- >>
- Birds Online
- >>
- Gesundheit & Handicaps
- >>
- Gesundheit der Vögel
- >>
- Gefiederstörungen und Mauser
- >>
- Kahler Hinterkopf
Kahler Hinterkopf
Mitunter zeigt ein Vogel mit ansonsten völlig normalem, intaktem Gefieder eine kahle Stelle am Hinterkopf. Meist wird das Gefieder langsam immer dünner. Es ist also ein schleichender Prozess, der langsam zur „Teilglatze“ führt. In sehr vielen Fällen handelt es sich bei diesen Tieren um Vögel, die in einer innigen Partnerschaft mit einem Artgenossen leben. Oft ist der Partner derjenige, der das Gefieder beim Kraulen ausreißt. Weshalb die Tiere das sogenannte Partnerrupfen praktizieren, ist nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich und in manchen Fällen leider nicht zu ergründen. Auch ist diese Art des Federrupfens in einer festen Vogel-Partnerschaft häufig nur schwierig therapierbar.
In anderen Fällen rupfen die Partner die Federn nicht gezielt aus. Sie kraulen ihren Partner aber so extrem häufig am Hinterkopf, dass das Gefieder mit der Zeit dieser Belastung nicht mehr standhält – die Federn fallen aus. Dieses exzessive Verhalten kann auf psychischem Stress basieren. Diesen zu diagnostizieren, ist sehr schwierig. Nur in sehr seltenen Fällen führt die Mauser dazu, dass der Hinterkopf kahl wird, während das restliche Gefieder intakt ist. Ist nicht nur der Hinterkopf kahl, sondern sind andere Körperpartien ebenfalls betroffen, könnte eine Virusinfektion wie PBFD für den Gefiederverlust verantwortlich sein.
Zumeist haben wir es also mit einem durch Gefiederpflege oder Federrupfen verursachten Phänomen zu tun, das manchmal auch als „Liebesglatze“ bezeichnet wird. Hiervon betroffen sein können grundsätzlich alle Vögel, doch bei einigen Arten tritt der kahle Hinterkopf häufiger auf als bei anderen. Zu den Arten, bei denen wir es relativ oft beobachten können, gehören beispielsweise Nymphensittiche und Katharinasittiche. Wellensittiche rupfen dem Partner nur in seltenen Fällen beim Kraulen den Hinterkopf kahl, doch auch das kann bei ihnen vorkommen.
Gründe für das Federrupfen am Kopf des Partners
Nicht immer, aber in vielen Fällen ist beim „Liebesrupfen“ sexuelle Frustration der Auslöser für dieses aggressive Verhalten. Ausgelöst wird diese Frustration beispielsweise dadurch, dass der Bruttrieb nicht ausgelebt werden kann, obwohl die nötigen Voraussetzungen in der Haltung und Ernährung gegeben wären. In einem solchen Fall hilft es, die Tiere entweder brüten zu lassen, aber aber es wird ein Versuch unternommen, die Hormone der Vögel dahingehend zu regulieren, dass die Tiere nicht mehr in Brutstimmung sind.
Viele kleine Sittiche, darunter auch Wellensittiche, reagieren sehr stark auf die Tageslänge. Indem man die Zeitspanne reduziert, während derer die Vögel dem Tageslicht ausgesetzt sind, kann man sie oft dazu bringen, sich hormonell „abzukühlen“. Wellen- und Nymphensittiche sollten mindestens zwölf Stunden Nachtschlaf haben, dann werden sie meist etwas ruhiger und auch das Partnerrupfen hört dann in vielen Fällen auf. Außerdem sollte die Ernährung weniger fett- und eiweißreich sein, denn auch diese Maßnahme unterbindet, dass die Vögel in Brutstimmung geraten.
Sexuelle Frustration ist nur ein möglicher Grund für das Partnerrupfen, es kommen weitere Ursachen in Betracht, zum Beispiel: Tiere, die permanent unter Stress stehen, weil sie sich beispielsweise in ihrer Umgebung nicht sicher fühlen, können den Partner als „Ventil“ nutzen. Vögel, die zu wenig erholsamen Schlaf erhalten, können ebenfalls zu Aggressionen neigen und beim Kraulen plötzlich zu rupfen beginnen.
Ist eine „Liebesglatze“ gefährlich?
Die „Liebesglatze“ ist für den betroffenen Vogel nur dann vergleichsweise harmlos, wenn lediglich eine kleine Hautpartie federlos ist und die Glatze nicht über Monate bestehen bleibt. Sobald der Kopf großflächig kahl gerupft oder die Haut gar blutig gebissen wird, müssen die Partner vorübergehend getrennt werden. Gemeinsam mit einem Spezialisten für Papageienverhalten muss umgehend nach der Ursache für das Rupfen gesucht werden, denn im schlimmsten Fall kann der rupfende Partner irgendwann in eine Art „Blutrausch“ geraten und seinen Gefährten tot beißen. Auch können schwere Infektionen der empfindlichen Kopfhaut beim gerupften Vogel auftreten, die im ungünstigsten Fall tödlich verlaufen.
Tritt eine vermeintliche „Liebesglatze“ auf und zeigen sich an anderen Körperstellen ebenfalls Lücken im Federkleid, könnte eine Krankheit vorliegen. Durch einen fachkundigen Tierarzt sollte schnellstmöglich abgeklärt werden, ob gegebenenfalls eine Viruserkrankung wie PBFD oder die Französische Mauser die Gefiederlücken verursacht. Außerdem können mitunter Ekzeme oder Parasiten wie Federmilben für Löcher im Gefieder verantwortlich sein. Auch ein Testosteronmangel (Testosteron = männliches Geschlechtshormon) kann in einigen Fällen der Grund dafür sein, wenn ein männlicher Vogel einen kahlen Hinterkopf hat. Insbesondere bei Nymphensittichen ist dies oft der Grund für die Glatze.
Wenn Wellensittiche oder andere Vögel zu ruppig miteinander umgehen …
Vor allem unter Wellensittichen kann es geschehen, dass durch kleine Streitigkeiten plötzlich einige Federn rieseln. Bei jugendlichen Tieren ist dies noch häufiger zu beobachten als bei älteren Vögeln. Sie gehen ein wenig ruppig mit ihrem Partner um, spielen in der einen Minute noch mit ihm und wollen in der anderen Zärtlichkeit empfangen, was sie recht nachdrücklich fordern. Mitunter drücken sie ihrem Partner dann den Kopf ins Gesicht – frei nach dem Motto: „Nun kraul mich endlich, aber bitte genau da!“ Der überrumpelte Partner reagiert dann nicht selten empört, weil er sich bedrängt fühlt. Er beißt und reißt die Federn aus, die sich direkt vor seinem Schnabel befinden, sodass dann oft das Kopfgefieder des Gefährten ausgedünnt wird.
Eine solche kahle Stelle ist meist eng begrenzt und tritt sehr plötzlich auf. Zudem schließt sich die Lücke normalerweise wieder sehr rasch, meist innerhalb weniger Tage oder Wochen. Die nachwachsenden Federn werden in aller Regel nicht vom Partner ausgerissen. So lagen zum Beispiel zwischen den beiden Zeitpunkten, zu denen die Fotos unter diesen Zeilen entstanden sind, nur ein paar Tage.