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Shiva, adoptiert am 7. Januar ’07, † 22. November ’10
Ende 2006 wurde im Raum Mannheim ein Fall von Animal Hoarding bekannt, also vom Horten beziehungsweise krankhaft bedingten Sammeln von Tieren. Als eine mit mir befreundete Vogelschützerin damals in einem Wellensittichforum aus erster Hand über die Zustände in der völlig verdreckten Wohnung berichtete, war ich wie die meisten tierlieben Menschen schockiert. Die Vogelfreundin war gemeinsam mit anderen Tierschützern und dem zuständigen Amtstierarzt in jene Wohnung gerufen worden, in der es vor Wellensittichen nur so wimmelte. Aus einst vier bis sechs Vögeln, so der damalige Halter der Tiere, die sich unkontrolliert fortgepflanzt hatten, war innerhalb recht kurzer Zeit ein circa 150-köpfiger Vogelschwarm geworden. Zwischen Bergen von Unrat und in unfassbarem Dreck – die Käfige wurden nur sehr selten gereinigt – lebten diese vielen Wellensittiche. Unter ihnen waren einige Tiere, die sich verletzt hatten und nicht tierärztlich behandelt worden waren. Kämpfe unter den sicherlich aufgrund der unschönen Umgebung gestressten Vögeln wären als mögliche Ursache für so manche Narbe denkbar. Die Vögel wurden aus den schlechten Haltungsbedingungen befreit und man gab den Großteil der Wellensittiche nach einer Reihe medizinischer Untersuchungen zur Vermittlung frei.
Einige Tiere hatten jedoch das Pech, körperlich behindert zu sein, was eine Vermittlung für gewöhnlich erheblich erschwert. Einer dieser Handicap-Vögel war ein gelb-grüner, noch sehr junger männlicher Wellensittich, der nur noch einen intakten Flügel hatte. Noch bevor ich ihn gesehen hatte, hörte ich von ihm und sagte zu, ihn zu adoptieren, damit er fortan in meinem behindertengerecht eingerichteten Vogelzimmer leben können würde. Als ich den Wellensittich am 7. Januar 2007 schließlich endlich persönlich sah, war es augenblicklich um mich geschehen. Er war unglaublich charmant, kein bisschen ängstlich und ließ sich sofort nach dem Einzug in den Quarantänekäfig erst einmal minutenlang von mir mit dem Finger sanft am Kopf kraulen. Ohne jeden Zweifel hatte Shiva sein Leben zuvor in einem stark verdreckten Zuhause gelebt und er war davon schwer gezeichnet. Aber er hatte nie seelische Grausamkeiten durch Menschen erfahren, sonst wäre er mir gegenüber nicht von Anfang an so aufgeschlossen und vertrauensvoll gewesen. Der frühere Halter war gegenüber seinen Tieren also nicht grausam, sondern lediglich in sträflichem Maße unaufmerksam in Bezug auf die Hygiene gewesen.
Ich wollte wissen, was mit dem defekten linken Flügel geschehen war, und schaute ihn deshalb genauer an. Auf der Haut fand ich einige winzige Narben und ich fragte mich, woher sie wohl stammen könnten. An Shivas rechten Fuß war ebenfalls eine Narbe zu sehen, denn an jener Stelle, wo normalerweise eine intakte Kralle sein sollte, war nur noch ein Klumpen Horngewebe vorhanden. Am linken Fuß hatte der Vogel in der Vergangenheit an einem der vorderen Zehen einen glatten Durchbruch erlitten, der ihm später zwar keine Schmerzen mehr bereitete, aber mitunter verdrehte sich der nicht mehr richtig zusammengewachsene Zeh in die absonderlichsten Positionen. Um auf Nummer sicher zu gehen, ließ ich Shiva von einem Vogel-Tierarzt untersuchen. Auch er bemerkte sofort die Narben am Flügel. Am wahrscheinlichsten war die Erklärung, dass Shiva in der verschmutzten Wohnung von einer Ratte gebissen worden war – die Narben am Flügel haben jedenfalls so ausgesehen. Es ist deshalb leider sehr wahrscheinlich, dass Shiva als Nestling von einem der Nagetiere angefressen worden war, die in der verdreckten Wohnung unter dem Unrat gehaust hatten. Wie schrecklich es für den armen Vogel gewesen sein muss, bei lebendigem Leib von einer Ratte angefressen zu werden, mag ich mir allerdings wirklich lieber nicht vorstellen …
Doch trotz alledem war Shiva zeitlebens freundlich und fröhlich. Anfangs versuchte er noch zu fliegen, aber bald fand er sich mit seinem Schicksal ab und stellte die Flugversuche ein. Deshalb konnte ich es wagen, ihn schon wenige Tage nach seiner Ankunft ins Vogelzimmer einziehen zu lassen, weil kaum noch Unfallgefahr für ihn bestand. Zunächst hoffte ich noch, dass das Gefieder nachwachsen würde und der quirlige Kerl irgendwann doch durch das Vogelzimmer fliegen können würde. Die Jugendmauser brachte aber leider keine Besserung, der Flügel war so stark beschädigt worden, dass Shiva für den Rest seines Lebens flugunfähig blieb. Aus dem Narbengewebe konnten keine Federn mehr wachsen. Aber das schien ihm nicht viel auszumachen, denn er fand im Vogelzimmer vor allem unter den anderen „Fußgängern“ schnell einige enge Freunde. Seine besten Kumpel waren die beiden flugunfähigen Vogelmännchen Satyr und Woodstock.
Während seiner Quarantänezeit in meiner Obhut teilte er sich den Käfig mit der ebenfalls aus der dreckigen Wohnung stammenden Indira. Sie war aufgrund einer beidseitigen Beinfehlstellung noch schwerer gehandicapt als Shiva. Das störte ihn jedoch nicht und er schloss sie schon bald in sein Herz. Die beiden Vögel waren bis zu seinem Tode ein echtes Traumpaar. Jeden Tag schmusten und kuschelten sie stundenlang miteinander. Auch ich wurde während der Zeit in Quarantäne mit einbezogen. Für die beiden Vögel gab es allem Anschein nach nichts Schöneres, als abends gemeinsam auf meinem Schoß zu liegen und sich den Kopf von mir kraulen zu lassen. Shiva zwitscherte seiner Partnerin dabei immer leise seine Lieder ins Ohr. Auch als er längst im Vogelzimmer wohnte, ließ er sich nach wie vor gern von mir kraulen, was ich natürlich ebenfalls sehr genoss.
Doch das Glück währte für Shiva leider nicht allzu lang und er gehörte nicht zu den Vögeln, die besonders alt werden. Ende November 2010 entdeckte ich plötzlich eine Schwellung in seinem Bauch. Einen Tag nach dieser unschönen Entdeckung, also am 22. November 2010, brachte ich Shiva zu meinem Tierarzt, der eine Röntgenaufnahme anfertigte und den Verdacht äußerte, es könnte sich ein Tumor in Shivas Bauch befinden. Mithilfe einer Operation wollte er dies klären. Während des Eingriffs stellte er fest, dass zwei große Tumoren in Shiva wucherten, die bedauerlicherweise inoperabel waren. Um dem kleinen Patienten weiteres Leid zu ersparen, wurde Shiva in der Narkose eingeschläfert. Obwohl ich wusste, dass es für ihn das Beste gewesen ist, zerriss es mir das Herz, ihn auf diese Weise zu verlieren, zumal er erst etwa vier Jahre alt war. Shiva war für mich immer etwas Besonderes, er fehlt mir sehr und ich werde sein wunderbares, zutrauliches und vertrauensvolles Wesen nie vergessen. Auch Indira trauerte nach seinem Tod um ihn und schloss sich zeitlebens keinem anderen Männchen mehr so eng an, wie sie es zuvor mit ihm getan hatte.
Shivas Farbschlag nennt sich Rezessiver Schecke in olivgrün.
Bedeutung des Namens
Vor einiger Zeit hatte ich bei der Namensfindung das alte Sanskrit bemüht und der gehandicapten Vogeldame Tara zu ihrem Namen verholfen. Bei diesem hübschen Wellensittichmännchen sollte es ebenfalls ein Begriff aus dem indischen Sprachraum sein, weshalb ich mich beim Durchstöbern der Namenslisten bald für Shiva entschied. Dies ist der Name eines Hindu-Gottes, der einerseits für die Zerstörung und andererseits für die Neuerschaffung steht. Zu dem jungen Wellensittich passte der Name insofern, als dass er einst Zerstörung an seinem eigenen Körper erlebt hatte und durch den Einzug in mein Vogelzimmer sozusagen eine Erneuerung seines Lebens durchgemacht hat, die ihm hoffentlich gefallen hat.
Tierporträt von Indira und ihrem Partner Shiva
Kennen Sie die Tierporträt-Künstlerin Sandra Palme? Nein? Dann wird es aber höchste Zeit, dass Sie sie kennenlernen! Sie ist ausgesprochen talentiert und malt mit viel Liebe zum Detail und Einfühlungsvermögen Ihr Tier mit Bleistift oder in Pastell. Sandra hat meine beiden Vögel Indira und Shiva, die ein echtes Traumpaar waren und sich gern gemeinsam in ihre Lieblingsdecke kuschelten, ganz wunderbar in Szene gesetzt. Man sieht, dass in jedem Strich, in jeder Federfeinheit große Tierliebe steckt. Mit ihrem Werk hat sie das Wesen meiner Vögel eingefangen, sehen Sie selbst:
Danke, liebe Sandra, für dieses wunderschöne Kunstwerk, das meine zwei Lieblinge so herrlich zur Geltung bringt. Du hast Dich selbst übertroffen!
Die Künstlerin betreibt eine Website, auf der man Porträts bestellen kann. Sandra spricht Deutsch, man muss sie also nicht auf Englisch kontaktieren. Hier geht es zu ihrer Internetpräsenz: Tierportraits von Sandra Palme. Und auch via Facebook ist Sandra zu erreichen.