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Wellensittiche an Silvester
Drei, zwei, eins – Prosit Neujahr! Während wir Menschen mit unseren Sektgläsern anstoßen, gerät die Welt für unsere gefiederten Mitbewohner aus den Fugen. Ungewohnter Lärm und bunte Lichtblitze lassen viele Vögel anfangs vor Furcht erstarren. Ihr Blick wird zusehends angsterfüllter, und schließlich reicht eine Kleinigkeit, zum Beispiel ein lauter Böller vor dem Fenster, um sie gänzlich aus der Fassung zu bringen. Getrieben von ihrem Fluchtinstinkt, beginnen verängstigte Vögel in ihren Käfigen oder Zimmervolieren zu flattern. Dabei kann es zu schweren Verletzungen wie Flügelbrüchen, Platzwunden und im schlimmsten Fall sogar zum Genickbruch kommen. Solche Unfälle lassen sich jedoch leicht verhindern, zumindest bei Wellensittichen, die nicht überdurchschnittlich ängstlich veranlagt sind.
Für viele andere Heimvogelarten gelten die auf dieser Seite genannten Hinweise ebenfalls, probieren Sie es einfach aus!
Fenster verdunkeln
Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte die Fenster des Raumes, in dem die Tiere untergebracht sind, verdunkeln. Am besten funktioniert dies mit Außenrollos, die aber nicht in jedem Haus verfügbar sind. Verdunklungsrollos, die innen angebracht werden, halten einen Teil der Lichtblitze des Silvesterfeuerwerks draußen, dunkeln aber nicht so zuverlässig ab wie Außenrollos. Noch schlechter halten Jalousien aus Metall oder Stoff die Lichtblitze draußen, dasselbe gilt für die meisten Vorhänge aus Stoff.
Doch egal, über welche Verdunklungsmöglichkeiten das Zimmer verfügt, sie sollten genutzt werden. Je weniger intensiv die Lichtblitze des Feuerwerks in den Raum dringen, desto besser. Aber Achtung! Sind Vögel in einem stockdunklen Raum untergebracht, an dessen Fenstern die Rollläden heruntergelassen sind, kann es aufgrund der Geräuschkulisse an Silvester trotzdem zu sehr schweren Verletzungen bei den Tieren kommen, da sie vor dem Lärm zu fliehen versuchen. Deshalb sollten sie ihre Umgebung sehen, aber eben möglichst wenig von den Lichtblitzen mitbekommen.
Licht zur Beruhigung und bessere Orientierung
Ein Wellensittich, der sich in einem ausreichend beleuchteten Umfeld aufhält, nimmt die Lichtblitze und den Lärm des Silvesterfeuerwerks nicht so stark als beängstigend oder störend wahr wie ein Artgenosse, der in einem dunklen Raum ausharren muss. Das heißt für Sie: Ganz gleich, ob Sie zu Hause bleiben oder Silvester außer Haus verbringen möchten, sollten Sie unbedingt an das Wohl Ihrer Tiere denken und für sie das Licht einschalten. Zwar werden die Vögel dann unter Umständen erst sehr spät ungestört schlafen können – nämlich dann, wenn man das Licht ausschaltet –, aber dieser in der einen Nacht ausnahmsweise entstehende Schlafmangel ist weitaus weniger gefährlich für die Tiere als die typischen „Silvester-Verletzungen“, siehe unten.
Musik gegen die Angst
Harmonische, nicht zu laute Musik wirkt auf Vögel in aller Regel ausgesprochen besänftigend. In ihrer australischen Heimat leben Wellensittiche in Schwärmen. Sie fühlen sich dann besonders wohl, wenn sie eine beständige Geräuschkulisse aus Gesängen und Rufen ihrer Artgenossen hören. Das signalisiert ihnen, dass alles in Ordnung ist und sich kein Feind in der Nähe befindet. Denn wäre dem so, würden die Artgenossen still sein. An Silvester kann Musik deshalb ein guter Helfer beim Beruhigen ängstlicher Heimvögel sein. Sie gibt den Tieren meist ein Gefühl von Sicherheit.
Zudem kann die Musik einen Teil des Silvesterlärms übertönen. Hinzu kommt, dass ein Vogel, der durch die Musik ständig Geräusche hört, durch plötzlich einsetzende Knallgeräusche von Böllern oder Feuerwerksraketen weniger unerwartet „getroffen“ wird. Das Knallen fügt sich gewissermaßen in den Klangteppich der Musik ein und lässt die Vögel nicht so arg erschrecken. Dabei ist es nicht nötig, mit der Musik die Geräusche des Silvesterfeuerwerks zu übertönen. Zimmerlautstärke ist normalerweise ausreichend, damit sich Wellensittiche während des Jahreswechsels sicherer und wohler fühlen.
Umzug in den ruhigsten Raum
Sollten Sie extrem ängstliche Vögel halten, ist es sinnvoll, die Tiere an Silvester bereits einige Stunden vor Mitternacht in den ruhigsten Raum Ihrer Wohnung umziehen zu lassen, sofern sie nicht ohnehin dort leben. In manchen Wohnungen ist dies die in aller Regel fensterlose Abstellkammer.
Zwar sind solche winzigen Räume normalerweise absolut nicht als Aufenthaltsort für Vögel geeignet. An Silvester gelten aber andere Regeln, weil die „Knallerei“ für viele Tiere extremer Stress ist. Sogar sehr schreckhafte Vögel sind in beleuchteten Abstellkammern, in denen sie nicht zu laute beruhigende Musik hören, erfahrungsgemäß kaum aus der Ruhe zu bringen.
Fenster nicht öffnen
Eine weitere sehr wichtige Maßnahme ist, lediglich bis kurz vor Mitternacht zu lüften oder gegebenenfalls bis zum frühen Abend des Silvestertages, da in vielen Städten bereits ab dem Einsetzen der Dunkelheit Feuerwerkskörper gezündet werden. Insbesondere an windstillen Tagen reichert sich die Luft draußen mit Schadstoffen aus Silvesterraketen und Böllern an. Einerseits ist dies Feinstaub und andererseits tatsächlich giftige Substanzen in pulverisierter Form. Die Süddeutsche Zeitung berichtete darüber am 17. Mai 2010: Gift aus dem Funkenregen.
Diese Giftstoffe würden beim Lüften ins Haus gelangen und könnten der Gesundheit der Vögel schaden. Das Atmungssystem der Tiere ist sehr empfindlich und es ist deshalb nicht empfehlenswert, sie der potenziellen Vergiftungsgefahr auszusetzen. Lüften Sie sicherheitshalber erst einige Stunden nach dem Jahreswechsel, am besten ab dem Mittag des Neujahrstages.
Typische „Silvester-Verletzungen“
Trotz aller Vorsicht können sich panisch flatternde Vögel an Silvester schwere Blessuren zuziehen. Da die meisten Tiere in ihrem Käfig oder in ihrer Voliere zu fliegen beginnen, wenn sie vom Feuerwerk und Böllerlärm aufgeschreckt werden, sind einige Verletzungen charakteristisch für diese Situation. Im Folgenden finden Sie eine Auflistung einigen direkten mit Links zu den jeweiligen erläuternden Seiten dieses Internetprojekts; Sie finden dort mehr Informationen über die einzelnen Verletzungsarten:
- Platzwunden am Kopf
- Verletzungen der Wachshaut (Nase)
- Prellungen an Bauch und Brust
- Gesplitterter oder abgebrochener Schnabel
- Verstauchungen der Extremitäten (Flügel und Beine)
- Blutungen an den Flügeln durch ausgerissene Schwungfedern
- Gehirnerschütterung
- Innere Verletzungen durch Ganzkörperaufprall
- Knochenbrüche (meist an den Flügeln oder Beinen)
- Genickbruch
Falls Ihr Vogel nicht gerade tödlich verunglückt, sollten Sie das verletzte Tier beruhigen, Erste Hilfe leisten (siehe unten) und sofern erforderlich möglichst bald einem vogelkundigen Tierarzt vorstellen oder in schwerwiegenden Fällen sofort die nächstgelegene notdiensthabende tiermedizinische Einrichtung aufsuchen. Ein Familienmitglied oder ein Freund sollte daher nüchtern bleiben, um im Notfall ein verletztes Tier zum Arzt bringen zu können.
Erste Hilfe leisten
Es ist notwendig, dass man als Vogelhalter nach einem Unfall seines Tieres weiß, was zu tun ist, um den Patienten zu stabilisieren. Blutungen müssen schnellstmöglich gestoppt und Brüche müssen umgehend von einem fachkundigen Tierarzt behandelt werden. Letzteres gilt umso mehr, wenn es sich um offene Brüche handelt, bei denen Knochenteile aus einer Hautwunde ragen. Auch sollte man wissen, was im Falle einer Gehirnerschütterung zu tun beziehungsweise zu lassen ist (kein Rotlicht!).
Bringen Sie also am besten rechtzeitig vor Silvester Ihre Vogel-Hausapotheke für eventuell erforderliche Notfallmaßnahmen auf Vordermann und machen Sie sich mit den typischen Erste-Hilfe-Maßnahmen für Vögel vertraut.