Erfahrungsbericht bakterielle Enzephalitis

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Bakteriell bedingte Enzephalitis (Entzündung des Gehirns) bei meinem Wellensittichweibchen Viktoria

Text und Bilder von Petra Daiss, März 2009

Der grüne Wellensittich Viktoria litt an einer Enzephalitis.
Der grüne Wellensittich Viktoria litt an einer Enzephalitis.

Es fing damit an, dass mir mein Mitbewohner, als ich vor ein paar Wochen von der Arbeit nach Hause kam sagte, dass irgendetwas mit dem Fuß meines grünen Opalin-Wellensittichs Viktoria nicht stimmen würde. Insgesamt habe ich fünf Wellensittiche.

Ich schaute mir die Sache an und bemerkte, dass es ihr schwerzufallen schien, mit dem linken Beinchen nach der Stange zu greifen. Wenn sie es versuchte, schien sie irgendwie abzurutschen. Ansonsten erkannte ich keine Veränderung an ihr. Sie schien sich nicht irgendwie unwohl zu fühlen oder Ähnliches. Was denkt man nun, wenn man so etwas sieht?

Nun, zum einen ist mein Vogel jetzt schon drei Jahre alt und fällt damit bereits in tumorgefährdete Alter. Das war sicher mein erster Gedanke. Dann denkt man über Vitaminmangel nach, was mir aber eher seltsam vorkam, weil ich möglichst auf gutes Futter achte, soweit ich die Futterqualität beurteilen kann, und zwei Mal pro Woche Vitamintropfen gebe. Eine Vergiftung hielt ich ebenfalls für eher unwahrscheinlich. Eine Verletzung wäre eventuell noch infrage gekommen …

So wartete ich erst einmal ab, wie es am nächsten Tag aussehen würde … Und am nächsten Tag war von dem ganzen Spuk gar nicht mehr zu bemerken. So weit, so gut … Ganz traute ich der Sache aber noch nicht. Ich dachte jedoch vorerst, dass die Kleine sich vielleicht nur ein wenig den Fuß gezerrt hätte. Ich wollte es aber im Auge behalten.

Es ging etwa eine Woche lang gut. Dann ganz plötzlich, als ich am Abend gerade bei den Tieren saß, machte sich die Kleine bemerkbar durch aufgeregtes Gezwitscher und plötzliches Auffliegen. Ich sah es nur ganz kurz und bin mir deshalb selber nicht völlig sicher: Das linke Füßchen schien unnatürlich nach oben gebogen zu sein – ich meine den Teil des Fußes mit den Krallen. Es sah also nach einem Krampf aus. Das verschwand auch gleich wieder. Aber als der Vogel zu landen versuchte, klappte es nicht. Die Kleine rutsche ständig ab. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie eine Möglichkeit fand, doch noch zu landen. Und dann erschien sie mir außer Atem und verängstigt zu sein. Das sah wirklich nach einem Vitaminmangel aus. Aber so ganz konnte ich mir keinen Reim daraus machen.

Nun habe ich zu Hause ein Buch über Vögel, in dem es um Homöopathie und Kräuteranwendungen geht, das von zwei Tierärzten verfasst worden ist („Vögel – Homöopathie und Kräuteranwendungen, Dr. Alois Weber/Werner Treben, ISBN: 978-3850684507“). Darin werden auch Krankheitssymptome beschrieben, unter anderem Erkrankungen des Nervensystems. Diese sind wohl häufig bei Wellensittichen. Vor allem die Füße sind oft betroffen. Beschrieben wurden Tumoren, Vitaminmangel, Vergiftungen, Quetschungen, Zystenbildung an den inneren Organen, die dann auf den Ischiasnerv drücken und somit zu Lähmungen führen, verschiedene Krankheiten, wie Newcastle Disease, Salmonelleninfektion, Tuberkulose, und Psittakose (Papageienkrankheit) natürlich. Alles, nur das nicht, was ich gebraucht hätte, aber was soll man denken, solange man sich doch selbst nicht besser auskennt mit all diesen Sachen. Ich habe nachgedacht und nachgedacht, was es sein könnte … Vor allem war es dann auch noch so, dass es am nächsten Tag plötzlich der rechte Fuß zu sein schien, der nicht richtig funktionierte, und der linke war besser.

Nun arbeite ich in einer Großküche, und gerade an diesen Tagen hatte ich eine Menge Überstunden abzuleisten, war zum Teil mit der Zeit für den Heimweg bis zu 15 Stunden weg von zu Hause und konnte daher nicht so schnell zu meinem Tierarzt gehen, jedenfalls nicht in die normale Sprechstunde. Und da ich mir unsicher war, ob nicht vielleicht doch ein Tumor dahinter steckte, dachte ich, dass es eh nicht helfen würde, schnell hinzugehen. Es würde nichts ändern, da niemand mehr wirklich helfen könnte, wenn es so wäre. Diese Einschätzung war ein großer Fehler, im Nachhinein gesehen …

Circa drei Tage nach dem Krampfanfall am Füßchen entdeckte ich ein weiteres Symptom. Mir fiel ein ganz leichtes Schwanken in der Bewegung auf, als sich der Vogel herunter beugte, um Futter aus einer Schale zu fressen. Erst dachte ich, dass ich mich eventuell täuschte. Aber es steigerte sich in den folgenden Tagen. Das Füßchen erschien mir auch weiterhin nicht richtig gelähmt, sondern irgendwie „ungeschickt“. Wenn sich das Tier auf einer Stange umdrehen wollte, dann rutschte das Bein mehrmals an der Stange vorbei, bevor es sie richtig erwischte. Zudem schien es so, dass zwar vor allem das rechte Beinchen betroffen war, aber auch das linke kam mir nicht richtig in Ordnung vor. Ansonsten hatte ich bis dahin nicht den Eindruck, als würde dem Vogel irgendetwas fehlen, lediglich die seltsamen Bewegungsstörungen fielen auf. Da war kein Durchfall, keine Schwäche, kein Aufplustern wie bei Untertemperatur. Das Fliegen funktionierte sehr gut und der Appetit war normal.

Ich kam schon auf den Gedanken, beim Tierarzt nachzufragen, ob das Tier eventuell einen Gichtanfall haben könnte, da ich am Tag bevor es zum zweiten Mal zu Anfällen gekommen war Mausertropfen gegeben hatte, weil ein anderer Vogel sich etwas schwer zu tun schien mit seiner Mauser. Diese Tropfen enthalten relativ viel Eiweiß. Und viel Vitamin B, verrückterweise … Was mich noch mehr irritierte. Ich überlegte, ob das Tier ein Problem haben könnte mit der Aufnahme von Vitaminen. Ich wusste wirklich so langsam keinen Rat mehr. Zum Glück hatte ich dann bald meinen freien Tag.

Am Abend dann, bevor ich zum Tierarzt gehen konnte, merkte ich schließlich meinem Mitbewohner gegenüber an, dass ich mir nicht helfen kann, aber ich denke und denke nach – nichts passt richtig, aber wenn ich mal ganz unfachmännisch raten dürfte, dann kämen mir die Symptome des Vogels am ehesten so vor, als hätte sie eine Multiple-Sklerose-Erkrankung im Schnelldurchgang … Ich wünschte mir, diese Art von Fantasie hätte ich früher und schneller angewendet, dann hätte ich vielleicht rascher verstanden … Schließlich lernte meine Generation noch, was die Symptome einer Tollwut sind! Ein Welli hat natürlich im Normalfall nie eine Tollwut, so etwas kommt bei Vögeln nur ganz selten vor, wegen ihrer hohen Körpertemperatur. Aber Tollwut löst ebenfalls eine sehr schwere Enzephalitis aus. Und zwei ihrer Symptome sind Bewegungsstörungen und Lähmungen. Und genau das gehört auch zu den Symptomen von Enzephalitiden, die von anderen Erregern ausgelöst werden.

Am nächsten Tag ging ich also mit dem Vogel zum Arzt. Gleich morgens, als er öffnete. Der Tierarzt schaute sich das Tier an, entdeckte das Schwanken der Bewegungen und sagte sofort: Das ist eine Enzephalitis. Das erklärt die starke Reaktion auf Licht, und dadurch die Verstärkung der Symptome, also das verstärkte Schwanken, nachdem er das Tuch wegnahm, welches ich über den Käfig gelegt hatte. Er sagte weiter, dass es nun darauf ankäme, wodurch die Erkrankung verursacht werde. Wenn es Bakterien seien, helfe eine Behandlung mit Antibiotika wahrscheinlich. Käme es hingegen durch Viren, dann könne man nicht helfen.

Er gab ihr dann auch gleich die erste Dosis Antibiotikum. Zudem empfahl er, das Tier in einen separaten Käfig zu setzen und diesen abzudunkeln oder in eine dunklere Ecke zu stellen. Wenig Stress, viel Ruhe, viele Vitamine zu geben – vor allem B-Vitamine, hoch dosiert. Und unbedingt darauf zu achten, dass sie etwas frisst. Er verordnete Antibiotikagaben (Baytril), erst einmal eine Woche lang, jeden Tag direkt in den Schnabel. Wenn es anschlägt, meinte er, dann dürfte es dem Vogel in etwa zwei Tagen schon besser gehen.

Ganz ehrlich gesagt habe ich nicht wirklich gewusst, was das Wort „Enzephalitis“ bedeutet, ich dachte, ich habe es schon einmal gehört. (Die Ärzte gehen da so gerne von sich selber aus und denken alle haben das Wissen. ;o) Und ich war zu nervös um nachzufragen.) Ich wollte später nachschlagen. Aber an jenem Abend hatte ich andere Sorgen: Jetzt kamen nämlich die Symptome erst richtig durch. Wahrscheinlich trug auch der Stress dazu bei, den der Tierarztbesuch ausmachte. Aber vor allem war es wohl die Tatsache, dass ich keinen Tag zu früh hingegangen bin!

Zu Hause richtete ich also den kleinen Krankenkäfig her. Als ich den Vogel dann auf die Stange setzte, fing sein ganzer Körper an, langsam von einer Seite auf die andere zu schwanken. Dies geschah in solch weitem Radius, dass er fast umgefallen wäre. Außerdem hatte das Tier ganz seltsam die Augen zugekniffen, sodass nur noch ein kleiner Abschnitt offen war. So etwas hatte ich noch nie bei einem Wellensittich gesehen. (Aber bei Birds Online ist es gut beschrieben: Der Vogel hatte offensichtlich Schmerzen. Und am Wahrscheinlichsten sind bei dieser Erkrankung Kopfschmerzen.)

Schließlich konnte das Tier sich nicht mehr auf der Stange halten. Es lag dann auf dem Bauch am Boden. Und da ihm seine Instinkte wohl sagten, dass es sehr gefährlich ist, wenn man auf dem Boden liegen bleibt – jedenfalls in freier Natur – wollte es unbedingt nach oben kommen. Da aber nur ein Bein einigermaßen funktionierte, passierte nicht viel mehr, als dass sich das Tier im Kreis drehte. Hochziehen mit dem Schnabel ging auch nicht, da der Plastikrand des Käfigunterteils bis zum Gitter für das Tier zu hoch war.

Zwischen seinen Kletterversuchen blieb mein Vogel völlig geschafft liegen und tat gar nichts mehr. Wenn er nicht geatmet hätte, hätte ich gesagt, dass er tot ist. Ganz ehrlich hätte ich auch nicht geglaubt, bei dem was ich sah, dass das Tier auch nur noch den Abend dieses Tages erleben würde. Essen wollte es nichts. Am Morgen hatte es zuletzt etwas gefressen, bevor ich zum Tierarzt gegangen war. Aber nun ging es ihm wohl viel zu schlecht. Ich versuchte wirklich alle Tricks, die mir einfielen. Und zudem war es so, dass ich am nächsten Tag wieder arbeiten musste.

Das machte mir Sorgen. Denn ich wusste ja nicht, ob es am nächsten Tag klappen würde mit dem Fressen. Solch kleine Vögel können höchstens zwölf Stunden hungern, steht in meinem Wellensittichbuch. Der schnelle Stoffwechsel und die kleine Körpergröße sind der Grund. Wenn das Tier weiterhin nichts essen würde, dachte ich, dann kann das Antibiotikum helfen oder nicht, das Tier wird trotzdem sterben.

Also entschloss ich mich dazu, ihm zwangsweise Nahrung zu geben. Ich kenne mich nicht aus mit der Zwangsernährung, hatte sicher auch nicht das richtige Futter im Haus. Und ich traute es mir auch nicht zu und deswegen entschied ich mich dazu, Wasser mit Vitaminen zu versetzen und dann normalen Zucker darin aufzulösen. Das ist besser als nichts, dachte ich. Das Ganze zog ich dann in eine Spritze (ohne Nadel bzw. Kanüle) und gab es dem Vogel in den Schnabel, oder genauer gesagt vorsichtig an den Schnabelrand. Das nahm die kleine Patientin an. Dann stand ich am nächsten Tag extra früher auf und gab dem Tier das Antibiotikum sowie nochmals dieselbe Vitamin-Zuckerwasserlösung in den Schnabel. Zu der Zeit sah ich noch keine Besserung des Zustandes. Aber als ich am Abend heim kam, saß der Vogel wieder – etwas wackelig zwar – auf der Stange. Vor allem aß er wieder selbst etwas! Das Tier sah zwar nicht wirklich gut aus. Und es hatte sicher noch Kopfschmerzen. Aber gegen den Tag vorher …

Am Tag darauf tat es eigentlich nicht viel mehr als nur dazusitzen und ab und zu ein wenig zu essen, nicht wirklich viel, aber immerhin. (Also denke ich, es hatte immer noch deutlich Schmerzen.) Aber am Abend dieses Tages versuchte es erste Kontakte zu den anderen Vögeln aufzunehmen, indem es leise piepste. Es hörte sich eher seltsam an. Jedoch wurde es danach an jedem weiteren Tag etwas besser.

Wenn ich das Tier allerdings wegen der Antibiotikabehandlung einfangen musste, merkte ich immer noch, dass Stress die Symptome verstärkte. Dadurch wurde das Schwanken wieder auffälliger. Nach der einwöchigen Behandlung ging ich dann wieder mit dem Vogel zum Tierarzt. Er war deutlich zufrieden mit der Besserung. Aber dunkel halten sollte ich den Vogel nach wie vor. Zudem sollte ich weiterhin viele Vitamine geben, damit sich die Nerven regenerieren können. Und dann, meinte er, sei insgesamt eine mindestens dreiwöchige Antibiotikabehandlung nötig. Dann müsse man weiter sehen.

Die Nase des Tieres war verstopft. Das sprach leider deutlich dafür, dass die Infektion, die zu der Entzündung des Gehirns geführt hatte, noch nicht vorbei war. Das sah ich bereits vor dem Tierarztbesuch und glaubte schon darum nicht, dass die Behandlung bereits abgeschlossen wäre. Außerdem erfuhr ich, dass mein Tierarzt bisher schon mehrere Wellensittiche mit dieser Krankheit behandelt hatte und zumindest bisher noch nie erlebt hätte, dass einer der Wellensittiche, die mit dieser Art von Erkrankung zu ihm gebracht wurden, nicht auf Antibiotika angesprochen hätte. Es sieht also scheinbar so aus, als wäre bei Wellensittichen die bakteriell verursachte Form der Enzephalitis häufiger anzutreffen als die viral verursachte Form – also genau andersherum als bei Menschen.

Ich hatte inzwischen nachgeschlagen und gelesen, dass wenn Menschen daran erkranken, im Prinzip jede nur erdenkliche Art von Krankheitserreger als Verursacher für diese Krankheit infrage kommen könnte, die bei Menschen vorkommen kann. Dabei sind manche Arten wohl wahrscheinlicher als Ursache als andere. Für Menschen sind dabei vor allem Viren gefährlich, Herpes zum Beispiel steht hoch im Kurs. Dann der AIDS-Erreger, der die Entzündung sogar selber verursachen kann, nicht unbedingt einer der Nebeninfekte. Ferner kommen verschiedene Kinderkrankheiten in Betracht und die Tollwut, die aber, wenn sie jemand überlebt, meistens schwerste Gehirnschäden hinterlässt. Das ist bei den Arten von Enzephalitis, die durch Viren verursacht werden, eher selten der Fall. Dabei bleibt selten überhaupt eine Schädigung zurück.

Das ist das Thema, zu dem ich hierbei kommen möchte, ist: Eine bakteriell bedingte Enzephalitis hinterlässt immer irgendwie Schädigungen am Gehirn, sagt man. Beim Abheilen kommt es zu Narbenbildungen am Gehirngewebe, zu Strukturveränderungen. Das kann dazu führen, dass schlimmstenfalls Behinderungen zurückbleiben oder dass vielleicht sogar in Zukunft eine Epilepsie verursacht werden kann. Aber typisch sind eher Sprach-, Seh-, Hör-, Bewegungsstörungen und dergleichen. Was bedeutet, dass ein Mensch nach solch einer Erkrankung eventuell eine Rehabilitationsbehandlung braucht.

Außerdem scheint die Sterberate, laut Wikipedia, bei Menschen bei einer bakteriell bedingten Enzephalitis bei bis zu 50 Prozent zu liegen. Man muss dazu aber auch sagen, dass sie dort als mögliche Erreger dafür Listeriose, Typhus, Syphilis oder Borreliose angeben… Ganz so schlimme Erreger sind das hoffentlich bei Wellensittichen nicht.

Auf jeden Fall lasse ich nun vorsichtshalber bei allen meinen Tieren einen Psittakose-Test machen. Dieser Erreger kommt als Ursache prinzipiell genauso wie jeder andere infrage. Ein Test könnte aber klären, warum nur eines der Tiere davon betroffen ist und keines der anderen sich damit angesteckt zu haben scheint. Das könnte zu dieser Krankheit passen. Außerdem ist vor circa fünf Monaten plötzlich und ohne Vorwarnung das Männchen meines jetzt kranken Vogels gestorben. Es kann natürlich viele Gründe für dessen Tod geben, aber Vorsicht halte ich für angebracht.

Zum Abschluss kann man zum jetzigen Zeitpunkt – circa 1,5 Wochen nach dem ersten Behandlungstag – sagen, dass es dem Vogel wieder so gut geht, dass man ihm die Erkrankung nicht mehr sofort ansieht. Man muss schon genau hinsehen. Das Tier ist putzmunter und spinnt total in seinem Krankenkäfig herum, weil es zu den anderen Vögeln will. Allerdings hat es erst vor circa drei Tagen damit begonnen, so massiv zu spinnen. Vorher war es etwas verhaltener damit gewesen. Es wird immer schwerer, den Vogel für seine Behandlung einzufangen. Er benutzt alle erdenklichen Tricks, um mir auszuweichen. Ich gehe nicht davon aus, dass sein Gehör, seine Sehkraft und seine Intelligenz etwas zurückbehalten werden. Das Schwanken in seinen Bewegungen ist kaum mehr da. Höchstens wenn das Tier durch das Einfangen in Stress gerät, merkt man, dass irgendwas nicht so richtig stimmt. Seine Lautgebung war vor allem am Anfang, kurz nach den schwersten Krankheitssymptomen, etwas gestört. Da hörten sich seine Äußerungen eher wie ein Krächzen an. So langsam wird dies aber wieder besser, wenn auch noch nicht perfekt. Ich denke aber, dass man davon ausgehen darf, dass nach einiger Zeit wahrscheinlich alles wieder normal sein dürfte. Da hatte ich mehr Glück als Verstand!

Das Fazit daraus ist: Diese Symptome sind am Anfang sicher zumindest mit Vitaminmangel zu verwechseln. Und es gibt bestimmt auch einige andere mögliche Ursachen, an die man dabei denken könnte. Aber spätestens sobald diese schwankenden Bewegungsabläufe auftauchen sollten, ist gar nicht lange darüber nachzudenken, welcher Auslöser dafür infrage kommen könnte. Man sollte sich sofort das Tier schnappen und wenn möglich noch am selben Tag zum Tierarzt gehen. Sollte es so sein wie bei mir, dass man nicht während der regulären Sprechzeiten zum Tierarzt gehen kann, dann ist das ein Fall für den Notdienst oder eine Terminabsprache. Die Erkrankung sieht vielleicht auf den ersten Blick nicht so aus, aber auch wenn ein Mensch solche Symptome zeigen sollte, so wird dazu geraten, dass man so handelt. Eine schnelle Behandlung ist unbedingt nötig!

In der menschlichen Medizin geht man hierbei so weit, dass man gar nicht erst abwartet, bis man durch Untersuchungen herausfinden kann, ob der Erreger ein Virus ist oder ob es Bakterien sind. Man behandelt zuerst einmal einfach auf Verdacht hin gegen beides. Und erst dann untersucht man, was genau der Verursacher ist. Das macht man sicher nicht ohne Grund. Geschwindigkeit ist wichtig!

Das Antibiotikum zeigte zwar bei dem Vogel zum Glück sehr schnelle Wirkung. Aber dann gerade deswegen: Wie viel Pein hätte dem kleinen Vogel erspart werden können, wenn ich die Behandlung nur ein paar Tage früher begonnen hätte? Die schlimmen Symptome wären wohl völlig vermieden worden! Und wahrscheinlich muss der Tierarzt, zu dem man beim Notdienst geht, noch nicht einmal unbedingt vogelkundig sein. Denn ich vermute sehr stark, dass jeder Tierarzt die Symptome einer Entzündung des Gehirns kennen müsste. Nicht wegen der kleinen Wellensittiche, sondern wegen der Hunde und Katzen und anderer Tiere, die anfällig sind für Tollwut, die nun einmal ähnliche Symptome verursacht.

Was tun, wenn die Ursache dann doch viral bedingt ist: Mein Tierarzt sagte mir ja, dass man dann nicht helfen kann, wenn ein Virus bei einem Wellensittich eine Enzephalitis verursacht. Bei Menschen werden solche Verursacher mit antiviralen Mitteln bekämpft. Nun gibt es natürlich Unterschiede zwischen der Medizin an Menschen und an Tieren. Ich will aber nicht, dass jemand, der dieses hier liest, die Hoffnung verliert, wenn die Krankheit bei seinem eigenen Tier eventuell doch durch Viren verursacht wird. Ich kann keineswegs sagen, ob es nicht doch auch solche Behandlungsmethoden irgendwo für Wellensittiche gibt, nur weil ich nichts darüber in Erfahrung bringen konnte. Vielleicht gibt es ja Tierkliniken, die sich darin versuchen… Keine Ahnung. Ich will nicht, dass man nur wegen meiner Erfahrungswerte die Hoffnung aufgibt.

Achtung
Die in diesem Bericht wiedergegebenen allgemeinen Beschreibungen der Enzephalitis beziehen sich auf die Symptome beim Menschen.