Erfahrungsbericht Wellensittich Bayda

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!

Text und Bilder von Birds-Online.de (Gaby Schulemann-Maier), März 2007

Das Wellensittichweibchen Bayda vor dem Einsetzen der Erkrankung.
Das Wellensittichweibchen Bayda vor dem Einsetzen der Erkrankung.

Die Situation war typisch: Eigentlich ging es dem Wellensittichweibchen sehr gut und man merkte ihm deutlich an, wie viel Spaß es im Vogelschwarm hatte. Die Männchen standen geradezu Schlange, um dem Weibchen ihre Zuneigung zu zeigen, und gesundheitlich wirkte Bayda ebenfalls nicht angeschlagen. Irgendwann fiel mir allerdings auf, dass sie weniger flog als noch kurz zuvor und dass sie an Gewicht zunahm. Ich spürte es deutlich, wenn sie auf meinem Finger saß. „Na ja, das wird wohl daran liegen, dass die kleine Charmeurin von vier Männchen gefüttert wird. Davon kann man nur zunehmen.“ – Das war mein erster Gedanke und er war naheliegend. Aber leider entsprach er nicht den Tatsachen, wie sich bald herausstellen sollte.

Zusehends fauler wurde die einst so lebenslustige Bayda, sie bewegte sich immer weniger, was jedoch nicht am vermeintlichen Übergewicht lag. Als das Tier auf der Waage stand und diese über 60 Gramm anzeigte, war der Schreck groß. Seltsam, das Brustbein war gut zu ertasten, der Vogel wirkte gar nicht übergewichtig. Aber wie konnte er so viel an Gewicht zugelegt haben, ohne dick zu sein? Und weshalb wollte Bayda nicht mehr fliegen? Diese Fragen belasteten mich mehr und mehr, sodass ich den Vogel sehr aufmerksam beobachtete.

Bayda hat unter anderem dem Männchen Nik den Kopf verdreht.
Bayda hat unter anderem dem Männchen Nik den Kopf verdreht.

Als sie dann auch noch zu ächzen begann, wenn sie klettern musste und beim Gehen hinkte, war mir endgültig klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich brachte den Vogel zu einem erfahrenen Tierarzt und befürchtete schon, ein Tumor an den inneren Organen könne für die Gewichtszunahme und die weiteren Symptome verantwortlich sein. Ein Röntgenbild sollte Aufschluss darüber geben, was mit dem bis vor wenigen Wochen noch fröhlichen Weibchen nicht in Ordnung war.

„Die Knochen des Vogels sind viel zu dicht, es wurde vom Körper erheblich zu viel Kalzium eingelagert. Schauen Sie mal, da sind sogar kleine Sporne an den Knochen zu sehen, sie drücken an mehreren Stellen in die Gelenke. Der Vogel muss entsetzliche Schmerzen haben …“ Was der Tierarzt sagte, wurde durch die kleinen auf der Röntgenaufnahme sichtbaren Spitzen, die von den Flügel- und Beinknochen ausgingen, untermauert. Jetzt war plötzlich klar, weshalb sich Bayda nicht mehr hatte rühren wollen: Jede noch so kleine Bewegung muss ihr Gelenkschmerzen verursacht haben.

Bei mir stellte sich kurzzeitig völlige Ratlosigkeit ein. Wie hatte das nur geschehen können? „Diese Knochenveränderungen werden von einer Stoffwechselstörung verursacht, die zu einer überhöhten Östrogenproduktion führt und die wiederum die Knochendichte ständig steigen lässt. Viele Ärzte bezeichnen das Ganze als sogenannte Polyostotische Hyperostose„, erklärte mir der Tierarzt. Zuvor hatte ich von dieser Erkrankung noch nie etwas gehört.

Bayda zu Beginn der Therapie, mit der ihre Polyostotische Hyperostose in den Griff bekommen werden sollte.
Bayda zu Beginn der Therapie, mit der ihre Polyostotische Hyperostose in den Griff bekommen werden sollte.

Weil der Allgemeinzustand meines Vogels gut war und wir Bayda als echte Kämpferin kannten – sie hatte im Vorfeld mehrere Operationen durchgestanden –, riet der Arzt zu einer Hormontherapie kombiniert mit einem Schmerzmittel. Über einen Zeit von sechs Wochen erhielt sie mehrere Hormonspritzen sowie in den ersten 14 Tagen morgens je eine Portion Metacam. Bald ging es ihr tatsächlich besser und ich schöpfte Hoffnung.

Dann jedoch war das Ende des Therapiezeitraums erreicht und Bayda wurde erneut ruhiger. Der Arzt schlug vor, ein anderes Hormonpräparat zu versuchen, weil das zuerst verwendete nicht immer den vollen gewünschten Erfolg brächte. Gesagt, getan. Diesmal schien die Behandlung anzuschlagen und Bayda blühte regelrecht auf. Fast zwei Wochen stand sie voll im Leben und brachte den Vogelschwarm mit ihrem Temperament gehörig durcheinander.

Wenige Tage vor ihrem Tod ging es Bayda dank der Therapie ein wenig besser.
Wenige Tage vor ihrem Tod ging es Bayda dank der Therapie ein wenig besser.

Ich dachte, wir hätten es überstanden, bis ich sie eines Morgens auf dem Bauch liegend vorfand und sie sich nicht bewegen wollte. Eigentlich war sie zahm und kletterte gern auf meinen Finger. Nicht so an jenem Tag. Sie biss mir eine blutende Wunde in den Finger, als ich versuchte, sie hochzunehmen. Bei genauer Betrachtung sah ich, dass ihr Bauch extrem aufgewölbt war und ich vermutete einen Bauchdeckenbruch, also eine Hernie.

Schnell brachte ich Bayda zum Tierarzt, er bestätigte meinen Verdacht. Durch den enorm hohen Östrogenspiegel hatte ihr Bindegewebe gelitten und war letztlich zu schwach geworden, um dem Druck standzuhalten, den das Körperinnere ausgeübt hatte. Weil Baydas Zustand extrem schlecht war und sie außerdem unter sehr starken Schmerzen litt, ließ ich sie sofort einschläfern. Wir haben gekämpft und am Ende letztlich doch verloren.