernte Pia die beiden Täubchen Pema und Pitu kennen. Letzterer reagierte auf das neue Weibchen erst einmal ein wenig ablehnend und empfand sie als Störenfried, führte er doch eine innige Beziehung mit Pema. Die fand Pia aber toll und versuchte sich gleich anzufreunden. Als Pitu die beiden Damen trennen wollte, reagierte Pema ungehalten und jagte ihn weg. Danach akzeptierte Pitu, dass es in Pemas Leben neben ihm auch eine beste Freundin gab. Er arrangierte sich mit Pia und oft kuschelten sich die Täubchen tagsüber zu dritt an ihrem gemeinsamen Lieblingsplatz aneinander.
Nachdem Pitu im Sommer 2019 aufgrund von Altersschwäche aus dem Leben geschieden war, wohnten vorübergehend nur noch Pia und Pema bei mir, bis im Herbst 2020 der Fundvogel Piri einzog. Die drei Vögel freundeten sich rasch an und gingen ausgesprochen liebevoll miteinander um. Pia war nie allein und sie genoss die Gesellschaft ihrer Artgenossen sichtlich. Menschen gegenüber war sie meist zurückhaltend. Doch sie konnte auch angriffslustig sein, wenn man ihr für ihren Geschmack zu nahe kam – soll heißen: Sie war ein sehr mutiger Vogel. Anders als andere Diamanttäubchen suchte sie nicht ihr Heil in der Flucht, sondern machte sich groß und dick und schlug durchaus auch mal mit dem Flügel nach der Hand, die ganz „dreist“ neues Futter in ihrer Nähe auslegte …
Ich vermute, dass ihre kämpferische Grundhaltung damals in ihrer Notlage ganz entscheidend gewesen ist. Obwohl sie starke Schmerzen hatte, hat sie nicht aufgegeben und sich nicht unterkriegen lassen. Ich bin sehr froh darüber, dass Pia ihren Weg zu mir gefunden hat, obwohl die Umstände anfangs sicher äußerst unangenehm für sie gewesen sind. Bis auf eine kleine Narbe am Kropf, deren Ursache unbekannt blieb, war nichts von ihrem damaligen Unglück in freier Natur zurückgeblieben.
Am frühen Morgen des 12. September 2022 starb Pia plötzlich und unerwartet. Sie war im Vorfeld nicht krank oder verletzt, noch am Abend zuvor war sie gesund und munter. Wie jeden Abend hatte ich sie auf dem Finger in den Schlafkäfig getragen, ihr Gewicht und ihre Körpertemperatur waren in Ordnung. Vielleicht war ihre biologische Uhr einfach abgelaufen, schließlich war ihr Alter unbekannt. Ich werde die Erinnerung an diese zauberhafte Vogeldame stets in meinem Herzen tragen.