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Gesundheitsvorsorge
Für Vogelhalter sollte es selbstverständlich sein, ihre Tiere unter optimalen Bedingungen zu halten. Doch was bedeutet das eigentlich? Welche Faktoren spielen bei einer tiergerechten Haltung eine Rolle? Einerseits sollten die Vögel artgerecht ernährt werden. Da jede Vogelart unterschiedliche Bedürfnisse hinsichtlich ihrer Nahrung hat, sollte sich jeder Tierhalter diesbezüglich von einem Experten beraten lassen. Hinzu kommt, dass in der Vogelhaltung verschiedene die Gesundheit betreffende Aspekte berücksichtigt werden sollten. Entscheidend ist dabei die Gesundheitsvorsorge, um dem Entstehen von Erkrankungen vorzubeugen. In den Themenbereich der Vorsorge fallen einige Maßnahmen, die in diesem Kapitel vorgestellt werden.
Hygiene ist immer besonders wichtig
Je sauberer das Umfeld eines Vogels ist, desto weniger Krankheitserregern ist er ausgesetzt. Deshalb sollten der Käfig oder die Zimmervoliere, das Spielzeug und das Fütterungszubehör stets sauber gehalten werden. Kot, der Futter und Trinkwasser verunreinigt oder an den Näpfen haftet, ist eine typische Übertragungsquelle für eine Reihe von Erkrankungen. Am besten lassen sich Metallnäpfe reinigen, idealerweise verfügen Vogelhalter über mehrere Sätze solcher Näpfe. Nach dem Gebrauch, also nach einem Tag, sollten die Näpfe mit sehr heißem Wasser gründlich gewaschen werden. Dann sollten sie mindestens 24, besser 48 Stunden komplett durchtrocknen. In dieser Zeit kommen dann die anderen Näpfe zum Einsatz. Dieses auf den ersten Blick umständlich erscheinende System ist für die Vögel sinnvoll, denn so lässt sich die Ausbreitung einer Reihe von Krankheitserregern vorbeugen, darunter beispielsweise Trichomonaden.
Sand beziehungsweise andere Einstreu sollte ebenfalls regelmäßig gewechselt werden. Dies gilt auch für in einem Napf zum Fressen angebotenen Sand und Grit (Verdauungssteinchen). Durch Feuchtigkeit und den Kontakt mit dem Schnabel der Vögel können sich im Sand oder Grit Bakterien ausbreiten. Zudem kann sich dort Schimmel einnisten. Mit dem bloßen Auge ist dies vor allem im Frühstadium nicht zu erkennen. Alle vier Wochen, oder noch besser alle 14 Tage, sollte deshalb ein Wechsel des Grits und/oder Sandes stattfinden.
Küssen verboten
Viele Vogelhalter bekunden ihre Zuneigung zu ihren Tieren, indem sie ihnen einen Kuss auf den Bauch oder den Flügel drücken. Diese an sich zärtliche und schöne Geste kann für die Vögel jedoch sehr gefährlich werden, denn im menschlichen Speichel kommen Bakterien vor, die Vögel erkranken lassen können. Vor allem Tiere mit einem schwachen Immunsystem sind hierdurch in Gefahr.
Noch größere Vorsicht ist geboten, wenn ein Halter unter einer Erkältungskrankheit beziehungsweise unter einer Infektion der Atemwege leidet. Zwar werden diese Infektionen bei Menschen meist durch Viren hervorgerufen, die Vögeln normalerweise nichts anhaben können. Doch es gibt auch bakterielle Erkrankungen des Atmungssystems der Menschen, die von Erregern verursacht werden, die für Vögel problematisch sein können. Bei Husten, Schnupfen und Co. sollte deshalb ein Sicherheitsabstand zu Vögeln gewahrt werden, um eine Ansteckung der Tiere zu vermeiden.
Andere Haustiere fernhalten
Eine der größten Gesundheitsgefahren für Ziervögel geht von anderen Haustieren aus. Hunde und Katzen mögen zwar an die gefiederten Mitbewohner gewöhnt sein. Aber in bestimmten Situationen bricht plötzlich doch oft der Jagdinstinkt durch – nicht selten mit fatalen Folgen für den betroffenen Vogel. Bissverletzungen sind häufig tödlich oder sie führen zu schweren Verletzungen, die nicht mehr vollständig heilen und somit lebenslange Behinderungen nach sich ziehen.
Aber auch kleinste Wunden können gravierende Komplikationen zur Folge haben. Denn im Speichel der Säugetiere sind Bakterien enthalten, die für Vögel zur tödlichen Bedrohung werden können. Vor allem Katzenspeichel ist gefährlich, er enthält unter anderem sogenannte Pasteurellen. Gelangen mit dem Säugetierspeichel solche Krankheitserreger durch eine Verletzung in den Organismus eines Vogels, besteht die Gefahr einer tödlich verlaufenden Sepsis (Blutvergiftung).
Von kleinen Nagetieren wie Hamster oder Meerschweinchen gehen ebenfalls Gefahren für Ziervögel aus. Einerseits können sie Vögel beißen. Daraus können bleibende Behinderungen resultieren, etwa wenn ein Stück eines Zehs abgebissen wird. Außerdem enthält auch ihr Speichel Bakterien, die für Vögel problematisch werden können. Weil viele Ziervögel gern am Futter von Nagetieren naschen, kann sogar darüber eine Übertragung von Krankheitserregern stattfinden. Deshalb sollte man kleine Heimtiere und Ziervögel grundsätzlich trennen und nicht am selben Futterplatz fressen lassen.
Entwurmung von Tieren aus Außenvolieren
Vögel, die in einer Außenvoliere gehalten werden, können sich bei Kontakt mit dem Kot von Wildvögeln leicht mit inneren Parasiten, zum Beispiel Spulwürmern, infizieren. Innere Parasiten können bei Heimvögeln zu schweren gesundheitlichen Komplikationen bis hin zum tödlichen Darmverschluss führen. Deshalb ist es sinnvoll, den Kot der Vögel aus Außenvolieren mindestens zweimal im Jahr von einem Tierarzt auf Spulwurmeier überprüfen zu lassen. Werden Eier nachgewiesen, sollten die Vögel unter Anleitung eines erfahrenen Tierarztes entwurmt werden. Doch Vorsicht! Auch ständig im Haus gehaltene Vögel können an einem Befall mit inneren Parasiten leiden, wenn ein Vogel diese in den Bestand eingeschleppt hat. Aus dem Grund sollte jeder neue Vogel vor dem Einzug eine Eingangsuntersuchung bei einem fachkundigen Tierarzt durchlaufen – auch das ist Teil einer aktiven Gesundheitsvorsorge.
Regelmäßig das Gewicht überprüfen
Bei einigen Vögeln kann es sinnvoll sein, sie regelmäßig zu wiegen. Es gibt Tiere, die unter einer chronischen Erkrankung der Verdauungsorgane leiden, darunter etwa beispielsweise eine Infektion mit Megabakterien. In Absprache mit dem Tierarzt sollte festgelegt werden, bei welchem Vogel eine regelmäßige Gewichtskontrolle sinnvoll ist und wie häufig das Gewicht ermittelt werden sollte. Bei manchen Tieren kann dies täglich, bei anderen wöchentlich notwendig sein – es kommt immer auf den Einzelfall an. Wie man einen Vogel möglichst stressfrei wiegt, wird im entsprechenden Kapitel erläutert.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Tierarzt
Einige Heimvogelarten tendieren dazu, bestimmte Erkrankungen zu entwickeln. So ist es beispielsweise bei vielen größeren Papageien, darunter Graupapageien, oft der Fall, dass sie an einer Aspergillose erkranken. Wellensittiche hingegen neigen zur Verfettung und zu Leberstörungen. Diese und weitere gesundheitliche Störungen sollten so früh wie möglich erkannt werden. Deshalb ist es ratsam, Vögel mindestens einmal im Jahr routinemäßig einem fachkundigen Tierarzt zur Kontrolluntersuchung vorzustellen.
Ältere Vögel sollten in kürzeren Abständen tierärztlich überprüft werden. So ist es beispielsweise bei Wellensittichen, die über zwölf Jahre alt sind, oft sinnvoll, sie alle halbe Jahre zur Vorsorgeuntersuchung zu bringen. Zwar bedeutet ein Tierarztbesuch immer auch ein wenig Stress für die Tiere, aber eine unentdeckte Erkrankung, die ungehindert voranschreiten kann, ist für ihren Organismus weitaus schlimmer.
Impfungen für Vögel?
Häufig stellen sich vor allem Neulinge in der Vogelhaltung die Frage, ob ihre Tiere regelmäßig geimpft werden müssen, wie es bei Hunden und Katzen der Fall ist. Die Frage lässt sich ganz einfach mit einem Nein beantworten. Für Vögel gibt es momentan keine (vorgeschriebenen) Schutzimpfungen. Gegen bestimmte Erkrankungen, die vor allem Zuchtgeflügel betreffen, sind Impfseren verfügbar. Diese Präparate kommen in der Heimtierhaltung in Deutschland aber praktisch nicht zum Einsatz.