- >>
- Birds Online
- >>
- Meine Vögel
- >>
- Wellensittiche
- >>
- Verstorbene Wellensittiche
- >>
- Liriel †
Liriel, adoptiert am 22. Januar ’05, † 13. September ’06
Was ich Ende 2004 in einem Forum über einen Wellensittichhalter in meiner damaligen Nachbarstadt las, konnte ich zunächst nicht fassen. Es ist wirklich unglaublich und fast schon grausam, wie manche Menschen ihre Vögel unterbringen. Da werden Wellensittiche beispielsweise in dunkle Kellerräume abgeschoben, weil sie in anderen Zimmern stören – aber behalten wollen die Leute ihre Tiere natürlich trotzdem. Dass es den Vögeln in einem schlecht beleuchteten und fensterlosen Kellerraum nicht gut geht, wird dann einfach mal ignoriert. Das Wohl der Vögel im Blick zu behalten, scheint wohl zu viel verlangt zu sein … Wie es der Zufall wollte, hatte eine Tierschützerin von solchen armen Kreaturen erfahren, die unter sehr schlechten Bedingungen ihr Dasein in einem feuchten, dunklen Keller fristeten. Weil eine solche Art der Unterbringung häufig alles andere als optimal ist, schaute sie sich das Ganze vor Ort an – allerdings unter dem Vorwand, den Besitzer einfach besuchen zu wollen. Es gelang ihr, zwei der Tiere dort herauszuholen und erst einmal vorsichtig an ein Leben außerhalb eines sehr schlecht beleuchteten Kämmerchens zu gewöhnen. Einer von ihnen war ein namenloser grauer männlicher Wellensittich mit leuchtend gelbem Gesicht, den ich bald darauf adoptierte und Liriel nannte.
Was seine Gesundheit anbelangt, hatte Liriel anfangs ein schweres Päckchen zu tragen. Dadurch, dass er kaum Licht und keinen Freiflug in dem Kellerraum gehabt hatte, waren seine Augen extrem lichtempfindlich geworden und entzündeten sich nach seiner Befreiung erst einmal. Das muss sehr schmerzhaft für ihn gewesen sein, aber zum Glück bekam mein Tierarzt die Augenentzündung rasch in den Griff. Das Flugtraining nahm Liriel selbst in Angriff. Schnell lernte er es, sich sicher durch die Luft zu bewegen. Schon kurz nach seinem Einzug in mein Vogelzimmer – er kam hier am 22. Januar 2005 zusammen mit der ebenfalls aus dem Keller geretteten Folara an – zog er gemeinsam mit den anderen flugfähigen Vögeln seine Kreise. Aufgrund seiner Vorgeschichte wusste ich leider nicht, wie alt Liriel war, als er in meine Obhut gelangte.
Anfangs war dieses Wellensittichmännchen ein wenig eingeschüchtert, denn die neue Freiheit war ihm gänzlich unbekannt und er wirkte sogar ein wenig überfordert, aber auch glücklich. Er war Morgen für Morgen aufs Neue erstaunt darüber, den Schlafkäfig verlassen und sich frei bewegen zu dürfen. Ich musste in der ersten Zeit nach seinem Einzug ins Vogelzimmer sogar behutsam nachhelfen und das Metalloberteil hochheben, um eine größere Ausflugsöffnung zu schaffen, weil er das Türchen nicht als Ausgang erkannte. Vor allem das Landen fiel ihm in der neuen Umgebung in den ersten zwei Wochen noch schwer, weil er einfach nicht wusste, welche Orte sich als Landeplätze eignen – ihm fehlte die Erfahrung. Glücklicherweise konnte er viele wichtige Dinge lernen, indem er sie sich bei den anderen Vögeln abschaute, denn er war ein aufmerksamer Beobachter und für einen Wellensittich überdurchschnittlich klug. So gelang es ihm, sich im Eiltempo einzuleben und seine Schüchternheit ebenso wie die anfängliche Unsicherheit abzulegen.
Nach der Eingewöhnung wurde er zusehends entspannter und blühte bald auf. Es dauerte nicht lange, bis Liriel seinen eigentlichen Charakter entfaltete. Er war ein fröhlicher und höflicher sowie zurückhaltender Vogel, der aus verständlichen Gründen leider große Angst vor Menschen hatte. Sobald ich in der Nähe war, wurde er recht nervös, was aber angesichts seiner Vorgeschichte verständlich war. Mit den anderen Vögeln verstand er sich blendend. Er legte keinerlei aggressives Verhalten an den Tag und hielt sich bei kleinen Rangeleien um die besten Plätze am Futternapf meist im Hintergrund. Man sah ihm beim Singen seiner schönen Wellensittichlieder förmlich an, wie wohl er sich in seinem neuen Leben fühlte.
Es dauerte übrigens nicht lange, bis er sich in eine der gefiederten Single-Damen des Schwarms verliebte. Relativ bald nach seinem Einzug ins Vogelzimmer kam er mit Niobe zusammen, die er durch sein hartnäckiges Werben dem Schwarmkollegen Max ausspannte. Sie waren einige Monate ein sehr verliebtes Paar, bis Liriel durch eine schwere Mauser enorm geschwächt war und sich vorübergehend weniger intensiv um seine anspruchsvolle Partnerin kümmern konnte. Niobe wandte sich prompt von ihm ab, aber er war trotzdem nicht allein, denn ein anderes Weibchen nutzte die Gunst der Stunde: Himalia. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, ihn als Partner zu gewinnen. Also wich sie nicht mehr von Liriels Seite und wurde so bald seine neue Gefährtin. Als er am Morgen des 13. September 2006 plötzlich unter schweren Herz-Kreislauf-Störungen litt, saß sie in seiner Nähe und zwitscherte hin und wieder. Ich wollte ihn zum Tierarzt bringen, aber alles ging viel zu schnell und er schloss seine Augen für immer. Mein einziger Trost war: Er war nicht allein, als er starb, sondern befand sich im Kreis seiner Freunde und in unmittelbarer Nähe seiner Partnerin. Ich hoffe, er hat es gespürt, wie sehr er geliebt worden ist – von seinen gefiederten Freunden und natürlich auch von mir.
Liriels Farbschlag nennt sich Europäisches Gelbgesicht Mutation I (EGG I) und Opalin. Er war ein wirklich hübscher Kerl. Allerdings dürfte er in den Augen vieler Züchter zu schmächtig gewesen sein, denn für einen Halbstandardsittich war er ziemlich mager und klein. Glück für mich, denn mir war es egal, welche Zuchtqualitäten er aufwies. Für mich zählte nur sein liebenswerter Charakter.
Bedeutung des Namens
Wie so viele meiner anderen Vögel, trug auch Liriel einen astronomischen Namen – in seinem Fall allerdings einen fiktiven. Im Fantasy-Romanzyklus um den Planeten Darkover der leider verstorbenen Autorin Marion Zimmer Bradley ist Liriel einer der vier Monde dieses Planeten, auf dem die Geschichten spielen.