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Küken mit Befiederungsstörungen

Bei jungen Wellensittichen oder Nestlingen anderer Vogelarten können unterschiedliche Arten von Gefiederstörungen vorkommen. Manche treten auf, weil die Eltern den Küken die Federn ausreißen. Sowohl die Väter als auch die Mütter können hierbei Aggressionen gegenüber ihrem Nachwuchs zeigen. Andere Gefiederprobleme werden durch Krankheiten verursacht, die für viele sehr junge Vögel sogar tödlich enden können. Hier sei vor allem PBFD genannt, siehe weiter unten.

In diesem Kapitel werden einige typische Gefiederstörungen kurz vorgestellt. Sollten sich in einer Brut defekte Federn bei einem Jungtier zeigen, während gleichzeitig der Verdacht besteht, es könne sich um die Symptome einer ernsthaften Krankheit handeln, sollte man umgehend einen vogelkundigen Tierarzt zu Rate ziehen!

Plötzlich großflächig fehlende Federn

Dieser 17 Tage alte Jungvogel hatte großes Pech und ein Teil seiner Federn auf dem Rücken ist ihm von seiner Mutter ausgerissen worden
Dieser 17 Tage alte Jungvogel hatte großes Pech und ein Teil seiner Federn auf dem Rücken ist ihm von seiner Mutter ausgerissen worden

Manche Vogelweibchen legen ein aggressives Verhalten gegenüber ihrem eigenen Nachwuchs an den Tag, weil sie innerlich unter Druck stehen, siehe ausführliche Beschreibung dieses Phänomens. Anfangs deutet beim Züchten nichts auf die bevorstehenden Probleme hin. Doch irgendwann beginnt die Vogelmutter plötzlich damit, ihren Küken die Federn auszureißen. Typische Bereiche des Körpers, die von derlei Rupfattacken betroffen sind, sind der Hinterkopf, der Nacken oder der Rücken. Meist leiden ältere Jungtiere unter diesem Fehlverhalten ihrer Mütter und ihnen fehlen nach den Angriffen sehr viele Federn. Mitunter ist sogar die Haut blutig, weil die Vogelmutter viele Federn gleichzeitig herausgerissen hat. Hierbei besteht immer die Gefahr, dass ein wenig Haut mit abgerissen wird. In besonders extremen Fällen beißt das Vogelweibchen obendrein in die nackte Haut der Nestlinge, so dass nicht nur Federn fehlen, sondern auch Bisswunden zu sehen sind.

Es ist wichtig, in einem solchen Fall nach der Ursache zu forschen, weshalb die Vogelmütter derart aggressiv sind. Die Ursache muss behandelt werden, und gegebenenfalls kann es sinnvoll sein, die Jungtiere von ihrer Mutter zu trennen. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn sie bereits so alt sind, dass sie ihre Körpertemperatur selbst halten können und ohnehin kurz vor dem Flüggewerden sind.

Spärlich wachsende, brüchige Federn

Weil dieser junge Wellensittich während der Wachstumsphase zu wenige Nährstoffe erhalten hat, leidet das Tier an einer Gefiederstörung
Weil dieser junge Wellensittich während der Wachstumsphase zu wenige Nährstoffe erhalten hat, leidet das Tier an einer Gefiederstörung

Erhalten die Elternvögel während der Brutphase kein hochwertiges und vor allem nährstoffreiches Aufzuchtfutter, kann es geschehen, dass die Jungtiere an einem Nährstoffmangel leiden. Dieser äußert sich unter anderem in einem gestörten Federwachstum. Bei betroffenen Nestlingen wachsen die Federn entweder sehr spät oder stark verkümmert. Oft sind sie brüchig und struppig, sie glänzen nicht und viele bleiben übermäßig lang in den silbrigen Hüllen (Federscheiden) stecken. Um eine ernährungsbedingte Gefiederwachstumsstörung zu vermeiden, muss stets auf ein ausgewogenes, vitamin- und nährstoffreiches Futterangebot geachtet werden. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

In seltenen Fällen kann außerdem eine organische Störung das Gefiederwachstum verzögern oder stören. Das heißt, ein hiervon betroffener Jungvogel kann aufgrund einer Fehlfunktion eines inneren Organs oder seines Verdauungstraktes die Nährstoffe aus der Nahrung nicht richtig verwerten. Dadurch können sich Gefiederwachstumsstörungen ergeben, die von einer Mangelernährung hervorgerufen werden, die möglicherweise entsteht, obwohl hochwertiges Futter gereicht wird.

Ausfallende Schwung- und Schwanzfedern sowie verdrehte Federn

Schon kurz vor dem Verlassen des Nestes sind bei diesem an der Französischen Mauser erkrankten Wellensittichweibchen die großen Federn ausgefallen
Schon kurz vor dem Verlassen des Nestes sind bei diesem an der Französischen Mauser erkrankten Wellensittichweibchen die großen Federn ausgefallen

Bei jungen Wellensittichen treten vergleichsweise häufig zwei unterschiedliche Viruserkrankungen auf, die zu Befiederungsstörungen führen können. Eine dieser Erkrankungen ist die ansteckende und nicht heilbare Französische Mauser. Sie wird durch Polyomaviren hervorgerufen, die sich meist von den Eltern auf ihre Jungen übertragen. Oft entwickeln sich die mit diesen Viren infizierten Jungtiere anfangs noch völlig normal. Nur bei wenigen Küken zeigen sich bereits erste Gefiederstörungen, währen sie noch im Nest von den Eltern versorgt werden. Wenn die Jungtiere alt genug sind, um das Nest zu verlassen, kann es dann geschehen, dass ihnen plötzlich mehr oder minder viele Schwung- und Schwanzfedern ausfallen. Hierdurch werden viele betroffene Vögel flugunfähig. Man nennt sie deshalb auch Renner oder Hopser.

Es kann jedoch auch einen schweren Verlauf geben, bei dem sich der Gesundheitszustand infizierter Nestlinge innerhalb kürzester Zeit rapide verschlechtert. Viele sterben, ohne dass bereits Gefiederschäden zu sehen sind. Deshalb ist nicht immer klar, dass eine Virusinfektion hinter dem frühen Tod der Küken stecken könnte.

Durch PBFD verursachte Befiederungsstörung
Durch PBFD verursachte Befiederungsstörung

Die zweite Viruserkrankung, die bei Wellensittichen für gravierende Gefiederstörungen verantwortlich ist, nennt sich PBFD. Sie wird durch Circoviren hervorgerufen. Im Vergleich zur Französischen Mauser ist eine durch Circoviren verursachte Erkrankung in ihrem Verlauf oftmals sehr viel heftiger. Das heißt, der Großteil der Jungvögel, die sich sehr früh in ihrem Leben anstecken, sterben meist sehr schnell. Wenn sie sich etwas später anstecken, zeigen sich oftmals schon bald erste Wachstumsstörungen des Gefieders. Wenn sie das Nest verlassen, sind bei diesen Vögeln häufig erhebliche Defekte im Gefieder zu beobachten. Betroffen sind nicht immer nur die großen Federn an den Flügeln und am Schwanz, sondern ebenso das Kleingefieder an Kopf, Brust, Bauch und Rücken. Infolge einer PBFD-Erkrankung können zudem verdrehte Federn auftreten. Oftmals entfalten sich die Federn nicht richtig und sie wirken wie verklebt. PBFD ist hochgradig ansteckend und nicht heilbar. Infizierte Tiere sollten nach Möglichkeit nicht an Vogelhalter mit gesunden Vogelschwärmen verkauft oder abgegeben werden.

Generell sollte nicht mehr mit Vogelbeständen gezüchtet werden, in denen PBFD und/oder die Französische Mauser vorhanden ist.

Titelbild dieser Seite © Petra Schröder