Augenentzündungen

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!
Infolge einer schweren Augenentzündung sind die Lider geschwollen und gerötet, außerdem hat sich ein Augenödem gebildet.
Infolge einer schweren Augenentzündung sind die Lider geschwollen und gerötet, außerdem hat sich ein Augenödem gebildet.

Um es gleich vorweg zu schicken: „DIE“ Augenentzündung gibt es nicht. Vielmehr treten bei Vögeln unterschiedliche Erkrankungen der Augen in Erscheinung, die umgangssprachlich alle als Augenentzündung bezeichnet werden. Für einen Laien ist es meist schwierig, die einzelnen Erkrankungen zu erkennen, denn die Symptome ähneln einander in vielen Fällen. Aus dem Grund sollte zur sicheren Diagnosestellung grundsätzlich ein erfahrener Tierarzt zurate gezogen werden. So kann nicht nur festgestellt werden, welche Augenerkrankung im jeweiligen Einzelfall vorliegt, sondern es kann auch eine auf den Vogel individuell abgestimmte Therapie eingeleitet werden, und das am besten so schnell wie möglich.

Im Folgenden werden einige typische Augenkrankheiten beziehungsweise Typen von Augenentzündungen vorgestellt.

Bindehautentzündung (Konjunktivitis)

Wegen einer Bindehautentzündung ist das untere Augenlid dieses Wellensittichs stark geschwollen und gerötet, weil das Tier wiederholt an seinem Auge gerieben hat.
Wegen einer Bindehautentzündung ist das untere Augenlid dieses Wellensittichs stark geschwollen und gerötet, weil das Tier wiederholt an seinem Auge gerieben hat.

Eine bei Vögeln gelegentlich auftretende Augenerkrankung ist die Bindehautentzündung, in der medizinischen Fachsprache wird sie Konjunktivitis genannt. Sie äußert sich bei Vögeln durch Schwellungen der Lider und der Augengegend, wässrige Augen, milchig-eitrigen Ausfluss im Augenwinkel, Krusten und Borken an den Augenlidern und im umliegenden Gefieder sowie oft durch Brennen oder heftigen Juckreiz. Letztes lässt sich daran erkennen, dass die betroffenen Vögel sich häufig in der Nähe ihrer Augen kratzen oder ihre geschlossenen Augen an Gegenständen wie beispielsweise Ästen reiben. Vor allem dadurch entstehen oft die Schwellungen in der Augengegend.

Mitunter ist die Schwellung so stark, dass der Vogel die Lider nicht mehr öffnen kann. Dabei sind die Lider oft auch deutlich gerötet. Je nachdem, wie schwer der Juckreiz oder das Brennen im individuellen Fall ausgeprägt sind, wird so oft gekratzt, dass die Federn rund um das erkrankte Auge ausgerissen werden. Das geschieht deshalb, weil bei Augen- und Bindehautentzündungen Eiter und wässriges Sekret austreten, die das umliegende Gefieder verkrusten lassen. Zerrt ein erkrankter Vogel mit den Krallen an diesen Krusten, reißt er sich die Federn gleich büschelweise aus der Haut. Mitunter kommt es jedoch nicht zu einem Federverlust, die Schwellung erweckt lediglich diesen Anschein: Die durch die Reizung geschwollene Haut rund um das Auge wölbt sich so sehr auf, dass es so aussieht, als habe sich der erkrankte Vogel die Federn ausgerissen.

Bei einer Augenentzündung tritt oft vermehrt Tränenflüssigkeit aus, die die Federn verklebt und unordentlich aussehen lässt, siehe Pfeilmarkierung.
Bei einer Augenentzündung tritt oft vermehrt Tränenflüssigkeit aus, die die Federn verklebt und unordentlich aussehen lässt, siehe Pfeilmarkierung.

Auch blutig gekratzte Haut in der Augengegend ist keine Seltenheit, wenn die schützende Federschicht erst einmal fehlt. Diese Wunden können sich ihrerseits entzünden, was zu so starken Schwellungen führt, dass das Gesicht des betroffenen Vogels entstellt wirkt. In besonders schweren Fällen zerreißen die Vögel mit ihren Krallen beim Kratzen ihre Augenlider. So weit sollte es kein Vogelhalter kommen lassen, denn derart schwere Augenlidverletzungen heilen oft schlecht und es bleiben zeitlebens Narben zurück. Herausgerissene Teile der Augenlider wachsen zudem nicht mehr nach und verursachen später Probleme wie trockene Augen, weil die Sehorgane durch die defekten Augenlider nicht mehr vollständig bedeckt und befeuchtet werden können.

Bei der Behandlung von Bindehautentzündungen und anderer Augeninfektionen kommen bei Vögeln wie beim Menschen Augensalben mit Antibiotika oder Augentropfen zum Einsatz. Ein Tierarztbesuch ist unbedingt erforderlich, denn nur der Arzt kann die notwendigen Medikamente verordnen.

Nicht selbst experimentieren!
Von einer eigenmächtig eingeleiteten Therapie mit einer selbst ausgewählten Salbe oder mit Augentropfen ist dringend abzuraten. Viele gängige und in der Humanmedizin bewährte Präparate sind für Vögel unerträglich und können im ungünstigsten Fall zu einer lebenslangen Erblindung führen!

Der Gang zum Tierarzt ist aus einem weiteren Grund sehr wichtig: Oft entsteht eine Augenentzündung, wenn der Vogelkörper durch eine vorangegangene andere Infektion geschwächt worden ist. Sollte im Körper des Vogels eine weitere Krankheit schlummern, so gilt es, diese rasch zu entdecken.

Achtung
In manchen Fällen zeigt sich die Papageienkrankheit durch eine Bindehautentzündung. Fühlt sich ein betroffener Vogel extrem schlapp und zeigt er neben der Augenentzündung außerdem Atemwegsprobleme, sollten Sie das Tier zu seiner und Ihrer eigenen Sicherheit unbedingt auf die Erreger der Psittakose untersuchen lassen.

Weitere Arten von Augenentzündungen

Im Auge dieses Wellensittichs hat sich eine Entzündung ausgebreitet, weshalb es gelblich aussieht.
Im Auge dieses Wellensittichs hat sich eine Entzündung ausgebreitet, weshalb es gelblich aussieht.

Es können weitere Arten von Augenentzündungen in Erscheinung treten, bei denen nicht die Bindehaut, sondern die Hornhaut betroffen ist. Wird sie verletzt, kann es zum Eindringen von Keimen und dadurch zur Ausbreitung einer Infektion kommen. Auch die sogenannte Uvea, eine Haut im Auge, kann sich entzünden. Dann wird von einer Uveitis gesprochen. Dies ist stark vereinfacht dargestellt, ein erfahrener Arzt muss eine exakte Diagnose stellen, um eine Therapie festlegen zu können. Denn unabhängig davon, um welche der drei möglichen Uveitis-Formen es sich handelt, ist eine solche Erkrankung für den betroffenen Vogel schmerzhaft und sehr unangenehm. Zudem ist seine Sehfähigkeit eingeschränkt. Ferner kann sich die Regenbogenhaut entzünden, hierbei spricht man von einer Iritis. Sie tritt meist gemeinsam mit einer Uveitis der mittleren Augenhaut auf.

Bei einigen der genannten Erkrankungen kann es zu Verfärbungen des Auges und sogar zu Verformungen der Pupille kommen. Wer dies bei einem Vogel beobachtet, sollte umgehend einen erfahrenen Tierarzt – am besten einen Tier-Augenarzt – aufsuchen.

Eskaliert eine Augenentzündung, kann es im ungünstigsten Fall geschehen, dass das Auge platzt und operativ entfernt werden muss. Dies ist bei dem auf den folgenden Bildern gezeigten Katharinasittich bedauerlicherweise geschehen, obwohl rechtzeitig ein Behandlungsversuch unternommen wurde.

Das sollten Sie bei der Behandlung beachten

Entzündetes Auge eines Katharinasittichs.
Entzündetes Auge eines Katharinasittichs.

Leidet einer Ihrer Vögel an einer Augenentzündung, sollten Sie ihn sicherheitshalber von seinen Artgenossen isolieren, denn es besteht mitunter die Gefahr einer Ansteckung. Klären Sie dies sicherheitshalber unbedingt mit dem behandelnden Tierarzt ab. Den erkrankten Vogel zu separieren, hat einen weiteren Vorteil: Häufig können an einer Augenentzündung erkrankte Vögel vorübergehend nicht gut sehen, weshalb sie unfallgefährdet sind und zu ihrer eigenen Sicherheit vorübergehend keinen Freiflug erhalten sollten.

Den Boden des Krankenkäfigs sollten Sie nicht mit Sand bedecken, da der feine Sandstaub das erkrankte Auge erheblich reizen könnte. Besser ist es, den Boden mit Zeitungs- oder Küchenpapier zu bedecken, weil es nicht staubt. Auch Buchenholzgranulat kann genutzt werden, denn es staubt nur minimal. Die meisten Vögel, die sich aufgrund einer Augenentzündung nicht wohlfühlen, genießen eine Bestrahlung mit einem Infrarot-Dunkelstrahler. Achten Sie jedoch unbedingt darauf, dass Ihr Vogel einen Rückzugsbereich ohne direkte Wärmestrahlung aufsuchen kann.

Weil das verklebte Gefieder in der Augengegend zusätzlichen Juckreiz oder unangenehmes Ziehen verursacht, ist es ratsam, die Krusten vorsichtig zu lösen und zu entfernen. Verwenden Sie hierfür ein Wattestäbchen, das Sie mit klarem Wasser oder noch besser mit steriler Kochsalzlösung ohne Konservierungsstoffe (in Apotheken oder Drogeriemärkten erhältlich) angefeuchtet haben. Damit können Sie die verklebten und verkrusteten Federn betupfen, das Wasser oder die Kochsalzlösung einweichen lassen und durch sehr vorsichtiges Reiben einige Zeit später die Krusten aus den Federn lösen. Lassen sich die Beläge dadurch nicht entfernen, reiben Sie lieber nicht weiter, um eine weitere zusätzliche Reizung der Augengegend zu vermeiden.

In vielen Internetforen wird dazu geraten, die Augen mit Kamillentee zu spülen. Dieser Rat kann gefährlich sein, denn Kamille greift unter bestimmten Umständen die empfindlichen Schleimhäute der Augen an und kann zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Vogels führen. Sprechen Sie solche Therapieschritte deshalb immer mit dem behandelnden Tierarzt ab.

Falls Ihr Vogel unablässig an seinen Augen reibt und kratzt, kann dies die Heilung verlangsamen oder gar verhindern. In manchen Fällen ist es sinnvoll, den gefiederten Patienten vorübergehend eine Halskrause vom Tierarzt anlegen zu lassen. Ein solcher Halskragen hindert die Vögel daran, sich an den Augen zu kratzen und weiteren Schaden an den ohnehin schon überreizten Organen zu verursachen.

Achtung
Hornhautödem bei einem Wellensittich.
Hornhautödem bei einem Wellensittich.

Leidet ein Vogel nicht nur unter einer Augenentzündung, sondern trübt sich gleichzeitig das Auge ein, sollte dies unbedingt sofort dem behandelnden Tierarzt mitgeteilt werden. Bei einer solchen Eintrübung – das Auge sieht milchig aus – könnte es sich um ein Ödem in der Hornhaut handeln. Wird es rasch mit den richtigen Augentropfen behandelt, kann es sich zurückbilden und dem Vogel bleibt eine lebenslange Seheinschränkung erspart. Bildet sich die Trübung nicht zurück, ist das Sehvermögen des Vogels dauerhaft stark eingeschränkt. Bedauerlicherweise ist jedoch nicht jede Eintrübung des Auges behandelbar. Steckt kein Hornhautödem dahinter, sondern eine andere Ursache wie etwa Grauer Star, bleibt die milchige Stelle im Auge und der Vogel kann deshalb schlecht oder gar nicht mehr sehen.

Augentropfen oder -salben richtig anwenden

Leidet ein Vogel an einer Augenentzündung, kann es erforderlich sein, Augentropfen oder -salben anzuwenden. Es ist wichtig, diese Entscheidung durch einen fachkundigen, auf die Behandlung von Vögeln oder auf die Behandlung von Tieraugen spezialisierten Tierarzt treffen zu lassen. Manche Augenmedikamente aus der Humanmedizin können bei Vögeln zu schweren Schädigungen der Sehorgane führen, im schlimmsten Fall erblinden die Tiere. Deshalb sollten niemals in Eigenregie Augentropfen oder -salben bei erkrankten Ziervögeln eingesetzt werden.

Hat der Tierarzt ein Präparat festgelegt, sollte man sich unbedingt ganz strikt an die verordnete Dosis sowie die Behandlungsdauer halten. Auch wenn die Symptome abgeklungen zu sein scheinen, muss die Therapie bis zum vom Arzt verordneten Ende durchgeführt werden, weil es ansonsten zu schweren Rückschlägen kommen könnte.

Um bei einem kleinen Vogel Augentropfen anwenden zu können, muss man das Tier sicher im Fixiergriff festhalten.
Um bei einem kleinen Vogel Augentropfen anwenden zu können, muss man das Tier sicher im Fixiergriff festhalten.

Um Augentropfen oder -salben anzuwenden, fängt man den Vogel ein und hält ihn mit dem Fixiergriff fest, sofern es sich um einen kleinen Heimvogel handelt; größere Vogelarten müssen auf andere Weise sicher fixiert werden. Dann bringt man die Tropfen so in die Augen, dass man mit dem Kunststoffteil des Fläschchens die Augen nicht berührt. Dies ist wichtig, weil man so erstens eine Verletzung beim Vogel vermeidet und zweitens verhindert, dass Bakterien oder andere Krankheitserreger aus dem Auge an und in die Medikamentenflasche gelangen können. Augensalben trägt man nicht direkt aus der Tube auf, sondern gibt sie vorab auf ein sauberes Wattestäbchen und verteilt sie damit sehr behutsam auf den erkrankten Augen. Bitte verwenden Sie für jedes Auge und jede Behandlung ein frisches Wattestäbchen, um das Übertragen von Krankheitserregern vom einen Auge auf das andere oder eine erneute Ansteckung zu vermeiden.

Ähnliche Erkrankungen

Dieses Wellensittichweibchen litt unter einer massiven Zubildung im Auge, der Glaskörper war blutunterlaufen.
Dieses Wellensittichweibchen litt unter einer massiven Zubildung im Auge, der Glaskörper war blutunterlaufen.

Liegt eine starke Schwellung unterhalb eines Auges vor und ist hierbei das Lid nicht betroffen, könnte es sich bei der Erkrankung um eine Nasennebenhöhlenentzündung handeln. Bitte lesen Sie zudem auch die Beiträge über Gerstenkörner und Augentumoren. Darüber hinaus können Abszesse auf der Hornhaut des Auges auftreten, die sich als weiße, eitrige Flecken auf der Augenoberfläche zeigen.

Verletzungen der Augenlider oder Erkrankungen der Nickhaut (drittes Augenlid) können ebenfalls zu enormen Schwellungen und Rötungen führen. Außerdem kann es vorkommen, dass sich im Auge oder in der Augenhöhle Zysten sowie andere Wucherungen (Zubildungen) entwickeln. Darüber hinaus können sich am Auge Tumoren bilden. Bei dem in der Nähe dieses Absatzes gezeigten Wellensittich hat sich im Auge eine Zubildung entwickelt, die zu einer starken Schwellung geführt hat. Was auf den ersten Blick wie eine Augenentzündung ausgesehen hat, hat eine Operation nach sich gezogen, bei der dem erkrankten Vogel leider das Auge entfernt werden musste.