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Hängende Flügel
Bei Vögeln kann es aufgrund unterschiedlicher Ursachen dazu kommen, dass sie einen oder beide Flügel hängen lassen. Je nachdem, weshalb diese Fehlhaltung entstanden ist, können sie den betroffenen Flügel aus eigener Kraft nicht einmal mehr anheben. Da das Symptom oft unterschätzt wird, weil viele Vogelhalter glauben, alles käme von allein wieder in Ordnung, widmet sich dieser Beitrag den möglichen Ursachen hängender Flügel. Sobald man bei einem Vogel beobachtet, dass er einen oder beide Flügel hängen lässt, sollte man unbedingt schnellstmöglich einen Tierarzt kontaktieren, denn meist ist nur ein rasches Eingreifen ein Garant dafür, dass der Vogel in Zukunft weiterhin normal fliegen können wird.
Schulterverletzungen (Prellung, Luxation etc.)
Vor allem aufgrund von Kollisionen mit harten Gegenständen während des Fluges kann es zu mehr oder minder schweren Schulterverletzungen kommen. Kämpfe mit Artgenossen oder ein Sturz von einem Sitzast können derlei Blessuren ebenfalls herbeiführen. Typische Folgen solcher Ereignisse sind Luxationen (ausgekugelte Gelenke), Prellungen, Zerrungen, Bänderdehnungen und Quetschungen der Nerven. Die genannten Verletzungen sind meist sehr schmerzhaft und der Vogel geht in eine Schonhaltung, bei der der betroffene Flügel hängt. Oder aber die Verletzung ist so gravierend, dass das Tier den Flügel nicht einmal mehr aus eigener Kraft heben kann, weil beispielsweise Bänder gerissen sind sich die Knochen nicht mehr in der anatomisch korrekten Position befinden.
Es ist unbedingt erforderlich, einen fachkundigen Tierarzt aufzusuchen, damit dieser eine Therapie festlegt und den Vogel gegebenenfalls mit einem Schmerzmittel behandelt. Schulterverletzungen sind langwierig, es kann mehrere Wochen oder gar Monate dauern, bis der Vogel seine volle Flugfähigkeit zurückerlangt. In einigen Fällen bleibt die Fehlstellung des Flügels erhalten und der betroffene Vogel kann nie mehr richtig fliegen; dies ist bei einer Schulterluxation leider die Regel.
Flügelbruch und Oberschenkelbruch
Der Flügel eines Vogels besteht aus mehreren Knochen. Diese können durch äußere Gewalteinwirkung zum Beispiel bei Stürzen oder Kollisionen brechen. Viele Menschen nehmen irrtümlich an, ein Vogel könne einen gebrochenen Flügel überhaupt nicht mehr bewegen und glauben, dass eine hängende Schwinge unmöglich gebrochen sein könnte. Diese Annahme ist falsch, denn je nachdem, welcher Knochen gebrochen ist, können Vögel den Flügel sehr wohl noch bewegen, allerdings unter größten Schmerzen.
Aber nicht nur wegen eines Knochenbruchs im Flügel selbst kann eine Schwinge herabhängen. Bricht sich ein Vogel den Oberschenkelknochen, steht das Bein meist in einer anatomisch nicht korrekten Position nach außen. Da es von unten gegen den Flügel drückt, gerät dieser ebenfalls in eine anormale Lage und hängt nicht selten ein wenig herab. Fällt demnach in Kombination mit einem hängenden Flügel auf, dass ein Vogel kaum mehr laufen und klettern kann sowie ein Bein schont, sollte sofort eine Untersuchung durchgeführt werden, um einen möglichen Knochenbruch im Bein abzuklären.
Falls ein Flügel nicht hängt, sondern unnatürlich nach oben steht, kann ebenfalls ein Flügelbruch der Grund dafür sein. Wenn die Knochen gegeneinander verschoben sind, liegt die Schwinge nicht mehr in der anatomisch korrekten Position. Meist ist dies daran zu erkennen, dass die langen Federn höher hinter dem Rücken liegen als die des gesunden Flügels. Fällt einem Halter dies bei seinem Vogel auf, sollte der Tierarztbesuch nicht hinausgezögert werden und unbedingt sofort stattfinden.
Bei einem Knochenbruch ist grundsätzlich schnelles Handeln gefragt, weil die Bildung neuen Knochengewebes sehr schnell vonstatten geht. Ein nicht gerichteter Bruch heilt bereits innerhalb weniger Tage schief zusammen, was zu einer lebenslangen Bewegungseinschränkung führen kann, wohingegen bei raschem Handeln und Richten des Bruchs oft eine Heilung ohne bleibende Behinderung möglich ist.
Leberschaden
Manche Vögel, die an einem schweren Leberschaden leiden, lassen beide Flügel mit der Zeit immer mehr herabhängen, ohne in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt zu sein. Weshalb dies geschieht, ist mir bislang leider nicht bekannt. Ich habe dieses Phänomen jedoch bereits mehrmals bei gefiederten Leberpatienten beobachten können.
Beachten Sie bitte: Hängende Flügel allein sind allerdings noch kein Indiz für einen Leberschaden. Mit einer solchen Erkrankung gehen außerdem Veränderungen der Kotbeschaffenheit, Schnabelwachstumsstörungen, Farbveränderungen des Schnabel- und Krallenhorns sowie in einigen Fällen Veränderungen der Gefiederfärbung einher.
Erkrankungen des zentralen Nervensystems und schlaganfall-ähnliche Erkrankungen
Vor allem ältere Vögel können Erkrankungen erleiden, die einem Hirnschlag beim Menschen ähneln. Dies führt oft zu einer Lähmung einer Körperhälfte. Der betroffene Flügel hängt herab und die Zehen sind nach vorn zusammengeklappt. Die Abbildung in der Nähe dieses Absatzes zeigt einen Wellensittich, der einige Wochen vor dem Entstehen des Fotos einen solchen Anfall erlitten hat. Aufgrund einer Lähmung hing der rechte Flügel des Vogels herab. Auch Erkrankungen des zentralen Nervensystems können dazu führen, dass ein Flügel hängt. Sie gehen jedoch nicht unbedingt mit Lähmungen im Fuß derselben Körperhälfte einher. Nur ein erfahrener Tierarzt kann eine sichere Diagnose stellen. Ein schnelles Einschreiten ist in jedem Fall von großer Bedeutung, denn je eher eine Behandlung erfolgt, desto höher sind die Überlebens- und Genesungschancen für den erkrankten Vogel.
Lähmungen und Krämpfe durch Vitamin-B-Mangel
Leidet ein Vogel an einem starken Vitamin-B-Mangel, kann es zu vorübergehenden Krämpfen in den Beinen, aber auch zu Flügelkrämpfen sowie Lähmungen der Extremitäten kommen. Hierbei hängen die betroffenen Schwingen herab und der Vogel kann sie nicht mehr uneingeschränkt bewegen. Darüber hinaus können Krämpfe in den Flügeln ein Zeichen von Epilepsie sein oder auf einen Hirntumor hindeuten.
Tumoren an den Flügeln und in den Schultern
Ist ein Vogel an einem Tumor im Bereich des Flügels oder der Schulter erkrankt, kann es geschehen, dass sein Flügel herabhängt. Vor allem Schultertumoren sind im Anfangsstadium kaum zu erkennen, sodass der Flügel scheinbar ohne Grund zu hängen beginnt. Flügeltumoren sind hingegen oft sichtbar und ziehen die Schwinge mit zunehmender Größe durch ihr Gewicht in eine hängende Haltung. Nicht alle Flügeltumoren können in einer Operation entfernt werden. Manche sind so mit den Knochen oder dem Gewebe verwachsen, dass ein Teil des Flügels amputiert werden muss, um den Tumor zu entfernen. Schultergelenkstumoren sind inoperabel, sie bedeuten über kurz oder lang bedauerlicherweise das Todesurteil für den betroffenen Vogel.
Hauterkrankungen und Ekzeme
An und unter den Flügeln bilden sich bei manchen Vogelarten Ekzeme und Hautveränderungen, die zum Herabhängen des Körperteils führen können. Insbesondere Wellensittiche und Unzertrennliche sind oft von Ekzemen des EMA-Komplexes (früher EMA-Syndrom) betroffen. Bei dieser Erkrankung bilden sich Ekzeme, die häufig blutig sind und von den Vögeln benagt werden. Damit die Haut nicht zusätzlich gereizt wird, lassen viele hiervon betroffenen Vögel den darüber liegenden Flügel ein wenig hängen.
Bildet sich am Flügel ein Xanthom (hierbei handelt es sich vereinfacht gesprochen um eine gelbliche Fetteinlagerung in der Haut), kann dessen Gewicht den Flügel nach unten ziehen. Xanthome sind nicht immer gut sichtbar. Mitunter befinden sie sich an der Unterseite des Flügels und fallen dem Betrachter erst auf, wenn dieser die Schwinge anhebt.