Neues vom 25.10.2005

Liebe Vogelfreund*innen,

Leider starb Benny Anfang Oktober 2005
Leider starb Benny Anfang Oktober 2005

Tierschutz ist mitunter eine frustrierende Angelegenheit. Seit Wochen arbeite ich gemeinsam mit den Essener Tierschützern und dem Vorstand des VWFD* fieberhaft daran, den leider inzwischen nur noch 41 Wellensittichen zu helfen. Es hat zwischendurch viele Rückschläge gegeben, wir wissen bedauerlicherweise nach wie vor nicht mit letzter Gewissheit, ob die Vögel an PBFD und/oder der Französischen Mauser erkrankt sind oder nicht. Zwar ist angesichts der Befiederungsstörungen davon auszugehen, aber die Testergebnisse liegen bislang nicht vor.

In der Zwischenzeit habe ich ständig überlegt, ob ich an dieser Stelle ein neues Kapitel verfassen und über die aktuelle Situation berichten soll. Aber immer wieder kam es zu neuen Verzögerungen, Rückschlägen und Problemen, was unter anderem daran lag, dass die beiden Vögel Harry und Benny gestorben sind, siehe Nachrichtenbeitrag vom 6.10.2005. Ihr plötzlicher Tod hat alles ganz schön durcheinander geworfen und uns ziemlich runtergezogen.

Dem armen Harry wurde eine Infektion zum Verhängnis und er starb Anfang Oktober 2005
Dem armen Harry wurde eine Infektion zum Verhängnis und er starb Anfang Oktober 2005

Zum Schutz der anderen Vögel und um auf Nummer sicher zu gehen, haben wir die sterblichen Überreste der armen Geschöpfe untersuchen lassen. Auf die Ergebnisse haben wir leider lange warten müssen und in dieser Warteperiode konnten wir nicht wie geplant weitermachen. Es hätte ja theoretisch sein können, dass die beiden Vögel an einer hochinfektiösen Krankheit gestorben sind, die auch die anderen Vögel gefährden könnte. Das war zum Glück nicht der Fall.

Das Untersuchungsergebnis besagt, dass Harry und Benny an einem Staphylokokken- und Streptokokkenbefall gestorben sind. Diese Krankheitserreger sind recht aggressiv und sehr wahrscheinlich im gesamten Vogelbestand vorhanden, aber sie bedeuten nicht das sichere Todesurteil für die Tiere. Um weitere Verluste zu verhindern, muss nun durch spezielle Hygienemaßnahmen (Desinfektion) die Infektionskette unterbrochen werden. Ungünstig war aber: Weil zu befürchten war, dass weitere Vögel erkranken würden, verschob sich der Termin für die Probenentnahme, mit der geklärt werden sollte, ob die Vögel an einer Virusinfektion leiden, die das Gefieder schädigt. Wir wollten nicht, dass der mit dem Tierarztbesuch verbundene Stress die Tiere schwächen und den Kokken freie Bahn schaffen würde.

Leider war es in der Tat so, dass in der vergangenen Woche zwei Vögel auffällig wurden – die Wartezeit war also genau richtig! Vogel Nummer 38 war früher schon einmal krank und wirkte noch immer erschreckend dünn. Das Brustbein stand weit heraus, so dass wir einen sehr genauen Blick auf die Vogeldame warfen. Noch schlimmer traf es das Weibchen mit der Nummer 24, denn dieser Vogel erkrankte an einer Kropfentzündung. Weil sie kaum Federn hat, fror das arme Vogelmädchen entsetzlich und ich habe mir große Sorgen um sie gemacht. Dank der tatkräftigen Unterstützung zweier Tierärzte und der Essener Tierschützer geht es ihr nun zum Glück wieder erheblich besser. Weil wir nun sicher sind, dass der Gesundheitszustand aller Vögel stabil genug ist, kann die Probenentnahme (Blut und Federn) in Kürze also endlich stattfinden.

Vogeldame Nr. 24 hat sich von ihrer Kokken-Infektion erholt
Vogeldame Nr. 24 hat sich von ihrer Kokken-Infektion erholt
Vogel 38 litt unter schwerem Erbrechen, ist jetzt aber auf dem Wege der Besserung
Vogel 38 litt unter schwerem Erbrechen, ist jetzt aber auf dem Wege der Besserung

Etwas fürs Herz habe ich auch noch zu berichten. Unter den Sittichen hat sich ein neues Paar gefunden: Die beide fast komplett nackten Wellis Nummer 36 und Nummer 37 haben sich Hals über Kopf ineinander verliebt und turteln den ganzen Tag miteinander.

Machen alles gemeinsam: Vogel 36 und Vogel 37
Machen alles gemeinsam: Vogel 36 und Vogel 37
Im Chaos haben diese beiden Handicap-Wellis ihre große Liebe gefunden
Im Chaos haben diese beiden Handicap-Wellis ihre große Liebe gefunden
Der Oberschnabel von Vogel 33 wächst glücklicherweise nach
Der Oberschnabel von Vogel 33 wächst glücklicherweise nach

Durchwachsene Neuigkeiten gibt es von Vogel 33. Sein abgebrochener Oberschnabel ist sehr gut nachgewachsen und wird nun regelmäßig von einer Tierärztin gefeilt, damit er anatomisch korrekt weiter wächst. An dieser Stelle möchte ich der Tierärztin im Namen des Vogels ein ganz großes Dankeschön für ihre regelmäßige Schnabelpflege aussprechen! Leider scheint der vollständig befiederte Vogel aber trotz allem flugunfähig zu sein, denn sein linker Flügel ist schief. Weshalb das so ist, konnte die Tierärztin bisher nicht herausfinden. Sie vermutet eine unbehandelte Verletzung der Schulter im Kükenalter. Schade, dass vom damaligen Tierbesitzer das Problem nicht erkannt wurde, denn anderenfalls wäre Vogel 33 vielleicht einer der wenigen flugfähigen Sittiche aus der großen Truppe gewesen.

Überraschung! Vogel 17 kann fliegen!
Überraschung! Vogel 17 kann fliegen!

Apropos flugfähig – bei einem meiner Betreuungsbesuche habe ich festgestellt, dass Vogel 17 durch den geräumigen Käfig flog, und zwar ziemlich gut. Deshalb haben wir einen sehr genauen Blick auf ihn geworfen und festgestellt, dass der Vogelmann tatsächlich auch flugfähig ist. Er durfte daraufhin in die große Voliere umziehen, in der die flugfähigen Vögel untergebracht sind. Dort wohnen außer ihm derzeit elf weitere Sittiche aus der Gruppe der nur noch 41 geretteten Wellis.

Anfang des Monats hatte ich über das kleine Drama rund um die beiden Vögel Nummer 1 und Nummer 2 berichtet: Die Dame ist flugfähig, der Herr nicht. Deshalb stand zu befürchten, dass wir diese Vögel nur schwer gemeinsam vermitteln können würden und sie deshalb lange auf ein neues Zuhause warten müssten.

Vogel 1 und 2 sind ein Paar geworden und sollen zusammen vermittelt werden. Allerdings kann Vogel 1 fliegen, Vogel 2 jedoch nicht.
Vogel 1 und 2 sind ein Paar geworden und sollen zusammen vermittelt werden. Allerdings kann Vogel 1 fliegen, Vogel 2 jedoch nicht.

Und dann kam die erlösende Nachricht. Zwei Vogelfreunde aus meiner Nachbarstadt Mülheim an der Ruhr haben sich spontan dazu bereit erklärt, dem ungleichen Paar ein Zuhause in ihrem Vogelschwarm zu geben, sofern bei den nächsten Untersuchungen nicht noch weitere böse Überraschungen auf uns warten. Wir hoffen nun alle das Beste, und dass das nette Pärchen bald gemeinsam in das neue Zuhause ziehen können wird. Tanja und Christian, so heißen die beiden Vogelfreunde, haben den Vögeln kürzlich die Namen Bianca (Vogel 1) und Bernhard (Vogel 2) gegeben.

So, liebe Leute, nun wisst Ihr, was in den vergangenen Wochen geschehen ist. Ich kann es ehrlich gesagt kaum noch erwarten, endlich die Untersuchungsergebnisse zu erfahren. An sich bin ich ein geduldiger Mensch, aber das langen Warten wird selbst mir langsam zu viel … 😉

Das Titelbild dieser Seite zeigt da Wellensittichmännchen Bernhard.


* Das Forum des VWFD wurde im Jahr 2021 geschlossen, ebenso wie der gleichnamige Verein leider aufgelöst wurde.