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Krallen und Schnabel kürzen
Bei manchen Vögeln kann es dazu kommen, dass ihre Krallen zu lang werden oder dass ihr Schnabel außer Form gerät. Dieses übermäßig starke Wachstum ist allerdings für gewöhnlich nicht der Normalfall und tritt demnach keinesfalls bei jedem Vogel in Erscheinung. Manche Vögel sind ein Leben lang nicht davon betroffen, andere vergleichsweise häufig. Wenn ein- bis zweimal im Jahr der Schnabel und die Krallen gekürzt werden müssen, besteht nicht unbedingt immer ein Grund zur Sorge. Doch der Gesundheitszustand des Vogels sollte im Auge behalten werden und nicht einfach nur ein Wetzstein angeboten werden.
Warum es so wichtig ist, auf die Gesundheit zu achten, lässt sich leicht anhand von Vögeln erklären, bei denen das Kürzen von Krallen und/oder Schnabel häufiger fällig ist: Vor allem bei Wellensittichen, aber auch bei einigen anderen Heimvogelarten steckt oft eine organische Erkrankung wie ein Leberproblem hinter dem verstärkten Wachstum des Schnabels und der Krallen. Es ist also keineswegs so, dass die Tiere ihre Krallen und den Schnabel zu wenig abwetzen. Kein gesunder Wellensittich muss seinen Schnabel regelmäßig wetzen, damit er nicht zu lang wird. Nur wenn etwas Grundlegendes nicht stimmt, kommt es zu dem verstärkten Wachstum. Vogelhalter sollten deshalb gemeinsam mit einem vogelkundigen Tierarzt die eigentliche Ursache des vermehrten Schnabel- und/oder Krallenwachstums abklären und nicht nur die Symptome kosmetisch behandeln, indem wieder und wieder der Schnabel und/oder die Krallen gekürzt werden.
Jedoch steckt nicht zwangsläufig in jedem Fall ein Leberproblem hinter einem verstärktem Schnabel- und Krallenwachstum. Auch ein Befall mit Grabmilben kann zu einem vermehrten und vor allem schiefen Schnabelwachstum führen. Hier muss unbedingt gegen die Milben vorgegangen werden. Bei Wellensittichen kann außerdem die Viruserkrankung PBFD hinter einem vermehrten oder gestörten Krallen- und Schnabelwuchs stecken. Darüber hinaus kommen weitere Gründe in Betracht. Die Fülle möglicher Auslöser zeigt, wie wichtig eine exakte Diagnosestellung durch einen vogelkundigen Tierarzt ist, um das Problem „übermäßiges Wachstum von Krallen und Schnabel“ dauerhaft in den Griff zu bekommen.
Neben der Behandlung der Ursache ist aber auch das Kürzen von Krallen und Schnabel wichtig. Denn für einen betroffenen Vogel können sich ansonsten massive Probleme und Risiken ergeben. Ist der Schnabel zu lang, kann das Tier ab einem gewissen Punkt nur noch unter großen Schwierigkeiten selbstständig Nahrung zu sich nehmen. Im schlimmsten Fall könnte der Vogel sogar verhungern. Auch ist die Gefiederpflege mit einem zu lang gewordenen Schnabel oft nur unter erschwerten Bedingungen möglich.
Zu lange Krallen sind häufig die Ursache für Zerrungen der Beine und Zehen. Denn sind die Krallen zu lang, bleiben die Tiere oft an Stoffschlaufen oder anderen Gegenständen hängen. Während sie versuchen, sich selbst zu befreien, zerren sie ihre empfindlichen Sehnen und Muskeln. Es kann in sehr gravierenden Fällen sogar vorkommen, dass Krallen ausgerissen werden und die Vögel anschließend unter starken Schmerzen leiden. Auch verlieren sie einiges an Blut. Sofern keine Gerinnungsstörung vorliegt, was bei den wenigsten Vögeln der Fall ist, besteht jedoch in aller Regel nicht die Gefahr, dass die Tiere verbluten. Davon einmal abgesehen ist eine solche Verletzung durchaus problematisch, weil ausgerissene oder weit oben abgebrochene Krallen für gewöhnlich nicht mehr richtig nachwachsen, woraus eine dauerhafte körperliche Einschränkung entsteht.
Es ist somit wichtig, zu lange Krallen oder Schnäbel zu kürzen. Dabei ist aber Vorsicht geboten. Beide Körperpartien bestehen aus Hornsubstanz, die nur bis zu einem bestimmten Bereich schmerzunempfindlich und nicht durchblutet ist, weshalb Laien niemals selbst Hand anlegen sollten. Lediglich sehr erfahrene Tierhalter können es sich zutrauen, die Krallen und auch den Schnabel zumindest ein kleines Stück weit zu kürzen, allerdings im Idealfall erst dann, wenn sie sich das Vorgehen von einem fachkundigen Tierarzt zuvor zeigen lassen haben und stets ein wirksamer Blutstiller bereitliegt, während die Korrekturmaßnahmen vorgenommen werden. Wie man bei Krallenverletzungen vorgehen sollte, können Sie in einem Beitrag zu diesem Thema nachlesen.
Die Krallen eines Vogels kürzen
Die in den Krallen verlaufenden Blutgefäße kann man bei vielen Vogelarten normalerweise einigermaßen gut erkennen, wenn man sie gegen helles Licht betrachtet. Hat ein Vogel jedoch sehr dunkle Krallen, ist es erheblich schwieriger und man sollte lieber weniger abschneiden, als versehentlich ein Blutgefäß zu verletzen. Wie hell oder dunkel die Krallen bei Wellensittichen sind, hängt übrigens davon ab, wie viele sogenannte Dunkelfaktoren sie von ihren Eltern geerbt haben. Ähnliches lässt sich auch bei anderen Vogelarten beobachten, darunter bei Katharinasittichen.
Doch wann ist das Kürzen überhaupt erforderlich? Beim Einschätzen dieses Sachverhalts ist ein gutes Augenmaß vonnöten – und ein wenig Übung in der Beurteilung. In diesem Kapitel finden Sie einige Fotos, die Ihnen bei der Entscheidungsfindung behilflich sein sollen. Die Abbildungen unter diesen Zeilen zeigen Krallen von Wellensittichen und Katharinasittichen, deren Länge genau richtig ist. In Fällen wie diesen ist kein Kürzen notwendig.
Die Abbildungen unter diesen Zeilen zeigen die Füße von Wellensittichen und Katharinasittichen, deren Krallen zu lang und teilweise sogar bereits verdreht sind. In solchen Fällen ist ein Eingreifen vonnöten, die Krallen sollten unter Berücksichtigung aller oben erläuterten Vorsichtsmaßnahmen gekürzt werden.
Zum Kürzen der Krallen kleiner Vögel, darunter Wellensittiche, eignet sich meist ein handelsüblicher Nagelknipser recht gut. Die Krallen können jedoch splittern, sodass man stets eine Nagelfeile parat haben sollte, um eventuelle Unebenheiten sofort behandeln zu können. Auch ein blutstillendes Mittel sollte griffbereit liegen, da man sich nie sicher sein kann, ob man nicht eventuell doch versehentlich ein Blutgefäß trifft oder eines durch das Absplittern von Krallenhorn beschädigt wird.
Normalerweise fügt man einem Vogel beim Schneiden der vorderen Bereiche der Krallen keine Schmerzen zu. Es ist mit dem Kürzen der Fingernägel bei uns Menschen zu vergleichen. Aber: Nur wer seinen Vogel sicher mit der Hand fixieren kann, sollte selbst die Krallen seines Tieres schneiden. Ihr Tierarzt wird Ihnen gern behilflich sein und die „Pediküre“ gegen ein paar Euro Gebühr durchführen, falls Sie nicht dazu in der Lage sein sollten, Ihren Vogel sicher festzuhalten oder falls Ihre Hände vor lauter Aufregung zu sehr zittern. Sollten Sie sich der Aufgabe gewachsen fühlen, den Vogel sicher halten zu können und zudem eine ruhige Hand haben, beachten Sie bitte die folgenden Hinweise zur Schnittführung beim Kürzen der Krallen, um eine möglichst natürlich geformte gekürzte Kralle zu erhalten.
Den Schnabel eines Vogels kürzen
Ein ausgesprochen heikles Thema für den Laien ist das Kürzen des Schnabels, weil die meisten Ziervögel ständig zubeißen und man sie im Kopfbereich nur schwer fixieren kann. Sogar manche Tierärzte haben mitunter Schwierigkeiten, wenn sie einem Vogel den Schnabel kürzen möchten. Problematisch ist es, wenn man zu viel Schnabelhorn abschneidet und den knöchernen inneren Bereich des Schnabels verletzt. Die sofort einsetzende Blutung kann so schwer sein, dass die verletzten Blutgefäße mittels großer Hitze verödet werden müssen, da ansonsten ein erheblicher und den Vogel stark belastender Blutverlust die Folge sein kann. Darüber hinaus kann es beim Kürzen des Schnabels zu schweren Verletzungen der Zunge kommen, wenn man mit dem Nagelknipser oder der Zange verrutscht. Sowohl das Verletzen der Wachstumszone des Schnabels als auch der Zunge sind für den Vogel mit sehr großen Schmerzen verbunden! Aus diesem Grunde sei dringend empfohlen, das Kürzen des Schnabels sicherheitshalber einem erfahrenen vogelkundigen Tierarzt zu überlassen. Bedauerlicherweise kann es sogar dann vorkommen, dass der Schnabel in der Tierarztpraxis splittert und zu bluten beginnt. Dies ist häufig dann der Fall, wenn das Schnabelhorn strukturelle Schäden aufweist, zum Beispiel durch einen Befall mit Grabmilben oder aufgrund einer Lebererkrankung.
Davon einmal abgesehen, dass das Kürzen des Schnabels mit Gefahren für den Vogel verbunden sein kann, muss der Halter erst einmal in der Lage dazu sein, einen zu langen Schnabel überhaupt zu erkennen. Nur dann können weitere Schritte eingeleitet werden – darunter der Gang zum Tierarzt -, um die Schnabellänge korrigieren zu lassen.
Wann ist der Schnabel zu lang?
Für den Laien ist es oft nicht leicht zu erkennen, wann ein Schnabel zu lang ist und gekürzt werden muss. Leider ist zudem der Irrtum verbreitet, das Kürzen des Schnabels sei eine Pflegemaßnahme, die bei jedem Vogel regelmäßig durchgeführt werden muss. Dem ist nicht so, der Schnabel muss nur dann geschnitten werden, wenn er tatsächlich zu lang ist. Auch stimmt es nicht, dass er umso schneller nachwächst, wenn er gekürzt wurde. Dieses Ammenmärchen können Sie getrost vergessen.
Eine grobe Faustregel zum Erkennen eines zu langen Oberschnabels bei Wellensittichen ist diese: Wenn der Schnabel von seiner Basis an der Unterseite der Nase bis zur Spitze mehr als doppelt so lang ist wie die Höhe der Nase (Wachshaut), beginnt er bei den meisten Vögeln zu lang zu werden und man sollte sicherheitshalber einen Tierarzt zurate ziehen und um eine fachkundige Einschätzung bitten. Einige Individuen haben übrigens von Natur aus recht kurze Oberschnäbel. Die Grafiken unter diesen Zeilen verdeutlichen die Faustregel. Beachten Sie bitte, dass diese vereinfachte Regel für andere Vogelarten nicht gilt!
Dremel zum Kürzen des Schnabels verwenden?
In manchen Internet-Foren wird empfohlen, den Schnabel mit einem Dremel zu kürzen. Hiervon ist Laien unbedingt abzuraten! Die Gefahr, mit dem Dremel zu verrutschen und die Zunge zu verletzen oder zu viel Schnabelhorn zu kürzen und den Knochenkern zu beschädigen, ist zu groß! Außerdem sind beim Kürzen des Schnabels die Augen des Vogels in Gefahr, denn ein leichtes Abrutschen kann verheerende Folgen haben, wenn ein Auge dabei verletzt wird. Aus all diesen Gründen sollte ein erfahrener Tierarzt das Kürzen des Schnabels vornehmen, auch wenn dies mit Kosten verbunden ist.
Vorsicht bei Grabmilbenbefall!
Niemals sollte bei einem Befall mit Grabmilben der Schnabel eines Vogels in Eigenregie gekürzt werden! Das Schnabelhorn ist in einem solchen Fall häufig porös und kann unter dem Druck der Zange oder des Nagelknipsers großflächig zerbrechen beziehungsweise splittern. Im ungünstigsten Fall wird der komplette Schnabel vom Knochen abgerissen. Das Foto neben diesem Absatz zeigt einen Wellensittich, dessen Schnabel von Milben stark durchlöchert und deformiert war. Bei dem Versuch, den viel zu langen und schief gewachsenen Schnabel zu kürzen, hat sein Halter den Oberschnabel zu weiten Teilen abgerissen, es ist nur noch der knöcherne Kern übrig geblieben, der obendrein verletzt worden ist. Der Vogel hat dabei sehr extrem starke Schmerzen erlitten. Das Wellensittichweibchen war anschließend nicht mehr dazu in der Lage, eigenständig Nahrung zu sich zu nehmen. Um das Leben des Vogels zu retten, wurde das Tier in die Hände einer erfahrenen Vogelpflegerin gegeben. Doch diese konnte das Weibchen trotz all ihrer Bemühungen nicht retten, der Wellensittich starb aufgrund der schweren Schnabelverletzung.