Eve, Dagobert und Harvey

Hallo Leute,

Aus Eve wurde Ömchen
Aus Eve wurde Ömchen

ich bin’s, Eve. Die anderen haben gesagt, dass ich Euch erzählen soll, wie es uns so ergangen ist. Nun gut, ich bin ja eh die Chefin von unserer Mini-Truppe (also von mir, Dagobert und Harvey), dann gebührt die Ehre wohl auch mir.

Ich hoffe, ich kriege alles zusammen, wir haben eine lange Geschichte mit wechselnden Besitzern und Trennung unseres Schwarms hinter uns. 🙁

Wir mussten ja im letzten Jahr aus unserem alten Heim ausziehen und waren dann mit ganz vielen von unserer Gruppe in einer Pflegestelle untergebracht. Leider hat sich ein Verdacht bestätigt, den die uns versorgenden Federlosen von Anfang an hatten. Einige von uns litten unter PBFD, so dass unser Schwarm getrennt werden musste. Das fanden wir gar nicht lustig. 🙁

Und auch nicht, dass wir drei ebenfalls positiv auf PBFD getestet wurden. Nun war guter Rat teuer.

Harvey kann nicht fliegen
Harvey kann nicht fliegen

Gott sei Dank wurden dann für uns positiv getestete Wellis zugleich ein weiterer Pflegeplatz in Moers und für vier von uns ein echtes Zuhause gefunden. Einer der glücklichen mit einem festen Zuhause war Harvey, die anderen waren Houdina, Ayla und Maiky. Diese vier sollten umziehen (was sich aber leider verzögerte), während die übrigen in die Pflegestelle nach Moers sollten.

Leider konnten dort aber ich und Dagobert nicht mit hin, da wir kaum noch Federn aufwiesen und die Pflegestelle auf diese Bedürfnisse so schwer gehandicapter Vögel, wie wir es nun mal sind, nicht 100%ig zugeschnitten war. So wurde für uns, also für mich (Eve) und Dagobert, und auch für unsere vier bereits vermittelten guten Freunde Harvey, Houdina, Ayla und Maiky eine andere Pflegestelle gesucht und zum Glück dann bald gefunden. Dort sind wir dann auch alle Anfang Dezember eingezogen.

Wir blieben so ungefähr drei Monate dort. In dieser Zeit wurden wir von unserer neuen Pflegemama super versorgt, und Ute, die Frau, die uns vorher in diese Pflegestelle gebracht hatte, kam auch regelmäßig vorbei und schaute nach uns. Irgendwann erzählte sie uns, dass unsere Pflegemama in Wirklichkeit auch ihre, also Utes Mama ist. Das konnten wir kaum glauben, schließlich war das unsere Pflegemama, wie konnte die da noch ein weiteres Küken haben?!

Eingeschworene Gemeinschaft: Eve (Ömchen), Harvey und Dagobert (Lemmy)
Eingeschworene Gemeinschaft: Eve (Ömchen), Harvey und Dagobert (Lemmy)
Die dreiste Houdina bewacht den Futternapf
Die dreiste Houdina bewacht den Futternapf

Wir fühlten uns alle pudelwohl und zeigten das auch dadurch, dass wir alle mehr oder weniger wieder Federn bekommen haben. Houdina fing sogar wieder an zu fliegen und drehte uns immer eine lange Nase, wenn sie als einzige den Tisch mit den Kolbenhirsevorräten erreichen konnte. Sie mampfte genüsslich und wir anderen meuterten vom Käfig aus, das war einfach UNVERSCHÄMT, was sie sich erlaubt hat. Warum weiß ich nicht, aber unsere Pflegemama hat Tränen gelacht, als sie das einmal beobachtet hat. Ich fand das gar nicht witzig, ich fand das total blöd von Houdina. *pft*

Danach wurden aber die Vorräte woanders untergebracht, so dass Houdina uns nicht immer ärgern konnte.

Harvey hat seinen Namen behalten
Harvey hat seinen Namen behalten

Anfang Februar stand dann Ute bei uns und erzählte uns, dass aus dem endgültigen Zuhause für Houdina, Ayla, Maiky und Harvey leider nichts werden würde. Die vier fanden das gar nicht so toll, sie hatten sich schon auf den Umzug gefreut. Nachdem Ute sich dann mit anderen Federlosen beratschlagt hatte, hat sie uns sechs in ihrem Forum (was auch immer das sein mag) vorgestellt und ein neues Zuhause für uns gesucht. Und so sind dann innerhalb von ein paar Wochen erst Houdina und später Ayla und Maiky doch noch in ein festes Zuhause umgezogen.

So, und dann standen wir drei in unserem mittlerweile viel zu großem Käfig da und wussten nicht so recht, was mit uns geschehen würde. Irgendwie war es total blöd, so in der Luft zu hängen, und vor allem verstanden wir drei uns so gut, dass wir Angst hatten, auch getrennt zu werden. Aber für gleich drei PBFD-Wellis ein Zuhause zu finden, in welchem wir uns auch noch wohlfühlen würden, ist ja echt nicht so einfach. Ich sag Euch, das waren ein paar sehr bedrückende Wochen für uns.

Aber dann hatte ich eine superdupimegagute Idee: Unsere Pflegemama war ja sehr lieb und kümmerte sich rührend um uns und wir hatten sie ja auch ganz gerne. Warum sollten wir nicht einfach hierbleiben? Ich beratschlagte mich stundenlang mit den anderen beiden (Männer sind manchmal ein wenig langsam und man muss ihnen alles immer und immer wieder erklären *seufz*). Aber schließlich sahen sie ein, dass ich da eine tolle Idee hatte, und so starteten wir die Mission „Pflegemama = richtige Mama“.

Dagobert heißt jetzt Lemmy
Dagobert heißt jetzt Lemmy

Wie das geht? Ganz einfach, immer flirten, was das Zeug hält, mit großen Knopfaugen flehentlich anschauen, wenn sie bei uns war, und ein Gespräch mit ihr halten. Ich kann nicht ohne Stolz verkünden, dass wir innerhalb kürzester Zeit erfolgreich waren; aus unserer Pflegemama wurde unsere echte Mama und wir dürfen bleiben. *juchhu*

Ach ja, nur zur Info, damit alles vollständig bleibt. Wir haben jetzt teilweise neue Namen: Harvey bleibt Harvey, aber Dagobert heißt jetzt Lemmy (von Lämmergeier, da er mit seinem nackten Hals aussieht wie ein kleiner Geier, meint unsere Mama) und ich heiße nicht mehr Eve, sondern Ömchen. Seit bei mir Federn nachgewachsen sind, sehe ich wohl aus wie ein altes weißhaariges Ömchen mit Dauerwelle. Wir haben keinen Spiegel, so dass ich das nicht kontrollieren kann, aber dem heimlichen Gekicher von Harvey und Lemmy entnehme ich, dass unsere Mama da wohl recht haben könnte. *schluck*

Aber dass Schönheit nicht alles ist, haben wir ja hinreichend bewiesen, und wenn unsere Mama mit den neuen Namen glücklich ist, sind wir es auch.

Euer Ömchen

Autorin des Textes: Ute Lanzrath, 25.3.2006

Nachtrag aus dem Spätsommer 2006

In Gedenken an Harvey
In Gedenken an Harvey

Am 14.8.2006 wurde Harvey von seiner schweren Krankheit erlöst. Der Tierarzt hatte bei ihm das Going-Light-Syndrom (Macrorhabdiose) in einem fortgeschrittenen Stadium festgestellt. Er wog nur noch 24 Gramm und litt zudem unter Sekundärerkrankungen, zum Beispiel massiven Atemproblemen. Um ihm weiteres Leid zu ersparen, wurde seine Seele auf die Reise geschickt. Es ist sehr schade, dass der liebenswerte Vogelmann nur so kurz sein neues Zuhause und die liebevolle Fürsorge erleben durfte.