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Folara, adoptiert am 22. Januar ’05, † 5. Mai ’06
Als sie noch sehr jung war und gerade eben erst die Dunkelheit des Nistkastens hinter sich gelassen hatte, wollte sie vermutlich wie alle jungen Wellensittiche die Welt erobern – und fand sich stattdessen in einem dunklen, fast nicht beleuchteten, muffigen Kellerraum wieder. Jahrelang lebte sie in diesem finsteren Raum, vegetierte vor sich hin und kränkelte, aber ihr damaliger Halter kümmerte sich ebenso wenig um ihre Probleme wie um die ihrer Artgenossen, die ihr Schicksal teilten. Ihre Augen verloren im Dämmerlicht an Sehkraft und sie selbst wurde immer ruhiger. Allerdings blieb ihr Augenproblem lange Zeit unentdeckt. Trotz der schlechten Haltungsbedingungen versuchte der ehemalige Halter sogar, mit seinen im Keller gehaltenen Wellensittichen zu züchten. Auch das hübsche Weibchen mit dem Sehfehler sollte vermutlich Mutter werden. Aber sie hatte Glück, denn sie wurde eines Tages von einer Tierfreundin zusammen mit dem grauen Männchen Liriel und einigen weiteren Artgenossen aus ihrem lieblosen Zuhause und den schlechten Haltungsbedingungen befreit.
Im damals noch existierenden Forum des Vereins der Wellensittich-Freunde Deutschland berichtete die Tierfreundin über das Schicksal der beiden Vögel und ich hatte sofort Mitleid mit ihnen. Denn abgesehen davon, dass Folara – so nannte ich die Vogeldame später – bis dato kein schönes Leben geführt hatte und unter der schlechten Ernährungssituation litt, war sie obendrein auch noch aus unbekanntem Grunde flugunfähig. Ich entschied, ihr und dem ebenfalls geretteten Männchen ein Zuhause zu bieten. Am 22. Januar 2005 zog die sehr schüchterne und anfangs mir gegenüber recht ängstliche Vogeldame gemeinsam mit Liriel in mein Vogelzimmer ein.
Kurz nachdem sie bei mir eingetroffen war, fiel mir auf, dass sich Folara seltsam verhielt. Sie lief einige Zentimeter, verharrte, bewegte den Kopf hin und her und lief dann erst weiter. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von ihrer Fehlsichtigkeit und ihr merkwürdiges Verhalten erstaunte mich deshalb zunächst sehr. Schnellstmöglich wollte ich klären, weshalb sie beim Gehen immer wieder innehielt. Bald stellte sich dann heraus, dass Folara einen starken Sehfehler hatte und von ihrer Umgebung nur das wahrnahm, was sich in allernächster Nähe befand. Beim Menschen würde man von einer extremen Kurzsichtigkeit sprechen. Da ich nun wusste, woran ich bei ihr war, beunruhigten mich ihre Zwischenstopps auf dem Weg durch das Vogelzimmer nicht mehr. Rasch hatte sie sich eingelebt und fand sich trotz ihrer Sehbehinderung bestens zurecht. Später kannte sie sich so gut aus, dass sie sogar ohne anzuhalten durch das Zimmer rannte.
Leider war Folaras Drüsenmagen während der Zeit in ihrem ehemaligen Zuhause geschädigt worden. Wodurch dieser Schaden verursacht worden war, konnte der Vogel-Tierarzt nicht erklären. Wir wussten lediglich, dass diese Schädigung wohl schon eine ganze Weile bestand. Glücklicherweise waren nicht die gefürchteten Megabakterien für Folaras gesundheitlichen Beschwerden verantwortlich. Doch so oder so führte der Schaden an ihrem Drüsenmagen dazu, dass sich Folara hin und wieder übergeben musste. Manchmal war ihr übel, dann saß sie aufgeplustert abseits der anderen Vögel und ruhte sich aus. Zum Glück verschwand die Übelkeit normalerweise relativ schnell wieder. Auch hinderte sie die Vogeldame nicht daran, sich mit ihrem Lieblingsfutter, das war rote Kolbenhirse, den Bauch vollzuschlagen. Ich war immer froh, wenn sie einen ordentlichen Appetit hatte, denn aufgrund ihrer chronischen Magenerkrankung war sie leider viel zu dünn, was man aufgrund ihrer vielen langen Federn jedoch nicht gleich erkennen konnte. Leider wurde ihr die Magenkrankheit letztlich doch zum Verhängnis. Im Mai 2006 erlitt sie einen so schweren Schub, dass mir keine andere Wahl blieb, als sie von ihrem Leiden erlösen zu lassen. Folara war auf ein Gewicht von nur 28 Gramm abgemagert, litt unter Schmerzen und war zu schwach, um zu stehen. Sie gehen zu lassen, war die einzige Möglichkeit, ihr noch zu helfen.
Ihr sanftes Wesen war sehr einnehmend, denn sie fiel vor allem durch ihre liebenswürdige, zurückhaltende Art auf und legte sich nie mit anderen Vögeln an. Folara war leider nicht an den Männchen im Vogelschwarm interessiert, sie schien einfach nur froh darüber zu sein, ein freies Leben in einem hellen Zimmer führen zu können. Seit dem Einzug der anfangs nur spärlich befiederten Wellensittichdame Tara pflegte sie mit ihr eine wundervolle Freundschaft, die bis zu Folaras Tod andauerte. Es war einfach hinreißend, den beiden Sittichen dabei zuzuschauen, wie sie einander mit Zärtlichkeiten verwöhnten. Folara ließ es sogar zu, dass sich ihre nackte Freundin in ihr dichtes, warmes Federkleid kuschelte. Menschen gegenüber blieb Folara immer scheu, aber das hinderte mich nicht daran, sie trotzdem tief in mein Herz zu schließen. Sie war zauberhaft und ich vermisse sie sehr.
Folara war ein großer Standardsittich, ihr Farbschlag nennt sich einfaktoriger Australischer Schecke in Grün; außerdem war sie ein Zimter.
Bedeutung des Namens
Einige Monate bevor ich Folara ein neues Zuhause gegeben habe, hatte ich alle fünf Bände des Ayla-Romanzyklus‘ der amerikanischen Autorin Jean M. Auel gelesen. Ein Charakter in diesen Romanen trägt den Namen Folara. Er gefiel mir ausgesprochen gut, deshalb benannte ich den hübschen Wellensittich nach diesem Romancharakter.