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Niobe, adoptiert am 25. Juni ’04, † 17. März ’06
Im Sommer 2004 änderte sich das Leben für einen hübschen, weiblichen Wellensittich namens Jimmy schlagartig. Als der Partner dieser Vogeldame starb, beschlossen ihre Halter, dass es Zeit würde, den ewigen Kreislauf zu durchbrechen. Sie wollten nicht immer wieder einen neuen Partner für einen verwitweten Wellensittich zu sich holen, um wieder zwei Vögel im Haus zu haben. Weil Jimmy aber auf keinen Fall allein bleiben sollte, entschlossen sie sich dazu, ein neues Zuhause für sie zu suchen. Sie baten den Tierarzt, der Jimmys Partner leider trotz aller Bemühungen nicht hatte retten können, in dieser Sache um Hilfe. Und dieser Tierarzt war damals auch der Tierarzt des Birds-Online-Schwarms. Er stellte einen Kontakt zwischen Jimmys Haltern und mir her, weil er von meiner Wellensittich-Vermittlungstätigkeit wusste. Eine knappe Stunde nach meinem Anruf bei den früheren Haltern trafen diese bei mir ein und brachten den Vogel gleich wie zuvor vereinbart mit.
Da sie kerngesund war, durfte die Wellensittichdame sofort ins Vogelzimmer ziehen und somit die anderen Vögel des Birds-Online-Schwarms kennenlernen. Angesichts der vielen unbekannten Artgenossen war sie zu Beginn aber eher verwirrt und eingeschüchtert. In den ersten drei Tagen war sie leider ein wenig ängstlich und sie traute sich nicht in die Nähe der anderen Vögel. Das war kein Wunder, schließlich hatte sie wenige Tage zuvor ihren langjährigen Partner und ihr Zuhause verloren. Zum Glück siegte bald aber doch die Neugier und sie schloss nach anfänglicher Zurückhaltung rasch Freundschaften im Schwarm. Niobe war ein ausgesprochen sanftmütiges, wenig aggressives Weibchen, sodass sie sich sogar mit den anderen gefiederten „Mädels“ bestens verstand. Einzige Ausnahme von dieser Regel: Wenn irgendein anderer Vogel dreisterweise an einer Karotte nagte, die sie gerade selbst vernaschen wollte, wurde Niobe richtig wütend. Karotten waren ihre Lieblingsnahrung, weshalb man Niobe nur selten ohne ihr „Karottengesicht“, also die orange verfärbten Gesichtsfedern, sah. Tag für Tag legte sie neues „Make-up“ auf, und das oft nicht gerade dezent, sondern ziemlich kräftig.
Ursprünglich hatte ich den Vogel übrigens in ein neues Zuhause vermitteln wollen und mit den ehemaligen Besitzern eine vorübergehende Aufnahme in meine Obhut abgesprochen. Allerdings war der Zeitpunkt für die Suche nach einem neuen Zuhause denkbar ungünstig: Ende Juni stand die Urlaubszeit kurz bevor und es fand sich niemand, der den Wellensittich hätte aufnehmen wollen. Gut, zugegebenermaßen gab es eine Interessentin in meiner Familie, die sich beim ersten Anblick in den Vogel verliebte. Diese Anfrage erreichte mich allerdings erst einige Wochen, nachdem der Sittich zu mir gekommen war. In der Zwischenzeit hatte sich die gefiederte Dame so gut eingelebt und mit den anderen Vögeln angefreundet, dass ich es nicht mehr übers Herz gebracht hätte, sie nach ihren anfänglichen „Startschwierigkeiten“ wieder aus dem Schwarm zu reißen. Ich beschloss im August 2004, dass sie für immer bleiben sollte und gab der zu dieser Zeit etwa fünf Jahre alten Vogeldame ihren neuen Namen, der sie damit offiziell zu einem Mitglied des Birds-Online-Schwarms machte.
Drei Monate nach ihrem Einzug, also im November 2004, verliebte sie sich in Max und war für einige Monate seine Partnerin. Er war allerdings recht eigenbrötlerisch – genau wie sie. Deshalb wandte sie sich leider bald wieder von ihm ab. Im Frühling 2005 eroberte Liriel ihr Herz, bis zum Herbst desselben Jahres wich sie nicht von seiner Seite und ließ sich ständig von ihm füttern. Ich dachte schon, sie würde bald aus allen Nähten platzen. Doch plötzlich hörte Liriel damit auf, sie zu füttern, weil er durch eine starke Mauser geschwächt war. Niobe, ganz die verwöhnte Dame, schmollte und ließ sich prompt „scheiden“. Der soeben geschlechtsreif gewordene, ausgesprochen charmante Nik nutzte die Gelegenheit und nahm wenige Tage später den Platz an ihrer Seite ein. Die beiden Vögel führten bis zu Niobes Tod eine innige Beziehung.
Das Aussehen der schönen Vogeldame war etwas ganz Besonderes, denn Niobe gehörte einer seltenen Gestaltsmutation der Wellensittiche an. Die komplizierte Fachbezeichnung für ihr Äußeres lautet „Europäisches Gelbgesicht Mutation II Grauflügel normal Hellblau mit Spitzhaube„. Es sei übrigens noch angemerkt, dass ich keineswegs farbenblind bin. Der Grundton des Gefieders war bei Niobe tatsächlich blau, allerdings war er gelb überhaucht, weshalb der Gesamteindruck eines hellen Grüntons entsteht. Derlei Äußerlichkeiten waren und sind mir aber ohnehin egal. Man konnte Niobe einfach nur lieben, wenn man sie erst einmal kennengelernt hatte – ihr Aussehen spielte dabei gar keine Rolle. Sie war eine zauberhafte, ausgeglichene Vogeldame mit einer geradezu ansteckenden Fröhlichkeit. Den Männchen gegenüber verhielt sie sich allerdings wie bereits weiter oben erwähnt durchaus recht anspruchsvoll. Im gesamten Vogelschwarm war sie beliebt, auch die Katharinasittiche mochten den freundlichen Wellensittich. Eine ihrer besonders lustigen Eigenarten war ihre Vorliebe für einen Mittagsschlaf auf dem geöffneten Käfigtürchen. Sie lag dort gern bäuchlings und ziemlich platt, weshalb ich ihr den Spitznamen „Flunder“ gegeben habe.
Ohne jedes Anzeichen einer vorangegangenen Krankheit starb sie in den frühen Morgenstunden des 17. März 2006. Als ich morgens ins Vogelzimmer kam, lagen ihre sterblichen Überreste auf dem Boden des Käfigs, als würde Niobe dort schlafen. Neben ihr hielt der schüchterne Ares die Totenwache. Er scheint ein heimlicher Verehrer der schönen Vogeldame gewesen zu sein, denn er kraulte hingebungsvoll ihr Köpfchen, als ihre Seele längst gegangen war. Leider hat Niobe seine innige Zuneigung nicht mehr erleben können. Ihr Tod riss ein Loch in den Schwarm. Ich werde diese liebenswerte Vogeldame niemals vergessen.
Bedeutung des Namens
In der griechischen Mythologie war Niobe die Tochter des Tantalus und seiner Frau Amphion. Da ich meine Vögel damals meist nach astronomischen Objekten benannt habe, habe ich den Namen Niobe gewählt, der in der Astronomie einen Kleinplaneten bezeichnet.