Spulwürmer

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!
Spulwurm im Kot eines Wellensittichs.
Spulwurm im Kot eines Wellensittichs.

Im Darm der der Vögel können sich Spulwürmer  der Gattung Ascaris einnisten. Diese Parasiten werden von Tierärzten auch als Ascariden oder Askariden bezeichnet und sie gehören zu den inneren Parasiten (Endoparasiten). Wer seine Vögel in Außenvolieren mit Naturböden hält, sollte sich stets des Risikos bewusst sein, dass sich die Tiere mit Spulwürmern infizieren können. Die Eier der Spulwürmer lagern im Boden, wo sie bei feuchtem Klima lange Zeit überlebensfähig sind. Bei Hitze, Trockenheit und direkter Sonneneinstrahlung sterben sie hingegen schnell ab.

Leider fällt eine Infektion bei Vögeln oft nicht sofort auf. Ein unbemerkter Befall kann über einen längeren Zeitraum fortbestehen und die infizierten Vögel können währenddessen ihre Artgenossen anstecken. Bei einer hochgradigen Besiedlung des Darms mit Spulwürmern kann es zudem sehr plötzlich zu gravierenden Komplikationen kommen, die mitunter sehr rasch tödlich verlaufen. Deshalb ist es ratsam, dass jeder Vogelhalter mit der Thematik vertraut ist.

Übertragung

Nehmen Vögel vom Boden einer mit Spulwurmeiern belasteten Voliere Nahrung auf, können die Eier in ihren Verdauungstrakt gelangen. Im Darm entwickeln sich aus den Eiern die bis zu 35 Millimeter langen Würmer, die ihrerseits weitere Eier produzieren. Mit dem Kot eines infizierten Vogels gelangen die Eier auf den Volierenboden – der Kreislauf ist geschlossen. Alle in derselben Voliere lebenden Vögel sind somit potenziell gefährdet, sich anzustecken.

Ein großes Risiko besteht auch für entflogene Vögel, die sich in der Natur Nahrung suchen müssen. Dabei fressen sie oft Sämereien vom Boden und nehmen so unter Umständen Spulwurmeier auf, denn auch Wildvögel sind Wirtstiere dieser Parasiten. Es ist deshalb wichtig, Fundvögel, die draußen eingefangen wurden, auf das Vorhandensein von Spulwürmern im Darm untersuchen zu lassen.

Achtung
Auch Vögel, die ganzjährig im Haus gehalten werden, können an einem Befall mit Spulwürmern leiden. So geschieht es beispielsweise, dass man einen infizierten neuen Vogel in den Bestand setzt, der zuvor weder einige Zeit in Quarantäne gehalten, noch vom Tierarzt auf mögliche Parasiten untersucht worden ist. Der Neuzugang kann zu einer regelrechten Spulwurmepidemie in dem Bestand führen. Deshalb ist es grundsätzlich ratsam, neue Vögel vor ihrem Einzug in einen Vogelschwarm einer Eingangsuntersuchung zu unterziehen, bei der für gewöhnlich unter anderem der Kot auf Spulwurmeier untersucht wird.

Symptome

Dieser Größenvergleich mit einem Lippenpflegestift zeigt, wie groß Spulwürmer sind.
Dieser Größenvergleich mit einem Lippenpflegestift zeigt, wie groß Spulwürmer sind.

Einen mit Spulwürmern infizierten Vogel erkennt man an gelegentlichen Durchfällen, zudem kann es zu einer starken Abmagerung kommen. Schaut man sich den Bauch eines erkrankten Vogels genau an, sind durch die dünne Haut oft die geschwollenen Darmschlingen sichtbar. Auch lassen sie sich leicht ertasten, was bei einem gesunden Vogel ohne Darmparasiten nicht so ist. In besonders gravierenden Fällen kommt es bei den betroffenen Vögeln zu einem Darmverschluss, weil sich die Würmer verknoten. Ein Darmverschluss kann innerhalb kürzester Zeit zum Tode führen und er ist sehr schmerzhaft für die Vögel. Sie erleiden heftige Bauchkrämpfe und können keinen Kot mehr absetzen.

Häufig verursacht ein Spulwurmbefall bei Vögeln überdies Probleme mit dem zentralen Nervensystem. Die Würmer scheiden Stoffwechselprodukte aus, die für die Vögel giftig sind. Auf die Dauer gelingt es dem Vogelkörper zusehends schlechter, diese Giftstoffe unschädlich zu machen – dann sind nicht selten Nervenschäden sind die Folge. Aufgrund dieser Nervenschäden kann es unter anderem zu Lähmungen oder zum Verdrehen des Kopfes sowie zu Orientierungslosigkeit, Zittern und Stürzen kommen.

Manchmal scheiden die erkrankten Vögel spontan einen Wurm oder gar mehrere aus. Falls Sie also auf dem Boden des Käfigs oder der Voliere Würmer finden, sollten Sie schnell handeln und Ihre Vögel untersuchen lassen.

Nachweis und Behandlung

Nach der Behandlung mit Panacur schied ein Wellensittich mit dem Kot diese Spulwürmer aus.
Nach der Behandlung mit Panacur schied ein Wellensittich mit dem Kot diese Spulwürmer aus.

Hat einer Ihrer Vögel einen Spulwurm ausgeschieden, ist der Beweis für einen Befall eigentlich bereits erbracht. Doch so einfach ist es nicht immer, denn oft sind die Symptome eher unspezifisch und es werden vor allem nicht immer Würmer ausgeschieden. Liegt ein Verdacht auf einen Befall mit Spulwürmern vor, sollten Sie umgehend einen Tierarzt zurate ziehen. Dieser wird Kotproben parasitologisch untersuchen. Das heißt, er wird sie in seiner Praxis unter einem Mikroskop betrachten oder sie an ein Labor senden. Im Kot finden sich bei infizierten Vögeln meist die Eier der Spulwürmer, durch ihre Anwesenheit im Kot lässt sich eine Infektion nachweisen.

Sammeln Sie für diese Untersuchung frische Kotbällchen von eine sandfreien Unterlage ein und geben Sie sie in einen kleinen Kunststoffbeutel, in Frischhalte- oder Alufolie. Besonders einfach können Sie Kotproben über Nacht sammeln, indem Sie Frischhaltefolie oder einen zusammengefalteten Gefrierbeutel auf den Käfigboden legen. Morgens nehmen Sie den Beutel oder die Folie mit dem Kot aus dem Käfig oder der Voliere und erhalten so eine saubere, sandfreie Kotprobe.

Achten Sie dabei darauf, dass Sie mehrere Kotballen für die Probe sammeln und somit eine sogenannte Sammelkotprobe anfertigen. Die Kotbällchen dürfen auch ruhig von verschiedenen Vögeln stammen. Sammelkotproben sind Einzelkotproben vorzuziehen, weil die Wurmeier, nach denen die Ärzte unter dem Mikroskop suchen, nicht mit jedem Kothäufchen ausgeschieden werden. Je mehr Kotbällchen Sie mitnehmen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich im Fall einer vorliegenden Infektion in mindestens einem der Kotballen Wurmeier befinden.

Falls Würmer oder deren Eier nachgewiesen werden, wird Ihnen der Tierarzt ein Präparat aushändigen, mit dem Sie Ihren gesamten Vogelbestand behandeln müssen, um die Spulwürmer wieder loszuwerden. Es wird normalerweise ein Giftstoff eingesetzt, der die Würmer abtötet, die Vögel aber bei korrekter Dosierung nicht zu Schaden kommen lässt. Nach einiger Zeit muss die Therapie wiederholt werden, um sämtliche im Körper lebenden Larven, also das Zwischenstadium von Ei und Wurm, vollständig abzutöten.

Schlägt die Behandlung an, sterben die Würmer im Vogelkörper ab, wodurch sie sich nicht mehr im Darm festhalten können und mit dem Kot ausgeschieden werden. Sie sind dann später auf dem Käfig- oder Volierenboden zu finden – kein schöner Anblick, aber jeder Wurm, der abgestorben ist und vom Vogel ausgeschieden wurde, kann in seinem Körper keinen Schaden mehr anrichten.

Vorsicht bei der Medikamentengabe

Bedauerlicherweise tragen in der Vergangenheit hin und wieder Probleme bei der Entwurmung von Vögeln auf. Es kam zu gehäuften Todesfällen, ganze Vogelschwärme starben in den Tagen nach der Medikamentengabe. In den meisten Fällen kam ein Medikament namens Panacur zum Einsatz. Unter Tiermedizinern war früher die Ansicht weit verbreitet, das Präparat könne nicht überdosiert werden und es sei gut verträglich. Dennoch sind viele Vögel nach der Medikamentengabe gestorben, wie vor allem Anfang der 2000er Jahre in zahlreichen Internetforen zu lesen war.

Einige Vogelfreunde, zu denen auch ich gehörte, haben diesbezüglich Überlegungen angestellt, unter welchen Umständen es zu massenhaften Todesfällen kommen könnte. Schlüssig erklären konnten wir die von uns näher betrachteten Fälle leider nicht, zumal wir keine Tierärzte sind. Aufgefallen ist uns jedoch, dass in etlichen Fällen verstorbene Vögel untersucht wurden, wobei enorme Leberschwellungen oder gar -blutungen nachgewiesen wurden. Viele der Tierärzte, die diese Untersuchungen durchgeführt haben, deuteten dies als Anzeichen für eine schwere Vergiftung. Ob diese vom Medikament herrührte oder von den Würmern, die in ihrem Todeskampf große Mengen Giftstoffe ausgeschüttet haben, ist nicht geklärt. Auch eine andere Giftquelle wie zum Beispiel eine Zimmerpflanze käme als mögliche Ursache infrage, sodass die Vögel dann quasi zufällig nach der Medikamentengabe gestorben wären, weil sie sich anderweitig vergiftet haben.

Außerdem wurde bei einer Reihe von Vögeln nach deren Tod eine schwere Darminfektion mit aggressiven Bakterien festgestellt. Eventuell hat der Wurmbefall die Darmflora geschädigt und so den Bakterien den Weg für eine massenhafte Vermehrung geebnet, was die Vögel zusätzlich enorm geschwächt haben dürfte. Diskutiert wurde ferner, ob die Darmwand der verstorbenen Vögel aufgrund der mechanischen Reizung durch die Würmer eventuell zu durchlässig für das Medikament war und somit zu viel des Wirkstoffs in den Blutkreislauf der Tiere gelangt sein könnte. Dies ist zwar ebenfalls nur eine Vermutung, aber es wäre eine denkbare Ursache für Todesfälle unmittelbar nach dem Einsatz der Antiparasitika.

Bedauerlicherweise ließ sich wie bereits erwähnt bis heute nicht abschließend klären, weshalb seinerzeit so viele Vögel nach der Einnahme des Medikaments zur Entwurmung gestorben sind. Fakt ist jedoch, dass beispielsweise Finkenvögel extrem empfindlich auf Panacur reagieren. Wildvogelpfleger aus ganz Deutschland berichten immer wieder über rasch eintretende Krämpfe mit Todesfolge.

Aufgrund der potenziellen Nebenwirkungen der Medikamente im Krankheitsfall auf eine Entwurmung zu verzichten, ist dennoch absolut nicht zu empfehlen! Viel mehr ist darauf zu achten, dass bei der Therapie die Dosis des Anti-Wurmmittels anhand des Gewichts des zu behandelnden Vogels stets ganz exakt individuell berechnet wird. Dies ist zwar aufwändig, aber nur so können Überdosierungen verhindert werden. Sollten Ihre Vögel an einem Befall mit Spulwürmern leiden, wäre es meiner Meinung nach außerdem sinnvoll, wenn Sie am besten noch vor dem Therapiebeginn eine Kotprobe oder einen Kloakenabstrich auf Bakterien untersuchen lassen würden. Falls sich zeigt, dass zusätzlich zum Wurmbefall eine Darminfektion vorliegt, sollte diese unbedingt behandelt werden, während Sie die Vögel entwurmen.

Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, dass Sie ergänzend zur schulmedizinischen Therapie zu einem Tierheilpraktiker Kontakt aufnehmen, um die Wurmkur auf naturheilkundlichem Wege zu unterstützen, indem Sie zum Beispiel eine auf pflanzlichen Mitteln basierende Entgiftungstherapie durchführen. Mithilfe der genannten Maßnahmen können Sie Ihre Vögel dabei unterstützen, die Parasiten schnell wieder loszuwerden.

Ähnliche Krankheiten

Infolge einer Reihe weiterer Erkrankungen kann es bei Vögeln zu Schwellungen des Bauches kommen. Beispiele hierfür sind Entzündungen des Darms inklusive Durchfallerkrankungen, Tumorbildung im Bauchraum, ein Bauchdeckenbruch (Hernie) oder eine Bauchwassersucht (Aszites) sowie bei weiblichen Vögeln eine Legedarmentzündung. Neben den genannten Erkrankungen kommen noch mehr mögliche Ursachen in Betracht. Sie alle aufzuzählen, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen.

Beachten Sie bitte: Nur ein erfahrener Tierarzt kann eine sichere Diagnose stellen. Im Fall einer Schwellung des Bauches ist hinsichtlich der Abklärung der Ursache immer Eile geboten, weil der betroffene Vogel vielleicht unter starken Schmerzen leidet.

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