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John, adoptiert am 8. Dezember ’07, † 6. Dezember ’08
Im Herbst 2007 kontaktierten mich eine Bekannte und baten mich darum, einem sehr alten Wellensittich ein Zuhause zu geben. Sie und ihre Familie hatten den Vogel selbst eine Weile zuvor bei sich aufgenommen, weil sie seinerzeit noch weitere Wellensittiche beherbergten. Leider hatte er einst unter schlechten Haltungsbedingungen leben müssen, wodurch er körperlich gezeichnet war. Der Zustand des Vogels war anfangs nicht sehr gut gewesen, aber es war der Familie gelungen, ihn aufzupäppeln und wieder zu Kräften kommen zu lassen. Neben diesem Wellensittich und seinen Artgenossen wohnten hauptsächlich größere Papageien bei den Vogelfreunden. Nach und nach verkleinerte sich der Wellensittichbestand, bis schließlich nur noch John übrig war. Der alte Vogelmann war bei den Vogelfreunden trotz seines hohen Alters regelrecht aufgeblüht, doch dann plötzlich allein, und das sollte nicht so bleiben.
Damit er auch weiterhin in Gesellschaft von Artgenossen leben können würde, suchten sie ein neues Zuhause für ihn. Sie baten mich darum, ihn aufzunehmen. Denn abgesehen davon, dass er zu anderen Wellensittichen ziehen sollte, braucht er eine behindertengerechte Umgebung. Sein linker Fuß war gelähmt und mit dem rechten hatte er ebenfalls einige Probleme, wenn er sich auf Stangen halten wollte. Weil er nicht richtig auf dem gelähmten Fuß stehen konnte, belastete er die hintere Seite des Beines, die eine stark beanspruchte Hautpartie aufwies und vom Halter sehr gut beobachtet werden musste. Ständig bestand die Gefahr, dass sich eine Druckstelle bilden könnte, was wiederum zu einer Entzündung führen könnte. Aus diesem Grunde war John ein pflegeintensiver Vogel, der ein gehöriges Maß an Aufmerksamkeit benötigte.
Weil ich schon viele gehandicapte Vögel gepflegt habe, fühlte ich mich der Aufgabe gewachsen, John zu adoptieren. Deshalb sagte ich spontan zu und freute mich schon auf den kleinen Kerl. Am 8. Dezember 2007 waren die aus Süddeutschland stammenden Vogelfreunde in meiner damaligen Nachbarstadt, weil sie dort beruflich zu tun hatten. So konnten sie den Vogel gleich mitbringen. Ich traf sie dort und holte John ab.
Weil er im Vorfeld von einem Vogel-Facharzt sehr gründlich untersucht worden war, musste er nicht in Quarantäne bleiben und konnte noch am selben Nachmittag in mein Vogelzimmer einziehen. Erst hatte ich überlegt, ihm nach dem aufregenden und langen Transport noch einen Abend Ruhe in einem Käfig im Wohnzimmer zu gönnen. Aber kaum hörte er meine Vögel, rief er auch schon und versuche aus dem Käfig auszubrechen. Also beugte ich mich und brachte ihn ins Vogelzimmer.
Dort angekommen, gesellte er sich sofort zu den anderen Vögeln. Anfangs war er noch schüchtern, aber das legte sich bald und er begann zaghaft Freundschaften zu schließen. Glücklicherweise lernte er auch schnell, an welchen Stellen er mit seinem gelähmten Fuß Halt finden konnte. Trotz seines hohen Alters von mindestens 14 Jahren lebte er sich erstaunlich schnell ein und wurde Teil des Schwarms. Ich hoffte, dass er hier auf seine alten Tage noch einmal eine Frau finden würde, die ihm zärtlich den Kopf kraulen würde. Aber die Dinge kamen anders, denn ich dachte in die falsche Richtung … Im Mai 2008 freundete er sich sehr eng mit Woodstock an. Monatelang waren beiden Herren unzertrennlich, sangen gemeinsam und kraulten sich gegenseitig so ausgiebig das Köpfchen, dass ich schon befürchtete, irgendwann würden die beiden eine Glatze haben.
Es freute mich jeden Tag aufs Neue, die beiden gefiederten Herren so glücklich zu erleben. Sie waren so sehr ineinander vernarrt, dass sie nachts auf derselben Schaukel schliefen. Schulter an Schulter und mit engem Körperkontakt genossen sie die Nachtruhe. Doch dann kam der Tag des Abschieds. Am Morgen des 6. Dezember 2008 war Johns altes Herz zu schwach geworden. Er war von der Schaukel auf den Boden geklettert, sein Freund Woodstock folgte ihm und gab ihm Wärme und Geborgenheit, während John friedlich einschlief und für immer seine Augen schloss. Den charmanten, fröhlichen alten Vogelmann mit seinem einzigartigen, oft leicht etwas erstaunt wirkenden Blick werde ich nie vergessen. In meinem Herzen wird immer ein Platz für ihn sein.
Johns Farbschlag nennt sich einfaktoriger Australischer Schecke in Opalin mit der Grundfarbe Hellgrün.