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Patricio, adoptiert am 15. Dezember ’16, † 29. Dezember ’18
Manchmal laufen die Dinge nicht nach Plan. Um ihren kleinen Katharinasittichschwarm wieder ein wenig zu vergrößern, holten zwei Vogelliebhaber aus der Nähe von Wiesbaden die beiden grünen Vögel Sally und Patty zu sich. Anfangs schmusten die Neuen ständig miteinander und schienen sich sehr zu mögen. Doch mit dieser Harmonie war es nach dem Einzug in den Vogelschwarm rasch vorbei. Sally verliebte sich Hals über Kopf in ein Männchen. Die enge Bindung zu Patty war daraufhin nicht nur vergessen, sondern wandelte sich ins Gegenteil: Sally verhielt sich zunehmend aggressiver gegenüber ihrem sehr ruhigen und sensiblen Artgenossen Patty, der trotz des weiblichen Namens ein Männchen war, wie sich bei mir später herausstellen sollte und deshalb in Patricio umbenannt wurde. Doch zurück zu seiner Geschichte. Die Attacken wurden heftiger und die beiden Vogelhalter trennten die Tiere räumlich, was aber kaum etwas brachte. Selbst in seinem separaten Volierenabteil fühlte sich der damals noch Patty genannte Vogel bedrängt, weil Sally energisch ans Gitter sprang und ihm so große Angst einjagte.
So konnte und sollte es nicht weitergehen, der Angegriffene litt unter den Nachstellungen und auch darunter, keinen Anschluss mehr an die anderen Vögel zu haben. Er wurde immer schreckhafter und zeigte deutliche Stressreaktionen wie wässrigen Kot. In dieser schwierigen Situation wussten sich die beiden Vogelliebhaber nicht mehr anders zu helfen, als die Schwarmzusammensetzung zu ändern. Entweder Sally oder Patty (Patricio) sollten in ein neues Zuhause mit anderen Vögeln ziehen, so schwer es für sie auch war, sich von einem der Tiere trennen zu müssen. Von welchem der beiden lieb gewonnenen Vögeln sie sich würden verabschieden müssen, konnten sie selbst nicht entscheiden. Sie überließen es gewissermaßen dem Schicksal und dem neuen Halter, welcher Vogel umziehen sollte.
Das war die Vorgeschichte, von der ich erfuhr, als ich gerade einen freien Platz in meinem Vogelschwarm beim Katharinasittichnetzwerk melden wollte. Wenige Tage zuvor war bedauerlicherweise mein geliebtes Kathi-Männchen Tico gestorben. Sein Tod hinterließ nicht nur in meinem Herzen eine große Leere, sondern auch im Vogelschwarm. Aus dieser traurigen Situation sollte etwas Gutes erwachsen. Es war mir gleich klar, dass ich den verzweifelten Vogelhaltern meine Hilfe anbieten und einen ihrer Vögel aufnehmen wollte. Weil ich so viele Handicap-Vögel habe, die keinen potenziellen Raufbold verkraften würden, fiel meine Wahl auf den ruhigen, sensiblen Patricio. Außerdem hätte ich kein gutes Gefühl dabei gehabt, Sally von ihrem Partner zu trennen. So kam es, dass Patricio sein früheres Zuhause verließ und am 15. Dezember 2016 in mein Vogelzimmer einzog.
Gleich zu Beginn schien es zwischen Patricio und Juan eine spontane Verbindung zu geben. Sie näherten sich einander und schauten sich gegenseitig gebannt an. Die anderen vier Katharinasittiche blieben ebenfalls freundlich und gelassen, sodass Patricio insgesamt einen sehr guten Start im neuen Schwarm hatte. Schon am nächsten Tag kuschelte er sich in die Gruppe. Was mir allerdings das Herz zerriss, war eine Beobachtung, die ich in jener Zeit machte: Patricio wurde von den anderen Vögeln akzeptiert, man saß eng beieinander, und dann hielt er Juan den Nacken als Aufforderung zum Kraulen hin. Juan wollte die Einladung gern annehmen und näherte sich Patricio in offenkundig freundlicher Absicht. Kurz bevor er das Gefieder seines neuen Freundes mit dem Schnabel berühren konnte, zuckte Patricio jedoch vor Juan zurück und begann panisch zu schreien. Juan nahm daraufhin sofort eine typische defensive und beschwichtigende Körperhaltung ein. Er konnte wohl nicht verstehen, weshalb sein Artgenosse so reagiert hatte. Patricio war von den Nachstellungen durch Sally offenbar so verunsichert, dass er sich zwar Nähe wünschte, vor dieser aber in letzter Sekunde doch voller Angst zurückschreckte.
Seit diesem Vorfall gewann Patricio zum Glück Tag für Tag mehr Zuversicht und Vertrauen in die anderen Vögel. Schon bald war die Freundschaft mit Juan so innig, dass das gegenseitige Kraulen zum Normalzustand wurde – keine Spur mehr von den früheren Ängsten. Auch die anfangs noch sehr offensichtliche Sorge, am Futternapf leer auszugehen – Kolbenhirse wurde von Patricio regelrecht abgeschleppt und nur in Verstecken ganz hektisch in sich hinein geschlungen –, war nach einiger Zeit glücklicherweise vorüber. Patricio hatte gelernt, dass ihm keine Gefahr droht und er war zu einem völlig entspannten Vogel geworden. Sogar mir gegenüber hat er ein wenig Vertrauen aufgebaut und manchmal stieg er auf die ihm angebotene Hand, aber immer nur rückwärts. Und wie nahezu alle Katharinasittiche liebte er Apfel. Mitunter flog er mir morgens schon entgegen, wenn ich mit dem Früchtefrühstück in der Hand ins Vogelzimmer kam.
Im Sommer 2018 zog das Weibchen Carmen bei mir ein und er wurde ihr Gefährte. Die beiden Vögel waren sehr verliebt und gingen sanft miteinander um. Auch seinem Freund Juan blieb er treu. Alles schien in bester Ordnung, doch dann schlug das Schicksal erbarmungslos und ohne Vorwarnung zu. Am 29. Dezember 2018 fand ich Patricio morgens plötzlich halb bewusstlos im Schlafkäfig vor. Etwas war über Nacht geschehen, er war schwer erkrankt, kaum ansprechbar und seine Beine waren gelähmt. Mit Verdacht auf eine schlaganfall-ähnliche Erkrankung brachte ich ihn sofort in eine Vogelklinik. Leider konnten die Vogelärzte nur akutes Nierenversagen diagnostizieren, mein geliebter gefiederter Freund war im Begriff zu sterben. Patricio hatte offenbar die ganze Zeit einen unerkannten Nierenschaden, der ihm letztlich ohne Vorwarnung zum Verhängnis geworden war. Es gab keine Rettung mehr und ich wollte ihm weitere quälende Stunden ersparen, weshalb ich ihn einschläfern ließ. Patricio so plötzlich zu verlieren, tat ungemein weh. Ich werde ihn sehr vermissen und hoffe, er hat die leider viel zu kurze Zeit in meinem freundlichen Vogelschwarm genießen können, nachdem er zuvor so sehr gemobbt worden war.
Als Patricio bei mir einzog, war er circa zwei bis drei Jahre alt. Das heißt, er ist nur etwa vier bis fünf Jahre alt geworden. Er war ein grüner und somit wildfarbener Katharinasittich.