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Aufbaunahrung
Unter bestimmten Umständen kann es vorkommen, dass Vögel an Gewicht zunehmen müssen. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn sie schwer erkrankt sind und infolge dieser Erkrankung abgenommen haben. Untergewicht kann für Vögel problematisch sein, insbesondere wenn sie so sehr abgenommen haben, dass sie extrem dünn und körperlich geschwächt sind. Es ist in einer solchen Situation wichtig, den Vögeln einerseits Energie zuzuführen, andererseits aber auch hochwertige Nährstoffe. „Leere Kalorien“ helfen zwar beim Zunehmen, doch die entsprechenden Nahrungsmittel, in denen sie enthalten sind, geben dem Körper meist nur wenige Nährstoffe. Gerade diese sind aber für Vögel, die beispielsweise durch eine schwere Erkrankung stark abgenommen haben, besonders wichtig. Ein Vogelhalter sollte sich deshalb darum bemühen, einen untergewichtigen Vogel, der nach Absprache mit einem Tierarzt zunehmen sollte, auf sinnvolle Weise darin zu unterstützen, an Gewicht zuzulegen und gleichzeitig wichtige Vital- und Nährstoffe aufzunehmen.
Wann ist energie- und nährstoffreiche Kost notwendig?
In den meisten Fällen muss die Aufbaunahrung nicht nur während einer akuten Erkrankung gereicht werden, sondern vor allem im Anschluss daran, um den Vogel wieder zu Kräften kommen zu lassen. Leidet ein Ziervogel an einer schweren Krankheit, verliert er rasch an Gewicht und wird beispielsweise durch eine Erkrankung des Kropfes mit Erbrechen oder aufgrund starken Durchfalls schnell sehr mager. Auch wenn ein Vogelweibchen ein großes Gelege produziert und dementsprechend eine große Anzahl Jungvögel aufgezogen hat, kann es vorkommen, dass die Vogelmutter anschließend sehr dünn und körperlich erschöpft ist. Darüber hinaus benötigen viele Vogelweibchen, die von einem sogenannten Legezwang betroffen sind, Aufbaunahrung. Heimvögel, die ihrem Halter entflogen und danach eine Weile draußen in der Natur umhergeirrt sind, sind nach dem Einfangen oft sehr dünn, weil sie während ihres „Ausflugs“ kaum passende Nahrung gefunden haben. Bei diesen Tieren kann es ebenfalls sinnvoll sein, sie mit Aufbaukost zu päppeln.
Am Gewicht lässt sich die Notwendigkeit einer speziellen Ernährungsform ebenfalls in vielen Fällen ablesen. Das Normalgewicht eines durchschnittlich großen Wellensittichs (Halbstandard) liegt bei rund 40 g, ein Standardwellensittich beziehungsweise Ausstellungsvogel darf in etwa 50 g wiegen, wenn sein Gewicht im grünen Bereich liegen soll. Sehr kleine Wellensittiche, die auch als Hansi-Bubis bezeichnet werden, haben häufig ein Normalgewicht von 35 g. Weil jeder Vogel eine individuelle Lebensweise hat – die einen fliegen mehr und sind daher schlanker, die anderen fressen mehr und sind folglich besser „gepolstert“ -, kann das „Wohlfühlgewicht“ um ± 3,5 bis 5 g um die zuvor genannten Zahlen schwanken. Grob vereinfacht ausgedrückt ist das Gewicht eines Vogels tendenziell zu niedrig, wenn er sein Normalgewicht um mehr als 15 % unterschreitet. Das entspräche bei einem zierlich gebauten Halbstandard-Wellensittich einem Gewicht von weniger als 34 g. Dauerhaft sollte ein Vogel die Gewichtsmarke „Normalgewicht minus 15 %“ nicht unterschreiten, weshalb man seine Tiere in einem solchen Fall von einem vogelkundigen Tierarzt untersuchen lassen und in Absprache mit diesem einen Ernährungsplan aufstellen sollte.
Es gibt allerdings Ausnahmen von dieser Regel. Manche Vögel sind sehr athletisch und bewegen sich extrem viel. Es kann bei ihnen normal sein, dass sie sehr schlank und damit leicht sind ohne dass eine Erkrankung sie hat abmagern lassen. Somit sollte immer der jeweilige Einzelfall mit all seinen Rahmenbedingungen genau betrachtet werden!
Aufbaunahrung trotz normalem oder zu hohem Gewicht
Wird ein Vogel über einen längeren Zeitraum falsch ernährt, kann es geschehen, dass er übergewichtig ist, aber trotz allem unter Nährstoffmangel leidet. Das heißt, er hat zuvor wahrscheinlich sehr einseitiges Futter erhalten, das fettreich war, aber kaum Vitamine und Mineralstoffe geliefert hat.
Ein solches Tier braucht eine spezielle Aufbaunahrung, die einerseits nicht zu fetthaltig ist und andererseits über einen hohen Nährstoffgehalt verfügt. Vögel, die von diesem Problem betroffen sind, sollten in jedem Fall von einem vogelkundigen Tierarzt betreut werden. Eventuell vorhandene Organschäden müssen abgeklärt werden, damit die Ernährung entsprechend angepasst werden kann. Von einer Nahrungsumstellung oder gar Diät in Eigenregie ist bei solchen Tieren dringend abzuraten.
Vorsicht nach Vogelrettungen
Ich bin selbst seit vielen Jahren im Tierschutz aktiv und habe bereits mehrfach von tragischen Fällen gehört, in denen Vögel aufgrund einer gut gemeinten und besonders gehaltvollen Ernährung nach ihrer Rettung bald gestorben sind. Woran liegt das? Sind Vögel aus sehr schlechten Haltungsbedingungen gerettet worden und haben sie lange Zeit unter einer Fehlernährung gelitten, möchten viele Vogelhalter diesen Tieren möglichst bald zu einer ausgewogenen Ernährung verhelfen. Noch bevor sie einen Tierarzt aufsuchen, stellen sie die Ernährung der Vögel auf gesunde Kost um oder reichen den Tieren besonders viel Futter.
Manche Vögel sind durch die Fehlernährung dermaßen geschwächt, dass ihr Verdauungstrakt mit normaler, gesunder Kost ohne langsame Umstellung nicht zurechtkommt. Innerhalb kürzester Zeit entstehen heftige Verdauungsbeschwerden und die Vögel sterben im schlimmsten Fall daran. Deshalb sollten aus schlechter Haltung gerettete Tiere im ersten Schritt einen vogelkundigen Tierarzt vorgestellt werden, um mit ihm die nächsten Schritte zu besprechen. Dazu gehört auch eine Umstellung der Ernährung und wie diese gestaltet werden sollte. Das heißt: Erst nach einem Besuch eines fachkundigen Tierarztes und einer genauen Abstimmung eines Ernährungsplans sollte die Kost der Vögel Schritt für Schritt umgestellt werden.
Gehaltvollere Körnermischung
Während einer Aufbaudiät kann man den Anteil ölhaltiger Saaten im Körnerfutter für einige Tage um 2 bis 4 % erhöhen. Das bedeutet: Normalerweise enthält das gängige Körnerfutter der meisten Vogelarten kaum Ölsaaten. Gibt man zur Stärkung und als besonderen Leckerbissen zu Aufbauzwecken einige fettreiche Körnchen wie zum Beispiel Mohn, Nigersaat, Hanf oder Sesam hinzu, wird das Futter gehaltvoller, bleibt dabei aber insgesamt recht ausgewogen.
Auch sehr feine, ungesalzene Erdnussstückchen sind eine gute Kraftnahrung, von der ein kleiner Heimvogel wie Wellensittich jedoch allenfalls zwei, drei Bröckchen pro Tag erhalten sollte. Wichtig ist, dass die Erdnüsse auf keinen Fall mit Schimmel belastet sein sollten, wie es bei Erdnüssen aus Großpapageienfutter leider häufig der Fall ist. Ein weiterer gern genommener energiehaltiger Leckerbissen sind Pinienkerne. Sie sind in kleinen Mengen in Lebensmittelqualität als Zutat für Salate in Supermärkten erhältlich.
Ihren Vogel wird es sicher freuen, wenn er während einer Aufbaudiät ein wenig mehr von seinen Lieblingsleckereien naschen darf. Meist sind es Kolbenhirse oder Kräcker (Knabberstangen), die bei den Sittichen besonders gut ankommen. Diese Energiespender – vor allem Honigkräcker sind echte Kalorienbomben – helfen dem Vogel dabei, seinen Körperfettanteil zu erhöhen. Sie können Ihren Vögeln natürlich auch selbst energiereiche Knabberstangen backen, siehe Rezept-Kapitel. Es sei allerdings angemerkt, dass diese Futtermittel zwar energiereich sind, aber eine langfristige Ernährung, die vor allem auf Kolbenhirse und Kräckern basiert, liefert zu wenige Nährstoffe und es kann zu gravierenden Mangelerscheinungen kommen. Deshalb sollten diese Futtermittel lediglich vorübergehend vermehrt verfüttert werden, und das auch nur in Kombination mit anderem nährstoffreichem Futter.
Zucker als Aufbauhelfer
Über das Trinkwasser kann man untergewichtigen Heimvögeln als Notfallmittel vorübergehend ein wenig Traubenzucker oder Honig verabreichen. Diese beiden Nahrungsmittel schmecken den Tieren nicht nur gut, sie sorgen beim Trinken zudem für eine zusätzliche Portion Energie.
Vorsicht: Zucker in jeglicher Form (Kristallzucker, Honig, Traubenzucker und Fruchtzucker) liefert zwar Energie, aber keine Nährstoffe. Doch gerade diese sind für Vögel nach einer Erkrankung oder anstrengenden Lebensphase besonders wichtig. Außerdem ist zu bedenken, dass manche Vögel aufgrund einer chronischen Grunderkrankung beziehungsweise einer akuten Pilzerkrankung keinen Zucker zu sich nehmen dürfen.
Nährstoffreiche Nahrungsmittel
Besonders wichtig ist bei einer Aufbaudiät eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen. Zum Einträufeln ins Trinkwasser hält der Fachhandel spezielle flüssige Vitaminzusätze bereit, von denen jedoch viele im Grunde genommen nur mit Multivitaminsaft für Menschen vergleichbar sind. Das heißt im Klartext: Sie riechen gut, färben das Wasser ein wenig, nutzen den Vögeln aber kaum. Vogelkundige Tierärzte können Produkte empfehlen oder verkaufen, die auf die Bedürfnisse der Vögel zugeschnitten sind und sie ausreichend mit Nährstoffen versorgen. Solche Präparate kosten zwar ein bisschen mehr als die Mittel aus dem Zoofachhandel, bringen aber dafür auch einen ungleich höheren Nutzen für die Tiere mit sich.
Neben all den auf dieser Seite erwähnten Nahrungsmitteln sollte Frischkost wie Obst, Gemüse oder Küchenkräuter sowie Grünfutter aus der Natur bei der täglichen Ernährung Ihrer Vögel keinesfalls fehlen, denn nur wenn sie diese Futtermittel erhalten, nehmen die Tiere auf gesunde Weise dauerhaft an Gewicht zu und werden gleichzeitig mit wichtigen Nährstoffen versorgt.
Hochkalorischer Futterbrei
Der gut sortierte Fachhandel bietet mit Pulvern zur Herstellung hochkalorischen Futterbreis eine hochwertige Aufbaukost für Heimvögel an. Dieses Breifutter wird jedoch von vielen Vögeln nicht freiwillig gefressen. Es muss dann per Kropfsonde direkt in den Kropf gegeben werden. Diese Zwangsfütterung muss erlernt werden, weil sie die Gefahr birgt, dass man versehentlich anstelle der Speiseröhre die Luftröhre erwischt und den Vogel mit dem Brei tötet. Sehr schwache Vögel, die eine solche Zwangsernährung mit Brei benötigen, um zu Kräften zu kommen, sind deshalb meist bei erfahrenen Tierärzten am besten aufgehoben. Viele vogelkundige Tierärzte oder Tierkliniken nehmen solche Patienten stationär auf, um sie für einige Zeit mit dem Breifutter versorgen zu können.
Es kann jedoch durchaus sein, dass man Vögel hat, die Breifutter auch selbst aufnehmen und schlucken. Sie bereits im Vorfeld daran zu gewöhnen, während sie nicht krank und bedürftig sind, ist ein guter Weg. Falls es dann irgendwann zu einer Notsituation kommen sollte, in der die Vögel hochkalorischen Futterbrei fressen sollten, kennen sie diesen und nehmen ihn dann problemlos an, ohne dass man sie in die Obhut eines Tierarztes geben müsste.