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Fehlende Krallen und Zehen
Zunächst einmal soll an dieser Stelle eine genaue Erläuterung der Begriffe Krallen und Zehen gegeben werden, denn oft werden sie falsch benutzt. Viele Vogelhalter verwenden das Wort Kralle, wenn sie eigentlich einen Zeh meinen. Man hört also gelegentlich, dass dieser oder jener Vogel eine steife Kralle habe oder dass ihm eine Kralle fehle. Bei genauem Nachfragen stellt sich dann nicht selten heraus, dass ein kompletter Zeh gemeint ist und nicht nur die aus Hornmaterial bestehende Kralle. Das, was bei uns Menschen der Zehnagel ist, ist bei einem Vogel die Kralle. Wenn also mehr fehlt als nur dieser Bereich, dann spricht man von amputierten Zehen. Demnach fehlt bei einer Zehenamputation immer auch die Kralle, bei einer amputierten (ausgerissenen) Kralle kann aber der restliche Zeh noch intakt sein.
Aufgrund eines angeborenen Defekts oder durch äußere Gewalteinwirkung können einem Vogel eine oder mehrere Krallen sowie ganze Zehen fehlen. Der Grad der daraus entstehenden Behinderung hängt maßgeblich von drei Faktoren ab, die sich gegenseitig beeinflussen können:
- Anzahl der fehlenden Krallen/Zehen
- Position der fehlenden Kralle(n)/Zehe(n)
- Länge des jeweils verbliebenen Zehenstumpfes
Papageien und Sittiche haben im Normalfall vier Zehen und ebenso viele Krallen an jedem Fuß. Bei gesunden Vögeln weisen die beiden inneren Zehen stets nach vorn, die beiden äußeren grundsätzlich nach hinten. So können die Vögel Äste umgreifen und finden beim Klettern idealen Halt. Bei anderen Vogelarten ist die Zehenstellung gegebenenfalls anders. So weisen beispielsweise bei Diamanttauben drei Zehen nach vorn und ein Zeh nach hinten.
Ganz unabhängig davon, welche Zehenstellung eine Vogelart aufweist, so gilt in aller Regel: Je mehr Krallen oder Zehen fehlen beziehungsweise je kürzer die Zehenstümpfe sind, desto schlechter kann ein Vogel klettern oder sich an Sitzästen festhalten. Dies erklärt sich dadurch, dass er mit jeder fehlenden Kralle einen „Widerhaken“ weniger zur Verfügung hat, mit dem er sich am Ast oder Untergrund festhalten kann. Und je kürzer der Zehenstumpf ist, desto weniger Halt bietet er. Fehlen die Krallen der vorderen Zehen oder sind diese teilweise amputiert worden, kann der betroffene Vogel schlechter von unten nach oben klettern, weil ihm die Krallen zum Einhaken im Untergrund beziehungsweise die Zehen zum Umgreifen eines Astes fehlen.
Nach hinten gerichtete Zehen, die keine Krallen aufweisen, verursachen meist weniger Probleme, aber im Einzelfall kann es auch hierdurch zu massiven Einschränkungen der Kletterfähigkeit der Vögel kommen. Sind die Zehenstümpfe beispielsweise obendrein extrem kurz, können sich die betroffenen Vögel kaum noch auf der Stange halten, sie kippen oft nach hinten oder rutschen auf einem schrägem Untergrund nach unten (hinten).
Sind alle vier Zehen eines Fußes weit oben amputiert worden, fehlt dem Vogel faktisch der gesamte Fuß. Die Situation der hiervon betroffenen Vögel ist deshalb vergleichbar mit derjenigen von Vögeln, denen der gesamte Fuß amputiert wurde.
Passende Sitzgelegenheiten
Ist nur ein Fuß betroffen, können die Vögel ihre Behinderung oft gut ausgleichen. Schwierig wird es, wenn an beiden Füßen Krallen und/oder Zehen fehlen. Vor allem Papageien und Sittiche mit ihrer Vorliebe fürs Klettern haben dann unter erheblichen Einschränkungen ihrer körperlichen Fähigkeiten zu leiden. Für sie sind stark schwankende, dünne Sitzgelegenheiten meist problematisch, weil die Tiere nur allzu leicht abstürzen könnten. Breite, möglichst stabil angebrachte Sitzgelegenheiten sind für sie besser geeignet. Auch Sitzbrettchen oder weiche Vogelliegen werden meist gern angenommen.
Weil die Füße bei fehlenden Zehen oftmals in eine leichte Fehlstellung rutschen, kann es geschehen, dass sich an der empfindlichen Haut Druckstellen bilden. Aus ihnen können Sohlengeschwüre entstehen, die überaus schmerzhaft sind und bei fortschreitender Entzündung unter Umständen nur noch durch eine Beinamputation behoben werden können. Deshalb ist es wichtig, dass Halter von Vögeln, denen Krallen und/oder Zehen fehlen, die Füße ihrer gefiederten Schützlinge mehrmals wöchentlich auf das Vorhandensein von Druckstellen hin überprüfen.
Kletterhilfen anbieten
Um Vögeln, denen Krallen und/oder Zehen fehlen, das Leben zu erleichtern, sollte man im Käfig beziehungsweise in der Zimmervoliere sowie im Freiflugzimmer neben den gängigen Kletterästen auch Klettergelegenheiten aus griffigem und vor allem rutschfestem Material anbieten, weil sich darauf auch mit Zehenstümpfen ohne Krallen Halt finden lässt.
Bestens geeignet sind hierfür Korkplatten oder zurecht gesägte Korkrindenstücke. Stellt man diese schräg auf, können die meisten Vögel auch ohne vollzählige Krallen kleinere Höhenunterschiede kletternd überwinden, was ihnen sonst nur schwer möglich wäre.
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