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Maia, adoptiert am 22. Mai ’03, † 26. Februar ’06
Nahezu jeder Tierhalter erlebt Zeiten, in denen er sich der Verantwortung kurzzeitig nicht gewachsen fühlt, für seinen Pflegling ausreichend gut zu sorgen. So erging es offenbar auch der ehemaligen Besitzerin der freundlichen Wellensittichdame Maia, was dieser beinahe zum Verhängnis geworden wäre … Genau wie ihre gefiederte Freundin Vivian erkrankte sie schwer, beide Vögel litten wochenlang an starkem Durchfall. Die behandelnde Tierärztin, die seinerzeit auch meine Vögel betreute, räumte den beiden Sittichen aber trotz des schlechten Gesundheitszustandes Überlebenschancen ein und kämpfte um ihr Leben. Sie untersuchte die Tiere gründlich, setzte verschiedene Medikamente ein, nachdem sie deren Wirksamkeit überprüft hatte, und riet auch zu einer Futterumstellung und peinlich genauer Hygiene. Das Ganze war also relativ aufwendig für die frühere Halterin.
Für diese war es zu viel, sie war damit überfordert und sah sich außerstande, für zwei kranke Wellensittiche zu sorgen. Es gipfelte schließlich darin, dass sie die Tierärztin darum bat, die Sittiche einzuschläfern, weil das ja am einfachsten sei. Sie konnte und wollte die Verantwortung, kranke Vögel zu pflegen, nicht mehr länger (er-)tragen, erklärte sie der fassungslosen Tiermedizinerin. Zum Glück schlug ihr die Tierärztin diese Bitte aus und erklärte der Vogelhalterin, dass die Vögel überleben könnten, wenn man sich nur intensiv um sie kümmern würde. Überlebensfähige Vögel würde sie nie und nimmer einschläfern. Der ehemaligen Halterin behagte dies nicht, sie wollte die beiden kranken Vögel auf gar keinen Fall wieder mit nach Hause nehmen. Deshalb sagte die Ärztin zu, sie zu behalten und schnell ein Zuhause für die beiden noch immer von Durchfall geplagten Vogeldamen zu finden – und da kam ich ins Spiel.
Kurz nachdem mich die Helferin meiner Tierärztin am Morgen des 22. Mai 2003 angerufen und um Hilfe gebeten hatte, holte ich die beiden Vögel, die zu dieser Zeit noch andere Namen trugen, aus der nahe gelegenen Praxis ab. Wegen ihrer Erkrankung mussten sie bei mir erst einmal in Quarantäne bleiben und ich wollte sie zunächst ganz gesund pflegen, bevor sie zu meinen Vögeln ins Vogelzimmer ziehen sollten. Das Team der Arztpraxis kannte mich seit vielen Jahren, deshalb hatte mich die Helferin in diesem Fall kontaktiert, weil die Vögel nicht in der Praxis bleiben konnten. Rückblickend betrachtet, weiß ich nicht, was mich mehr schockierte: Der Anblick der beiden leidenden Vögel oder der ihrer Behausung, denn sie wohnten in einem niedrigen Hamsterkäfig! Ihr Käfig und sie selbst rochen außerdem so stark nach Zigarettenrauch, wie ich es zuvor noch nie bei Sittichen erlebt hatte, es war erschreckend. Noch grauenvoller war der Zustand des Futters in dem Fressnapf der Vögel, denn es war feucht und mit einer leichten Schimmelschicht bedeckt, weil die Sittiche ihren von der Durchfallerkrankung stark verflüssigten Kot hin und wieder in den Napf fallen lassen hatten. Kein Wunder, dass die Vögel schwer krank waren und trotz aller Bemühungen der Tierärztin nicht gesund geworden waren!
Bei mir angekommen, zog Maia zusammen mit ihrer Freundin in einen für Wellensittiche geeigneten und vor allem sauberen Krankenkäfig um. Dafür musste ich sie mit der Hand einfangen, wobei ich die Gelegenheit nutzte, sie abzutasten und zu wiegen. Maia war extrem abgemagert, sie brachte nur noch 32 Gramm auf die Waage (was sich bald änderte, denn Maia neigte zu Übergewicht). Laut Aussage der Vorbesitzerin hatte sie angeblich seit zwei Wochen fast nichts mehr gefressen. Ganz ehrlich, das verschimmelte, mit flüssigem Kot durchtränkte Körnerfutter hätte ich an ihrer Stelle auch nicht angerührt … Insofern wunderte es mich nicht, dass die Vögel in einem derart schlechten Zustand waren – um Vivian stand es leider kaum besser als um ihre Leidensgenossin.
Kaum entdeckten die beiden gesundheitlich schwer angeschlagenen Vogeldamen in ihrem Krankenkäfig den mit leicht verdaulichen Knaulgrassamen gefüllten und vor allem sauberen Napf, gab es kein Halten mehr. Mehr als eine Stunde machten sich die beiden Wellensittichweibchen gierig über diese feinen, bekömmlichen und doch nahrhaften Samen her, um sich danach weitere 30 Minuten lang am Körnerfutter gütlich zu tun. Ich habe noch nie erlebt, dass Vögel dermaßen ausdauernd fressen. Anschließend genehmigten sich die nach einer langen Hungerperiode endlich einmal satt gefressenen Vogeldamen ein paar Schlucke Wasser mit Aufbaupräparaten, und dann hielten die Vögel erst einmal einen stundenlangen Verdauungsschlaf vor der wärmenden Infrarotlampe. Derweil verhielt ich mich anfangs so ruhig wie möglich, um sie nicht zu stören. Doch bald bemerkte ich, dass selbst vergleichsweise laute Geräusche sie nicht zu wecken vermochten. Sie schliefen tief und fest – und ich hoffte, der Schlaf würde sie bei der Genesung unterstützen.
Zum Glück ging es mit der Gesundheit meiner beiden Patientinnen dann tatsächlich schnell bergauf. Maia, die zum Zeitpunkt der Adoption drei Jahre alt war, konnte schon wenige Tage nach ihrer Ankunft in meiner Obhut zusammen mit ihrer Freundin Vivian ins Vogelzimmer einziehen, in dem sie sich sofort heimisch fühlte. Im Herbst 2003 eroberte sie schließlich Rudis Herz, der ihr seitdem bis zu seinem Tode ein ausgesprochen liebevoller Partner war. Sie trauerte sehr um ihren geliebten Gefährten, fand aber bald eine neue Liebe, denn kurz nach Rudis Tod zog Charly ins Vogelzimmer ein. Er sah Maias verstorbenem Mann zum Verwechseln ähnlich und war zudem ein ebenso großer Charmeur wie dieser, sodass sie sich gewissermaßen innerhalb von Sekunden in ihn verliebte und bald seine Partnerin wurde. Nebenher flirtete er kräftig mit vielen anderen Damen, was Maia allerdings nicht schlimm zu finden schien. Sie war trotzdem immer freundlich und liebenswert und überschüttete ihn mit ihrer Zuneigung. Eifersucht war einfach nicht ihr Ding.
Maias Farbschlag nennt sich Opalin und ihre Federn waren hellblau. Ihr besonderes Erkennungsmerkmal war ihr Silberblick. Ihr linkes Auge schielte leicht nach innen bzw. vorn, was sie jedoch in keiner Weise einzuschränken schien. Auf mich wirkte sie immer so, als würde sie ganz normal sehen können. Leichte O-Beine hatte sie übrigens auch, das heißt, ihre Knochen waren ein wenig verformt. Das dürfte auf eine Mangelernährung während der Wachstumsphase zurückzuführen sein.
Als erwachsene Vogeldame war sie dafür (viel zu) wohlgenährt. Weil sie von ihren Partnern ständig gefüttert wurde, war Maia seit ihrem Einzug in mein Vogelzimmer recht pummelig – Diäten halfen bei ihr leider nicht. Ihr pralles Bäuchlein hinderte sie ein wenig daran, athletisch durchs Vogelzimmer zu fliegen. Ihr Flugstil erinnerte eher an den einer Hummel und sie klang wie ein lauter Helikopter. Ohnehin saß sie lieber gemütlich auf einem Ast und ließ sich erst von Rudi und später von Charly mit Futter und Köpfchenkraulen verwöhnen.
Am Abend des 26. Februar 2006 geschah etwas Furchtbares. Maia breitete ihre Flügel aus und setzte zum Flug an – ihrem letzten, denn er endete tragisch. Sie holte Schwung und rammte ein Hindernis. Im Weg war nur die Fensterbank, die sie wohl von unten erwischt haben muss. Dabei brach sie sich das Genick. Ich fand ihren noch warmen Leichnam unter der Fensterbank auf dem Boden liegend. Ihre Flügel waren ausgebreitet, als wolle sie selbst im Tod noch fliegen … Maia, meine zauberhafte „Hummel“, ich vermisse Dich! Und ich danke Dir für alles, für Deine Freundlichkeit und die schöne Zeit, die wir miteinander hatten. Zum Glück hat Dich das Schicksal zu mir geführt und ich hoffe, Du hast die Zeit in meinem Vogelschwarm genossen.
Bedeutung des Namens
Auch in Maias Fall blieb ich meiner Tradition treu, meine Vögel nach astronomischen Objekten zu benennen. Sie trug den Namen eines Sternes der Plejaden, einem offenen Sternhaufen, der im Sternbild Stier zu finden ist. In der griechischen Mythologie waren die Plejaden die sieben Töchter der Pleione und des Atlas.